Artikel 28/02/2013

Tinnitus und Hörsturz: Was ist der Unterschied?

Team jameda
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Tinnitus und Hörsturz sind Störungen des Hörvermögens, die Betroffene körperlich und seelisch belasten. Oft sind die Ursachen unbekannt, die Behandlung kann sich über Monate erstrecken und nicht alle Betroffenen werden die Hörbeeinträchtigung wieder los. Erfahren Sie, wo die Unterschiede zwischen Tinnitus und Hörsturz liegen und welche Behandlungen helfen.

Tinnitus aurium – Das Klingeln in den Ohren
Wer einen Tinnitus erleidet, hört ein permanentes Geräusch im Ohr. Dieses Geräusch kann sich in Lautstärke und Tonlage verändern, oft ist es ein Sausen, Rauschen, Zischen oder Summen (Tinnitus aurium, lat. das Klingeln in den Ohren). Der subjektive Tinnitus wird nur vom Betroffenen selbst wahrgenommen, während beim selteneren, objektiven Tinnitus ein vom eigenen Körper produziertes Geräusch gemessen werden kann. Verschwindet das Ohrgeräusch innerhalb von drei Monaten wieder, spricht man von einem akuten Tinnitus, ein chronischer Tinnitus entwickelt sich, wenn das Geräusch länger anhält. Ein Tinnitus gilt als ungefährlich, ist jedoch Ausdruck gestörter Körperfunktionen.

Lärm, Medikamente, Stress als mögliche Ursachen für Tinnitus
Ohrgeräusche sind Begleiterscheinungen vieler Erkrankungen wie Mittelohrentzündung, Zahn-und Kieferproblemen, Morbus Menière oder Hörsturz. Starke Schallbelastung durch laute Musik, Verkehrslärm oder Explosionsgeräusche können ebenfalls Ursachen sein. Stress und Depressionen gelten als Auslöser, auch Medikamente können Ohrgeräusche hervorrufen, z. B. Acetylsalicylsäure, bestimmte Antibiotika, Chinin und Schleifendiuretika. Oft ist die Ursache auch gar nicht zu klären. Während früher vor allem Durchblutungsstörungen als Grund für die Ohrgeräusche galten, geht man heute davon aus, dass auch die Umwandlung des Schalls in Nervenimpulse gestört ist.

Tinnitus tritt immer häufiger auf
Etwa 10-20% der Bevölkerung sind von einem Tinnitus betroffen. Die meisten Patienten sind zwischen 30 und 50, Frauen und Männer trifft es in gleichem Maß. Aufgrund der zunehmenden Lärmbelastung treten auch bei Kindern und Jugendlichen vermehrt Ohrgeräusche auf.

Ohrgeräusche rauben Konzentration und Schlaf
Für Betroffene kann ein Tinnitus in einen belastenden Kreislauf führen: Ist man einmal für das Ohrgeräusch sensibilisiert, schenkt man ihm mehr Beachtung und nimmt es folglich stärker wahr. Unbehandelt kann ein Tinnitus zu Schlaflosigkeit und abnehmender Konzentration führen, sowie zu Angstzuständen und Depressionen.

Was kann man gegen einen Tinnitus unternehmen?
Wird ein Tinnitus frühzeitig behandelt, stehen die Chancen für eine Heilung gut, vor allem im ersten Jahr der Therapie. Etwa 70% der Betroffenen eines akuten Ohrgeräusches werden es vollständig wieder los. Es werden durchblutungsfördernde Medikamente wie Pentoxifyllin und Ginkgo sowie antientzündliche Glukokortikoide eingesetzt, teilweise auch Antiepileptika, Antidepressiva oder Benzodiazepine. Ausreichend belegt ist die Wirkung dieser Medikamente jedoch nicht. Hat sich ein chronischer Tinnitus entwickelt, gilt es, sich mit dem Ohrgeräusch zu arrangieren. Entspannungstechniken und Verhaltenstherapien helfen, die Wahrnehmung zu verändern und das Ohrgeräusch nicht mehr als störend einzuordnen. Mit einem Tinnitus-Masker, einer Art Hörgerät, können hartnäckige Ohrgeräusche durch einen angenehmen Ton überlagert werden.

