Artikel 27/01/2016

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. Beckert

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Beckert interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Beckert, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden?

Herr Dr. Beckert: Bereits seit meiner Kindheit wollte ich Orthopäde werden. Mich motivierte eine damalige Fernsehserie, welche in einer orthopädischen Klinik spielte. Die Behandlung des gesamten Haltungs- und Bewegungsapparates, vom Säugling bis zum alten Menschen, mit all seinen konservativen und operativen Möglichkeiten, faszinierte mich. Mein Studium in Heidelberg bot mir außerdem die fantastische Möglichkeit, meine ärztliche Ausbildung und Tätigkeit an einer der renommiertesten und bekanntesten orthopädischen Universitätskliniken zu beginnen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Beckert: Die meiste Freude macht mir der direkte Patientenkontakt und die Möglichkeit als Privatarzt jede Patientin und jeden Patienten nach den individuellen Bedürfnissen und weitestgehend ohne Einschränkung der Therapiefreiheit behandeln zu können. Die größte Herausforderung sehe ich darin, auch bei schwierigen chronischen Krankheitsbildern, helfen zu können und den Betroffenen wieder Lebensqualität zu schenken.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Beckert: Häufigen Vorurteilen begegne ich eigentlich nicht. Manchmal ist es jedoch die Befürchtung, dass Orthopäden zu viel operieren oder, dass eine Behandlung mit Kortison schädlich ist. Diese Vorurteile treffen glücklicherweise nur in Ausnahmefällen zu. Ich sehe es als meine Aufgabe an, allen Patienten die wirksamste und zugleich schonendste Therapie zukommen zu lassen und Operationen nur dann zu empfehlen, wenn sie wirklich sinnvoll oder notwendig sind. Ohne den Einsatz von Kortison in der orthopädischen Schmerztherapie oder Arthrosebehandlung könnten wir vielen Patienten nicht wirksam und schnell genug helfen. Bei richtiger Anwendung sind die Nebenwirkungen von Kortison glücklicherweise gering und Schädigungen selten.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Beckert: Mir ist es wichtig Vertrauen aufzubauen und Hoffnung zu geben. Mit der Aussicht auf Linderung oder Heilung lassen sich bestimmte Situationen gut bewältigen. Ich bemühe mich außerdem, Behandlungen immer wieder zu optimieren und möglichst schonend sowie schmerzarm durchzuführen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt? Herr Dr. Beckert: Ich reagiere nicht etwa ungehalten, sondern gebe diesen Patienten ruhig zu verstehen, dass eine Behandlung nur erfolgreich sein kann, wenn Arzt und Patient zusammenarbeiten. Das erfordert manchmal auch ein nochmaliges längeres Gespräch und vor allem Geduld.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Beckert: Ich würde vermutlich die Reglementierung und Budgetierung in der Kassenmedizin abschaffen und dafür sorgen, dass Kassenleistungen angemessen bezahlt werden. Dann wären Kassenärzte auch nicht mehr aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, sogenannte „Igel-Leistungen“ mit zuweilen auch unwissenschaftlichen Behandlungsmethoden anzubieten, welche die Patienten selbst bezahlen müssen. Sie könnten ihren Patienten auch mehr Zeit zukommen lassen, so wie ich es als Privatarzt vermag. Solange jedoch das Geld der Versicherten offenbar zum Großteil in einen riesigen Verwaltungsapparat und die Pharmaindustrie fließt, wird sich wahrscheinlich nichts ändern.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Beckert: Ärzte müssen sich vor Aufnahme des Studiums ehrlich fragen, ob sie wirklich gern mit Menschen zusammen arbeiten wollen, ihnen zuhören und in die Augen sehen können, dazu fähig sind das Wohl der Patienten obenan zu stellen und auch, ob sie bestimmte ethische Grundeigenschaften besitzen, diesen Beruf überhaupt auszuüben. Es gibt leider wenige Kollegen, welche besser einen anderen Beruf hätten wählen sollen.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Beckert: In unserer Praxis werden moderne und wirksame minimal-invasive Verfahren im Rahmen der Wirbelsäulen-Schmerztherapie unter digital-unterstützter Bildkontrolle sowie digitales Röntgen eingesetzt. Darüber hinaus verwenden wir zwei moderne diagnostische Ultraschallgeräte und ein modernes Gerät zur fokussierten Stoßwellentherapie. Wir bieten außerdem als zertifizierter Anwender die Möglichkeit zur Orthokin-Arthrosetherapie, wobei hier die Anwendung sehr zurückhaltend erfolgt, was der noch nicht einheitlichen Studienlage zur Wirksamkeit geschuldet ist.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden? Herr Dr. Beckert: Ich vergesse nie die Dankbarkeit einer Vielzahl von Patienten, welche mir teilweise schon richtig ans Herz gewachsen sind.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Beckert: Als Orthopäde muss ich natürlich regelmäßige Bewegung, wenig belastenden Sport und eine gesunde Ernährung empfehlen, auch wenn ich da selbst immer wieder an mir arbeiten muss. Trotz mancher Zweifel sollten und dürfen Sie auch der Schulmedizin vertrauen und nicht nur den Werbeanzeigen, wie z.B. über neue unbewiesene Wundermethoden oder „Knorpelaufbaupräparate“, Glauben schenken. Die moderne Medizin kann auch jenen Patienten, wo Bewegung nicht möglich oder unwirksam ist, Linderung verschaffen und Lebensqualität schenken.

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