Artikel 29/11/2012

Mein Kind hört nicht, woran kann das liegen? Auditive Wahrnehmungsstörung bei Kindern

Team jameda
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1. Zunächst einige Beispiele aus dem Alltag

Lena scheint im Alltag nicht gut zu hören, sie reagiert auf Ansprache nicht oder nur verzögert. Im Kindergarten hören alle Kinder auf die Erzieherin, Lena scheint sie aber nicht zu hören. Paul merkt sich Kinderlieder und Gedichte nicht gut, verdreht Wörter und spricht noch nicht so gut. Frederik ist häufig unkonzentriert und kann nicht orten, woher die Mutter ihn im Haus ruft.

2. Was kann der Hörtest zeigen?

  • Paukenerguss: Es besteht eine Schwerhörigkeit durch Schleim im Mittelohr (Paukenerguss). Diese ist sehr häufig, etwa 30 % aller Kinder haben zwischen drei und sechs Jahren einmal über längere Zeit Probleme damit. Paukenergüsse sind durch häufige Infekte bedingt oder durch große Polypen (Adenoide Vegetationen) oder Allergien.
  • Auditive Wahrnehmungsstörung: Der Hörtest kann ganz normal sein und dann wundern sich Arzt und Eltern, weil das Kind im Alltag trotzdem nicht gut hört. Hier kann eine Hörwahrnehmungsstörung vorliegen (Auditive Wahrnehmungsstörung oder AVWS)
  • Innenohrschwerhörigkeit: Hier liegt dann eine echte Schwerhörigkeit vor, die ein Hörgerät benötigt, diese ist aber extrem selten (1:3000) .

Während Paukenergüsse und eine Innenohrschwerhörigkeit bekannte Krankheiten sind, ist eine Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung (AVWS) schon schwerer zu verstehen.

3. Was ist nun eine auditive Wahrnehmungsstörung?

Eine Auditive Wahrnehmungsstörung (AVWS) bedeutet, dass gehörte Hörreize oder Laute nicht gut aufgenommen und verarbeitet werden können.

4. Wie kann man sich das vorstellen?

In einem Hörtest muss ja nur in Ruhe ein Piepton erkannt werden, im Alltag müssen wir aber Sprache im Lärm verstehen. Dies ist ein sehr großer Unterschied!
Vielleicht sprechen Sie etwas Englisch oder eine andere Fremdsprache? Auch da bemerken Sie oft, dass Sie manche Sätze oder Wörter nicht gut verstehen können, besonders wenn der Sprecher zu schnell redet oder die Umgebung zu laut ist.
Ihnen fehlen dann teilweise die Vokabeln und bruchstückhaft gehörte Wörter können Sie nicht gut ergänzen. Dadurch verstehen Sie Sätze teilweise nicht oder falsch. Das Hören wird anstrengend und die Konzentration lässt nach kurzer Zeit nach. Ähnlich ergeht es einem Kind mit einer Hörwahrnehmungsstörung.

5. Welche typischen Symptome gibt es?

  • Probleme, Laute zu erkennen, z. B. harte und weiche Laute wie ‘g’ und ‘k’
  • häufiges Nachfragen im Familiengespräch oder fehlende Reaktion
  • Kinderlieder, Gedichte oder mehrere Aufträge werden nicht gut gelernt oder Wörter verdreht, z. B. ‘Saugstauber’ oder ‘Wadebanne’
  • es können Lese- und Schreibprobleme bestehen
  • die Kinder sind durch Lärm schnell gestört oder abgelenkt
  • das Richtungshören fällt schwer
  • die Sprache kann verspätet kommen oder gestört sein: Was das Kind nicht hört, kann es auch nicht sprechen
  • manche Kinder sind auch überempfindlich gegen Lärm oder sprechen selber sehr laut

Betroffene Kinder können dadurch auch Schwierigkeiten in der Schule haben, da unsere Schulklassen oft laut und hallig sind. Im Diktat kann sich das Kind längere Sätze schwer merken, es lässt Buchstaben aus oder gar ganze Wörter.

6. Wie kann man eine auditive Wahrnehmungsstörung feststellen?

Mit speziellen Tests werden hierbei Alltagssituationen nachgestellt, also z. B. das Merken von Wörtern, Hören im Störlärm, Sprache kommt an ein Ohr, das andere hört Lärm etc.

Diese Tests führen spezielle Fachärzte für Stimm-, Sprach- und Hörstörungen (Früher Phoniatrie/Pädaudiologie) durch. Auch manche HNO-Ärzte testen diese Störungen.

7. Wie kann man eine auditive Wahrnehmungsstörung behandeln?

Die Kinder sind heute an viele optische Reize gewöhnt und hier sehr flink geworden. Das Zuhören, Hinhören und Merken ist aber deutlich weniger geworden. Denken Sie nur an die ganzen Abzählreime, Gedichte und Kinderlieder, die man früher auswendig konnte. Hier hatte man schon für die Schule gut vorgeübt. Selbst Topfschlagen übt das Richtungsgehör!

Mit diesen einfachen Dingen kann Zuhause schon einiges spielerisch geübt werden. Professionelle Hilfe bekommt man bei geschulten Logopäden oder Ergotherapeuten, die Spiele und Übungen zu einem Hörtraining verbinden. Auch viele Kindergärten bieten schon Hörübungen im Rahmen der Vorschule an.

Für einzelne Kinder kann in der Schule auch ein Hörgerät oder eine Übertragungsanlage, mit der es den Lehrer besser hört (FM-Anlage) sehr sinnvoll sein. Sie können damit den Lehrer besser und lauter wahrnehmen und sich auch besser konzentrieren.

8. Was kann noch wie eine Hörstörung erscheinen?

Wenn ein Kind nicht zuhört, nicht gut spricht oder Schulschwierigkeiten hat, dann können natürlich ganz andere Gründe dafür vorliegen. Daher sollten auch andere mögliche Schwächen der Kinder wie z. B. eine Aufmerksamkeitsschwäche (ADS), eine Lese-Rechtschreibschwäche und eine Intelligenzminderung durch den Kinderarzt oder Kinder-und Jugendpsychiater abgeklärt werden.

Manchmal ist das Kind auch einfach ‘muttertaub’ und muss erst wieder lernen auf Ansprache und die Erziehung der Mutter zu reagieren. Hier kann eine Elternberatung sehr sinnvoll sein.

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