Artikel 31/01/2012

Neue bildgebende Verfahren

Team jameda
Team jameda
neue-bildgebende-verfahren

Im Folgenden soll erklärt werden, wieso diese Untersuchungen wertvoll sind, welche Hilfestellungen sie leisten, wie die Untersuchungen ablaufen und ob neben dem Nutzen auch auf potentielle Gefahren zu achten ist.

Zunächst sind die Geräte äußerlich kaum zu unterscheiden. Der Terminus ‘Röhre’ ist allerdings nicht mehr zutreffend, da die sogenannten Scanner inzwischen eher breiten Ringen entsprechen, in denen der Patient nur noch in Ausnahmefällen vollständig für die gesamte Untersuchungszeit verschwindet. Die Klaustrophobie, fälschlicherweise als ‘Platzangst’ bezeichnet, spielt aufgrund der Bauart der Geräte, der immer kürzer werdenden Untersuchungsdauer und dem dauerhaften Kontakt mit dem Bedienungspersonal, der technischen Assistenz oder dem betreuenden Arzt kaum noch eine Rolle.

1. Die Computertomographie des Herzens (MDCT)

Die CT-Diagnostik hat in den letzten Jahren durch den Einsatz sogenannter Mehrzeilen- oder Multislice-Scannern (daher der Name ‘MS’ oder ‘MDCT’) eine rasante Entwicklung genommen. Fast einem Wettbewerb entsprechend überbieten sich die Hersteller mit der Anzahl der Zeilen (zum Zeitpunkt dieses Artikels konkurrieren 2 x 64 Z. mit 256 Z. und ein Ende ist noch nicht abzusehen). Warum? Der Einsatz mehrerer Zeilen verkürzt die Untersuchungsdauer auf wenige Sekunden Messzeit und erlaubt aktuell die vollständige Erfassung des Herzens in einem Atemanhaltemanöver!

Der Untersuchungsgang sollte standardisiert sein:

Im ersten Durchlauf analysiert das Gerät den Kalkgehalt der Herzkranzgefäße nach einem bestimmten Algorithmus (Rechenabfolge). Man erhält eine Zahl, den sogenannten ‘Agatston Score’, einen Wert, anhand dessen man in Kombination mit anderen individuellen Werten (Blutdruck, Alter, Geschlecht, Rauchgewohnheiten und Laborparametern wie Cholesterin) sein persönliches Risiko berechnen kann, in den nächsten zehn Jahren ein relevantes, also lebensbedrohliches Herz-Kreislaufereignis zu erleiden, zum Beispiel einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder einen plötzlichen Herztod.
Es handelt sich aber nur um einen Wert, einen Score, ohne dass zu diesem Zeitpunkt die Adern selbst erkennbar sind. Dafür ist eine genauere Darstellung erforderlich, die nur mit der Gabe eines Kontrastmittels möglich ist. Und deshalb ist die vorherige Erfassung des Kalkgehalts wichtig.

Der nächste wichtige Schritt, nämlich die gut beurteilbare Darstellung der Herzkranzgefäße selbst, die ungefähr der Größe von Strohhalmen entsprechen, hängt unter anderem davon ab, ob und wie stark das Gefäß verkalkt ist. Stellen Sie sich vor, Sie wollten durch das verkalkte Rohr der Waschmaschine sehen. Das würde auch mit Röntgenstrahlen nicht funktionieren, da diese den Kalk nicht durchdringen.

Erst mit diesem Schritt kommt es zur Gabe von jodhaltigem Kontrastmittel, verbunden mit der Anwendung einer relevant höheren Strahlendosis. Bis zu diesem Punkt der Untersuchung war die Strahlendosis sehr gering! Dies muss deshalb betont werden, weil häufig anschließend Kontrastmittel gegeben werden, obwohl vorher schon erkennbar ist, dass kein zielführendes Resultat, also keine klare Darstellung der Kranzgefäße, möglich sein könnte. Zusätzlich muss gesagt werden, dass schon ein erhöhter Kalknachweis mit einem erhöhten Risiko für eine bedrohliche Veränderung der Kranzgefäße verbunden ist.

