Artikel 30/04/2013

Wie Wunden gut heilen

Team jameda
Team jameda
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Meistens geht es ganz schnell: Ein Schnitt in den Finger beim Kochen oder eine Brandblase durch das heiße Bügeleisen … Wie die natürliche Heilung durch eine optimale Wundversorgung unterstützt werden kann, erklärt die jameda Gesundheitsredaktion in diesem Gesundheitsspecial.

Der Körper beginnt sofort mit der Wundheilung
Die Wundheilung ist ein komplexer Vorgang, der in drei unterschiedlich langen, sich gegenseitig überlappenden Phasen abläuft. In der ersten, der Reinigungsphase, tritt Blut und Wundsekret aus, die Haut rötet sich und schwillt an. Daraufhin setzt die Blutgerinnung ein, Abwehrkörper wie weiße Blutkörperchen (Leukozyten) reinigen die Wunde von Erregern und Geweberesten. Neues Gewebe beginnt zu wachsen. Die Phase der Reinigung dauert bei nicht infizierten Wunden bis zum vierten Tag an. Ab dem zweiten Tag beginnt die Granulationsphase. Hier wird die Wunde über zwei Wochen mit Kollagenfasern aufgefüllt. Das neue Gewebe ist rot, feucht-glänzend und noch nicht belastbar. Drei Tage nach der Verletzung setzt die etwa dreiwöchige Epithelisierung ein, bei der das weiche Kollagengewebe in Narbengewebe umgewandelt wird und sich die Wunde zusammenzieht. Zuletzt wird über Wochen oder Monate die oberste schützende Hautschicht (Epidermis) gebildet.

Die Wunde optimal behandeln, um die natürliche Heilung zu unterstützen
Grundsätzlich darf eine Wunde nicht berührt werden, sie sollte je nach Art und Ausmaß gesäubert und desinfiziert werden. Um die Blutung zu stoppen und die Wunde vor Erregern und mechanischer Belastung zu schützen, wird sie mit einer geeigneten Wundauflage abgedeckt.

Vor Keimen schützen durch Desinfektion
Zur Desinfektion eignen sich nichtalkoholische Lösungen mit den Wirkstoffen Polyhexanid oder Octenidin. Auch jodhaltige Zubereitungen wirken gegen Keime, sind für blutende Wunden aber nicht geeignet, da die Wirkung hier schnell verloren geht. Eine frische Verletzung desinfiziert man gründlich, jedoch nicht zu oft, um die natürliche Wundheilung nicht zu verzögern. Schließt sich eine Wunde schlecht, ist sie gerötet, angeschwollen oder gar eitrig, muss ein Arzt aufgesucht werden. Stets aktuell sollte der Impfschutz gegen Tetanus sein, denn selbst durch kleinste Wunden können Tetanusbakterien in den Körper gelangen und lebensbedrohlichen Wundstarrkrampf auslösen. Die Tetanus-Impfung wird alle 10 Jahre aufgefrischt.

Eine breite Palette an Pflastern, Binden, und Kompressen
Bei Bagatellverletzungen wie kleinen Schnitt- oder Schürfwunden eignen sich nichtsterile Wundschnellverbände (Pflaster) zur Abdeckung. Sie sind in den verschiedensten Formen erhältlich, auch mit antibakterieller Silberbeschichtung. Ein flüssiges Sprühpflaster schützt kleine, nicht blutende Wunden durch einen wasserfesten aber atmungsaktiven Film. Sind Wunden größer, verwendet man sterile Kompressen, sterile Pflaster oder ein Verbandspäckchen zum Bedecken. Vor allem großflächige oder schlecht heilende Wunden müssen vor Austrocknung geschützt werden, damit die Heilung optimal verlaufen kann. Dazu verwendet man Wundauflagen, die ein feuchtes Wundheilungsmilieu schaffen, wie Hydrokolloidpflaster oder mit Wundcreme getränkte Auflagen.

