Artikel 31/05/2009

Zecken - Gefahr aus dem Unterholz

Team jameda
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Zecken zählen zu den Spinnentieren, haben also 8 Beine. Sie sind Parasiten, d. h. sie benötigen andere Lebewesen bzw. deren Blut zum Überleben. Weltweit gibt es über 800 Zeckenarten. In Europa ist der ‘Gemeine Holzbock’ (Ixodes ricinus) die häufigste Zeckenart. Erwachsene Zecken sind bis zu 4 mm groß. Am Kopf des Tieres befinden sich Stech- und Saugapparat. Weibliche Zecken saugen erheblich mehr Blut als die Männchen. Nach einer Blutmahlzeit wiegen sie ungefähr 200mal soviel wie vorher.

Wann und wo sind Zecken aktiv?

Zecken sind vom Frühjahr bis zum Spätherbst aktiv. Für ihr Überleben benötigen sie ein Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und relativer Wärme; ab ca. 7°C sind sie aktiv. Die übliche Hochsaison reicht daher von März bis Oktober. Abweichungen durch besondere Wetterverhältnisse sind möglich. Zecken leben in Bodennähe (bis zu einem Meter Höhe). Sie lassen sich nicht, wie oft behauptet, von Bäumen fallen, sondern lauern auf höheren Grashalmen (nicht nur in freier Natur, sondern auch in Gärten oder Parkanlagen), im Gebüsch oder im Unterholz von Wäldern. Dort sitzen sie beinahe regungslos so lange, bis beispielsweise ein ahnungsloser Wanderer im Anmarsch ist. Dann werden sie schlagartig hellwach und sind bereit, sich an ihrem Opfer festzuhalten.

Zecken ‘riechen’ Schweiß. Um ein potentielles Opfer zu erkennen, ist die Zecke mit einem speziellen Sinnesorgan am vordersten Beinpaar ausgestattet, dem Haller‘schen Organ. Das Haller’sche Organ reagiert auf chemische und thermische Reize und die Zecke kann damit schätzungsweise 40-50 verschiedene Duftstoffe wittern, zum Beispiel Buttersäure und Ammoniak im menschlichen Schweiß oder Kohlendioxid im Atem. Erkennt sie also durch diese Geruchsreize, durch Veränderungen des Lichtes oder Vibrationen ein mögliches Opfer, hängt sie sich an alles, was sie streift – dafür reichen Sekundenbruchteile. Am Körper des Wirtes sucht sie dann nach geeigneten, d. h. gut durchbluteten und geschützten, Stellen. Die Zecke bevorzugt Bereiche mit warmer, dünner Haut. Beim Menschen sind dies vor allem die Kniekehlen, der Leistenbereich oder die Region unter den Armen.

Welche Krankheiten werden durch Zecken übertragen?

Zecken beherbergen verschiedene Krankheitserreger. Beim Blutsaugen können sie Viren und Bakterien übertragen. Ein Zeckenstich wird oft nicht bemerkt, da der Speichel der Zecke betäubende Substanzen enthält. Ein kurzer Stich der Zecke kann genügen, um mit den Krankheitserregern infiziert zu werden.

Aber nicht alle Zecken tragen Krankheitserreger in sich und nicht jeder übertragene Keim macht tatsächlich krank. In Deutschland transportieren Zecken vor allem zwei Erreger: das Virus der Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME und Borrelien, die Erreger der Borreliose.

FSME – Gefahr in besonderen Risikogebieten

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch das FSME-Virus hervorgerufen. Hauptüberträger in Mitteleuropa sind Zecken. Je nach Verbreitung der infizierten Zecken ist das Risiko einer FSME-Übertragung unterschiedlich hoch. In den sogenannten Risikogebieten besteht bei jedem 25. bis 100. Zeckenstich ein Infektionsrisiko. In Deutschland sind vor allem Regionen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz betroffen. Bei einer infizierten Zecke befinden sich die FSME-Erreger im Speichel des Tieres. Das FSME-Virus wird sofort nach Beginn des Blutsaugens übertragen. Die Entfernung der Zecke bietet deshalb keinen Schutz vor FSME!

