Artikel 27/10/2009

Sind IgG-Nahrungsmittel-Tests wirklich Schrott?

Team jameda
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Im Wissenschaftteil der SZ vom 22. Oktober 2009 wurde über IgG-Antikörpertests kritisch berichtet. Der Bericht gipfelt darin, dass behauptet wird, im Blut vorhandene Antikörper seien sogar Ausdruck von Gesundheit, also der Normalfall. In unserer Praxis werden IgG-Tests neben anderen allergologischen Diagnoseverfahren seit Jahren mit Erfolg eingesetzt. Wir können die Behauptungen in diesem Artikel nicht nachvollziehen.

Nahrungsmittel sowie diverse Zusatz- und Farbstoffe in Lebensmitteln können ernsthaft krank machen. Die betroffen Patienten sind alles andere als Hypochonder. Neben den klassischen Allergien, die überwiegend als Sofortreaktionen auftreten (Nachweis durch Hauttest bzw. IgE-Antikörper im Blut) und oftmals eine notärztliche Akutbehandlung notwendig machen, existieren zahlreiche weniger dramatische Unverträglichkeitsreaktionen. Häufig stellen wir in unseren Praxen pseudoallergische Unverträglichkeitsreaktionen fest, also Erkrankungen die allergieähnliche Symptome vortäuschen. Dazu zählen Laktose-, Fruktose- und Histamin-Intoleranz. Im Zuge einer Stufendiagnostik sollten zuerst ‘echte’ Allergien ausgeschlossen werden. Ein Großteil der Patienten leidet jedoch an Pseudoallergien. Zum Nachweis stehen validierte Testverfahren wie (H2)-Atemtest oder Enzymbestimmung (Diaminoxidase, Histamin im Blut/Stuhl) zur Verfügung. Sollten diese Tests negativ ausfallen und besteht weiterhin der Verdacht auf Lebensmittel induzierte Erkrankungen, sollten durchaus auch IgG-Tests in Erwägung gezogen werden. Niedrige IgG-Antikörper-Konzentrationen können in der Tat auch bei Gesunden auftreten und sogar Schutzfunktionen vor Allergien aufweisen. Massive Erhöhungen (stark positive Ergebnisse) zeigen jedoch immer eine abnorm erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom). Dies führt zwangsläufig zu einer massiven Bildung von IgG-Antikörpern, welche im Darm oder an anderen Orten Entzündungsreaktionen induzieren. Wir haben in unserer Praxis schon oft beobachtet, wie gezielte Diätmaßnahmen zur Besserung bei Migräne, Hauterkrankungen und Gelenkschmerzen beitrugen. Eine Forschergruppe um Atkinson publizierte 2004 in der Fachzeitschrift ‘GUT’ eine wissenschaftliche Arbeit, in der eindrucksvoll gezeigt wurde, dass Patienten mit Reizdarmsyndrom signifikant von einer Diät auf Basis eines IgG-Tests profitierten. Diese Arbeit wurde von Kritikern systematisch diskreditiert. Der Vorwurf einer fehlenden Plazebo-Kontrollgruppe entbehrt jedoch jeder Grundlage.

Natürlich dürfen Diätempfehlungen nicht fahrlässig ausgesprochen werden. Eingebettet in ein medizinisches Gesamtkonzept inklusive kompetenter Ernährungsberatung sind gezielte IgG-Tests hilfreich. Wer diese Tests pauschal ablehnt, macht es sich zu einfach und das von der SZ genannte Leitlinien-Papier darf nicht als unfehlbares Dekret verstanden werden.

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