Schürfwunden und kleine Schnitte behandeln
Oberflächliche Schürfwunden säubert man mit Wasser, mit einer Pinzette werden Steinchen oder kleine Splitter entfernt. Die desinfizierte Wunde wird mit einem Pflaster bedeckt. Kleine Schnitte heilen meist schnell zu, da sie wenig tief sind, und ihre geraden Wundkanten eng aneinander liegen. Größere, klaffende Schnitte kann man mit schmalen Wundnahtstreifen zusammenhalten, die zu mehreren quer zur Wunde aufgeklebt werden. Großflächige Schürfwunden wie nach einem Fahrradsturz schmerzen oft heftig, da viele Nervenenden geschädigt sind. Da sich solche Wunden schnell infizieren können, sollte der Arzt die Wundversorgung übernehmen. Er spült mit steriler Kochsalz- oder Ringerlösung aus, entfernt sicher alle Partikel, desinfiziert und legt einen Wundverband an.

Erste Hilfe bei tiefen Schnitten, Platzwunden und Blutungen
Geht der Schnitt tief, sind weiter unten liegende Hautschichten und evtl. größere Blutgefäße geschädigt. Die Wunde heilt deshalb langsamer, oft bleibt eine Narbe zurück. Der Arzt kann die Wunde nähen oder kleben. Große Fremdkörper in einer Wunde wie Glasscherben oder Splitter belässt man, um sie vom Arzt entfernen zu lassen. Bei stark blutenden Wunden legt man einen Druckverband an. Sind Körperteile wie Finger/Fingerkuppen abgetrennt, werden diese nicht gesäubert, sondern in eine sterile Kompresse gewickelt und in einen Plastikbeutel gelegt. Diesen kühlt man z. B. mit Eiswasser und übergibt ihn dem Notarzt. Bei Platzwunden ist die Haut durch heftigen Druck aufgerissen, so dass die Wundränder ausgefranst sind. Hier sollte ein Arzt die Wunde versorgen, auch um eine tiefer gehende Verletzung des Knochens und bei Platzwunden am Kopf eine Gehirnerschütterung auszuschließen.

Verbrennungen sofort kühlen und dann desinfizieren
Leichte kleine Verbrennungen kann man zu Hause behandeln. Dazu kühlt man die Hautstelle 15-20 Minuten unter fließendem Leitungswasser. Danach wird eine desinfizierende Brandsalbe aufgetragen und die Wunde abgedeckt. Großflächige Verbrennungen und Brandwunden bei Kindern muss der Arzt behandeln. Um eine Infizierung der Wunde zu vermeiden, sollten Brandblasen nur vom Arzt geöffnet werden.

Vor allem Verätzungen mit Lauge sind tückisch
Verätzungen mit Säure oder Lauge gehören in die Hände eines Notarztes. Sehr gefährlich sind Verätzungen mit Lauge, da diese das Gewebe auflöst und tief in die Haut eindringt. Als Erste-Hilfe-Maßnahme spült man die Hautstelle gründlich mit Leitungswasser und deckt sie steril ab. Sind die Augen betroffen, schützt man das gesunde Auge und spült das betroffene mit Wasser von der Mitte zum Rand hin aus.

Vorsicht bei Bisswunden
Wunden durch Tierbisse sollten innerhalb von sechs Stunden von einem Arzt behandelt werden, da der Speichel von beispielsweise Hunden, Katzen, Füchsen oder Fledermäusen sehr infektiös ist. Als Folge können Blutvergiftung, Wundstarrkrampf, Gasbrand oder Tollwut auftreten. Besteht der Verdacht auf einen Biss durch ein tollwütiges Tier wie Fledermaus oder Fuchs, so muss unverzüglich eine Tollwut-Impfung verabreicht werden, da eine einmal ausgebrochene Tollwut-Erkrankung stets tödlich endet.

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