Bei der FSME handelt es sich um eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Aber nicht jeder, der mit FSME-Viren infiziert wird, muss auch erkranken. Bisher konnten Mediziner allerdings noch nicht herausfinden, warum manche Menschen schwer erkranken und sogar daran sterben, während bei anderen Infizierten die Krankheit sehr leicht verläuft oder gar nicht zum Ausbruch kommt. Auf alle Fälle spielt das Alter eine wichtige Rolle: je älter der Patient, umso schlimmer kann die FSME verlaufen. Häufig äußert sich eine Infektion zunächst mit grippeähnlichen, unspezifischen Symptomen und wird oft nicht als FSME erkannt. In vielen Fällen ist die Krankheit damit nach 2-3 Tagen bereits wieder überstanden. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es allerdings nach einigen beschwerdefreien Tagen zu einer zweiten Krankheitsphase mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, häufig auch steifem Nacken. Bei einer schweren Erkrankung kann es zu Bewusstseinsstörungen, psychischen Veränderungen und/oder Lähmungen am Körper kommen. Dauerhafte neurologische Schäden sind möglich. In Einzelfällen kann eine FSME-Erkrankung zum Tode führen.

Eine medizinische Behandlung der FSME ist nicht möglich. Lediglich die Symptome, zum Beispiel mit fiebersenkenden Mitteln, sind behandelbar. Deshalb ist es besonders wichtig eine Erkrankung zu verhindern. Den sichersten Schutz bietet die FSME-Impfung. Diese Impfung wird allen empfohlen, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder dorthin reisen und sich in der Natur aufhalten und damit durch Zeckenstiche gefährdet sind.

Borreliose (Lyme-Borreliose) – Gefahr in ganz Deutschland

Die häufigste, in Deutschland von Zecken übertragene Erkrankung, ist die Borreliose. Ausgelöst wird sie durch das Bakterium Borrelia burgdorferi, das sich im Darm der Zecke befindet. Nicht jede Zecke ist Träger der Borrelien, aber die Anzahl steigt und eine Infektion ist in ganz Deutschland möglich. Jährlich infizieren sich mehrere zehntausend Personen neu mit dem Erreger, aber nur bei einem Teil führt die Infektion zu einer Erkrankung. Da sich die Borrelien zunächst im Darm der Zecke befinden, dauert es einige Zeit bis sie ins Blut des Menschen gelangen. Das Erkrankungsrisiko steigt also deutlich, je länger die Zecke Blut saugt. Daher ist eine schnelle Entfernung der Zecke besonders wichtig.

Die Symptome einer Borreliose können sehr unterschiedlich ausfallen und sind besonders zu Beginn sehr unspezifisch (z. B. Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen). Eine Diagnose ist oft schwierig, vor allem, wenn sich die Patienten nicht mehr an den Zeckenstich erinnern oder ihn gar nicht bemerkt haben. Das einzig eindeutige Symptom einer Borreliose ist die sogenannte „Wanderröte“ - eine schmerzlose, kreisförmige Rötung rings um die Einstichstelle, die sich langsam ausbreitet. Die Wanderröte kann (muss aber nicht) Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich auftreten. In diesen Fällen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, denn je früher die Therapie begonnen wird, desto erfolgreicher verläuft sie in der Regel.

Da die Borreliose eine bakterielle Erkrankung ist, lässt sie sich meist mit Antibiotika gut behandeln. Unbehandelt kann es bei Fortschreiten der Erkrankung u. a. zu Entzündungen der Gelenke (Lyme-Arthritis), Herzproblemen, Nervenschmerzen, Hautveränderungen, Hirnhautentzündungen und Lähmungen kommen. Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht. Der einzige Schutz besteht in der Vermeidung von Zeckenstichen und dem möglichst schnellen und richtigen Entfernen einer Zecke.

Wie kann man sich vor Zeckenstichen schützen?