Im Klartext: Die Untersuchung hat das gleiche Ziel wie eine Herzkatheteruntersuchung, nämlich die Darstellung der Herzkranzgefäße. Sie kann also, einen sauberen und kritischen Einsatz vorausgesetzt, diesen invasiven Eingriff ersetzen.
Ein undifferenzierter Einsatz kann aber zu einer hohen Strahlenbelastung führen, die dann möglicherweise nicht einmal zielführend ist.

Vorteil der CT ist also die schnelle Darstellung der Kranzgefäße ohne invasiven Eingriff (Herzkatheter) mit einem unkomplizierten Ablauf. Folgende potentielle Nachteile sollte man erwähnen: die Strahlenbelastung, das jodhaltige Kontrastmittel und die fehlende Möglichkeit, eine erkannte Engstelle unmittelbar zu behandeln (Aufdehnung / Stenteinlage).

2. Die Kernspintomographie des Herzens (Cardio-MRT)

Auf dem Gebiet der speziellen Herzdiagnostik zählt die Kernspin- oder auch Magnetresonanztomographie (MRT) zu den fortschrittlichsten Methoden. Mit Hilfe von Magnetfeldern und Radiowellen werden schichtweise Schnittbilder des Herzens erstellt, die eine präzise Darstellung der Herzfunktion und der Herzdurchblutung geben. Dieses Untersuchungsverfahren kommt im Unterschied zur Computertomographie ohne Röntgenstrahlung und radioaktive Substanzen aus.
Man sieht die Herzschlagfolge wie einen Film und kann die Durchblutung, also die Durchlässigkeit, den effektiven Fluss durch die oben beschriebenen Herzkranzgefäße, sehr genau bewerten, ohne diese selbst zu sehen!
Diese differenzierte Diagnostik gibt zusätzlich - mit der aktuell höchstmöglichen Bildschärfe, einer sogenannten räumlichen Auflösung von 1,5 mm2 - genauesten Aufschluss über Narbengewebe nach Herzinfarkten. Dies ist zum Beispiel bei Diabetikern häufig zu sehen, da bei dieser Hochrisikopatientengruppe stumme Infarkte auftreten, die sehr klein sein können, also noch keine Symptomatik im Sinne einer Leistungsschwäche verursachen, aber die Prognose, also die Lebenserwartung des Patienten erheblich beeinflussen, insbesondere wenn keine weitere Klärung erfolgt. Dies ist ein entscheidender Vorteil der Methode.
Nach aktueller Datenlage kann man eine Durchblutungsstörung ohne Strahlenbelastung mit rund 85-prozentiger Sicherheit ausschließen und gleichzeitig stumme Infarkte mit höchster Bildqualität erkennen. Ein sehr großer Vorteil, da konventionelle Verfahren wie die Belastungsergometrie insbesondere bei Frauen häufig versagen, die Stress-Ultraschalluntersuchung stark abhängig vom Untersucher ist und die Myocardszintigraphie eine deutlich schlechtere räumliche Auflösung bietet. So viel zur koronaren Herzerkrankung als einer der Hauptindikationen für diese Untersuchung.

Ein ganz wesentlicher Schwerpunkt ist die Diagnostik von entzündlichen Herzmuskelerkrankungen, zum Beispiel nach Virusinfekten (Myocarditis) oder der Ausschluss einer Herzbeteiligung bei sogenannten Systemerkrankungen, Muskelveränderungen, Sarkoidose, Amyloidose, Hämochromatose und so weiter. Aufgrund der bereits erwähnten hohen räumlichen Auflösung kann eine Schädigung mit größtmöglicher Sicherheit erkannt oder ausgeschlosssen werden.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.