Artikel 20/12/2014

Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung rechtzeitig verbessern

Dr. med. Silja Kaweh Allgemeinmediziner (Hausarzt), Ernährungsmediziner
Dr. med. Silja Kaweh
Allgemeinmediziner (Hausarzt), Ernährungsmediziner
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Früher gingen die Patienten zum Arzt, weil sie krank waren. Heute gehen sie auch, weil sie sich krank fühlen. Das scheint nur ein kleiner, aber oftmals weitreichender Unterschied zu sein.

In Studium und Klinik haben Ärzte gelernt, Krankheiten zu erkennen und zu behandeln. Aber wie erkennt man sicher einen Gesunden? Da ist das Internet mit der Informationsflut für Patienten aus der Sicht des Arztes oftmals alles andere als hilfreich. Viele Besucher der Hausarztpraxis bringen ein immenses Vorwissen zu ihren Krankheitssymptomen mit. Das kann für einzelne Patienten sinnvoll sein und zu einer erfolgreichen Selbstdiagnose und Behandlung führen oder sie ermutigen, den Weg zum Arzt auf sich zu nehmen.

Es erschwert den Medizinern aber auch die Diagnostik, da die Patienten nicht mehr unvoreingenommen sind und sich Dinge angelesen haben, die die Ärzte nun nicht mehr zum Abwägen der Beschwerden verwerten können. Zum anderen kann es zu stark angstüberlagerten Reaktionen der Patienten führen. Manchmal werden dem Arzt auch wichtige Informationen vorenthalten, um eine umfangreiche diagnostische Abklärung zu erzwingen. Viele Patienten denken, dass ihnen am besten geholfen wird, wenn alles untersucht wird. Dabei ist es vielfach sinnvoller zum Beispiel über zeitliche Zusammenhänge, Auslöser und Ängste zu reden.

Während die Patienten früher die Arztpraxis mit einem guten Gefühl verlassen haben, kommt heutzutage oftmals das Gefühl der Unsicherheit auf. Hat der Arzt etwas übersehen? Warum konnte er mir nicht helfen? Sollte ich nicht lieber direkt zu einem Spezialisten gehen? Als Hausärztin fände ich es wichtig, diese Zweifel bei einem zweiten Besuch offen anzusprechen. Oftmals kann ein zweites Gespräch Missverständnisse klären und unbegründete Ängste nehmen, ohne dass der Patient sie monatelang mit sich herumträgt.

Hinter vielen Symptomen steckt keine körperliche Ursache, sondern eine funktionelle Störung, als Folge von Fehlbelastung, Überlastung oder auch einer anhaltenden inneren Anspannung. Diese Störung kann verstärkt werden durch eine ungünstige Ernährung und passive Lebensweise. Wenn ein Patient nach vielen Untersuchungen und fachärztlichen Überweisungen schließlich erkennt, dass sich - entgegen seiner Sorge - keine wesentliche organische Ursache für die Beschwerden finden lässt, besteht nun die Möglichkeit, die oftmals versteckten tiefer liegenden Ursachen für die Beschwerden anzugehen. Er muss nun an den drei Pfeilern der Gesundheit selbst arbeiten - nämlich ausgewogene Ernährung, körperliche Betätigung und psychische Entlastung.

Bei vielen kommt es zu einer Art Trotzreaktion: Wenn mir keiner helfen kann, muss ich es eben selbst schaffen. Und ohne es zu ahnen, schlagen sie damit grundsätzlich den richtigen Weg ein.

Ernährung, Sport und Stressbewältigung sind die zentralen Angriffspunkte für unsere Gesundheit und auch für unser Wohlbefinden. Der offene Dialog und das Vertrauen zum Arzt sind wichtige Grundlagen zur Verbesserung dieser Regulationsmechanismen.

Oft geht durch Missachtung dieser Grundsätze und das lange Warten, ob nicht doch noch eine schlimme Erkrankung gefunden wird, sehr viel Zeit verloren.

Dabei sollte man bedenken, dass auch bei den meisten chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Burn-out, Rheuma, Schmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Magen-Darm-Erkrankungen etc., Ernährung, Bewegung und Entspannung helfen können, die Behandlung zu unterstützen. Sie sollten daher frühzeitig (wieder) in den Wochenplan aufgenommen werden.

Mit diesen drei Ansätzen kann man also sowohl die Genesung günstig beeinflussen als auch die gesundheitliche Gesamtsituation rechtzeitig verbessern.

Wenn Zweifel bestehen, ob (zum Beispiel bei Herzbeschwerden) Sport überhaupt erlaubt ist, sollte der Patient mit seinem Arzt Rücksprache halten. In keinem Fall sollten etwaige Beschwerden als Ausrede herhalten, sportliche Betätigung grundlos zu unterlassen.

Der vertrauensvolle und offene Dialog zwischen Arzt und Patient ist heute wichtiger als je zuvor.

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