  • Meiden Sie Plätze, wo sich Zecken besonders gerne aufhalten (hohes Gras, Gebüsch, Unterholz).
  • Tragen sie geschlossene Kleidung
    Lange Hosen, Kleidung mit langen Ärmeln, über die Hosenbeine gezogene Strümpfe und geschlossene Schuhe machen es den Zecken schwerer, den direkten Körperkontakt zu finden
  • Helle Kleidung ist besser als dunkle
    Sie bietet zwar nicht mehr Schutz, aber Zecken sind darauf deutlich besser zu erkennen und können noch vor einem Stich entfernt werden
  • Körper nach Zecken absuchen
    Suchen Sie Ihren Körper nach einem Aufenthalt in der Natur immer sorgfältig nach Zecken ab, z. B. nach einem Spaziergang, einer Wanderung oder nach der Gartenarbeit. Achten Sie dabei besonders auf die von Zecken bevorzugten Körperregionen wie Achselhöhlen, Leistengegend, Kniekehlen und Bauchnabel. Bei Kindern auch Kopf, Haaransatz, Hals und Ohren.
  • Kopfbedeckung für Kinder
    Aufgrund ihrer geringen Körpergröße ist bei Kindern häufig die Kopfregion und speziell der Haaransatz von Zeckenstichen betroffen. Eine Kopfbedeckung kann schützen.
  • Vorsicht bei Haustieren
    Haustiere, die sich auch im Freien aufhalten, tragen Zecken. An Hunden, Katzen etc. können sich Zecken festbeißen. Gefährlich sind die noch nicht an den Tieren festsitzenden Zecken, die sich noch im Fell befinden und leicht auf den Menschen überwechseln können. Zum Schutz gibt es für die Vierbeiner Sprays, Spot-on-Lösungen oder zeckenabwehrende Halsbänder.
  • Verwenden Sie Zeckenschutzmittel
    Diese Mittel (z. B. Autan®, mosquito® Zeckenspray, Zanzarin® Bio Hautschutz-Lotion) helfen zumindest eine Weile, indem sie das sensorische - Haller’sche Organ - der Zecke stören, so dass sie den Mensch nicht mehr als Opfer erkennen kann. Aber auch Zeckenschutzmittel bieten keinen hundertprozentigen Schutz. Beachten Sie die auf den Packungen angegebenen Zeitspannen für die Wirkdauer und wiederholen Sie bei längeren Aufenthalten in der freien Natur die Anwendung. Achtung: starkes Schwitzen und mechanischer Abrieb können die Wirkdauer verkürzen! Sprays und Lotionen zur Zeckenabwehr werden auf alle zu schützenden Hautpartien aufgetragen, auch unter dünner Kleidung. Für einen noch besseren Schutz sollten auch Teile der Kleidung wie Socken und Schuhe mitbehandelt werden. Nach einem Bad muss die Anwendung natürlich wiederholt werden. Zeckenschutzmittel immer nach dem Sonnenschutz auftragen.

Was tun bei einem Zeckenstich?

Sollte es trotz aller Schutzmaßnahmen zu einem Zeckenstich gekommen sein, muss die Zecke schnellst möglich sachgerecht entfernt werden. Denn je länger die Zecke Blut saugt, desto größer wird die Gefahr einer Infektion. Um eine Zecke zu entfernen, verwendet man am besten spezielle Zeckenzangen, Zeckenpinzetten oder eine einfache feine Pinzette mit schmalen Enden. Damit greift man die Zecke möglichst nahe der Hautoberfläche, also an ihrem Kopf, und zieht sie langsam und gleichmäßig senkrecht nach oben aus der Haut. Da der Stechapparat der Zecke kein Gewinde besitzt, muss beim Entfernen weder nach links noch nach rechts gedreht werden. Einfach und gut geeignet zum sicheren Entfernen einer Zecke sind auch Zeckenkarten (z.B. mosquito® Zeckenkarte). Sie haben die Größe einer Kreditkarte und besitzen Einkerbungen, mit denen die Zecke aus der Haut herausgeschoben wird.

Wichtig:

  • Zecke beim Entfernen nicht quetschen oder zerdrücken.
    Das führt dazu, dass möglicherweise infizierter Darminhalt der Zecke in die Wunde gelangt.
  • Keinen Klebstoff oder Öl verwenden!
    Die Zecke erstickt zwar dadurch, gibt jedoch in ihrem „Todeskampf“ häufig erst recht Viren und Bakterien in die Wunde ab.
  • Zecke nicht mit den Fingern entfernen!
    Auch hier besteht die Gefahr, dass die Zecke gequetscht wird.

Nach dem Entfernen einer Zecke sollte die Wunde gründlich mit z. B. Alkohol desinfiziert werden. Verbleiben Teile der Zecke in der Einstichstelle oder sind Sie sich nicht sicher, ob Sie die Zecke selbst richtig entfernen können, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Auf jeden Fall sollte die Einstichstelle noch einige Tage beobachtet werden. Bildet sich dort ein roter, sich ringförmig ausbreitender Fleck, könnte dies auf eine Borreliose hinweisen. Ein Arztbesuch ist dann dringend notwendig. Personen, die nicht gegen FSME geimpft sind, sollten nach einem Zeckenstich auch auf ihren Körper achten. Treten innerhalb von ein bis zwei Wochen nach dem Stich unspezifische Symptome wie bei einer Grippe auf (Kopfschmerzen, Fieber etc.), sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Quellen:
Robert-Koch-Institut
Deutsches grünes Kreuz
www.zecken.de
Wikipedia

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