Was ist ein Hörsturz?
Ein Hörsturz ist eine plötzliche, meist einseitig auftretende Hörstörung, die unterschiedlich stark ausfallen kann. Betroffene spüren einen dumpfen Druck auf dem Ohr und haben das Gefühl nur noch „durch Watte“ zu hören. Ein pelziges Gefühl um die Ohrmuschel kann auftreten, sowie Tinnitus und Schwindel. Oft nimmt der Betroffene Töne verzerrt wahr. Die Symptome variieren von leichten Erscheinungen bis hin zu Taubheit.

Angst und Schlafstörungen als Folge eines Hörsturzes
Personen mit Hörsturz sind je nach Schweregrad der Störung in der Kommunikation mit ihren Mitmenschen eingeschränkt. Auch jagt das plötzliche, innerhalb von Sekunden oder Stunden auftretende Phänomen den Betroffenen Angst und Schrecken ein. Dauert der Hörsturz an, können Schlafstörungen und psychische Beeinträchtigungen auftreten. Etwa 25% der Betroffenen erlangen ihr Hörvermögen vollständig wieder, etwa zwei Drittel behalten leichte Einschränkungen, z. B. einen Tinnitus.

Die Ursachen für Hörsturz sind ungeklärt
Wie beim Tinnitus gelten als mögliche Ursachen für einen Hörsturz Durchblutungsstörungen im Innenohr und eine gestörte Umwandlung von Schallwellen in Nervenimpulse. Wird das Innenohr nur unzureichend durchblutet, können die Haarzellen der Hörschnecke den Schall nicht störungsfrei wahrnehmen. Dabei können Durchblutungsstörungen durch verengte Gefäße, eine erhöhte Blutgerinnung, zu hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck oder Nikotinkonsum hervorgerufen werden. Auch Entzündungen, Tumorerkrankungen und Autoimmunreaktionen können die Ursache sein. In welchem Ausmaß Stress und Überlastung bei der Entstehung eines Hörsturzes eine Rolle spielen, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden.

Bei Menschen um die 50 kommt Hörsturz am häufigsten vor
Einen Hörsturz erleiden deutlich weniger Menschen als einen Tinnitus. Schätzungsweise 160-400 Menschen von 100.000 sind pro Jahr von einem Hörsturz betroffen, Frauen und Männer gleich häufig. Die meisten von ihnen erkranken um die 50, zunehmend sind aber auch jüngere Personen betroffen. Bei Kindern ist ein Hörsturz äußerst selten.

Untersuchungen des Ohres durch den HNO-Arzt
Ein Hörsturz sollte zügig behandelt werden, als Notfall wird er jedoch nicht mehr eingestuft. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt führt verschiedene Untersuchungen durch, um die Funktionstüchtigkeit des Ohres zu testen. Dazu gehören eine Ohrspiegelung bzw. Ohrmikroskopie und verschiedene Hörtests wie der Stimmgabeltest und ein Tonaudiogramm. Auch das Mittelohr sowie das Innenohr mit dem Gleichgewichtsorgan und der Hörschnecke werden geprüft.

Medikamentöse Behandlung eines Hörsturzes
Die Wirksamkeit der bei Hörsturz gegebenen Medikamente ist, wie beim Tinnitus, wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt. Dennoch geben die medizinischen Fachgesellschaften aufgrund positiver Erfahrungen in der Praxis Empfehlungen für die Therapie: Um die Durchblutung wieder zu normalisieren, können Infusionen mit Kochsalzlösung, Dextran oder Hydroxy-Ethyl-Stärke sowie Pentoxifyllin verabreicht werden. Gegen Entzündungen werden Glukokortikoide gegeben.

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