Artikel 30/05/2013

Erektile Dysfunktion - ein Warnzeichen für mögliche Gefäßerkrankungen

Dr. med. Boris Leithäuser Internist, Kardiologe, Angiologe
Dr. med. Boris Leithäuser
Internist, Kardiologe, Angiologe
erektile-dysfunktion

Die Impotenz des Mannes ist ein Tabuthema. Gemeint ist - in der Medizinersprache - die Impotentia coeundi, also die Unfähigkeit, einen Geschlechtsakt zu vollziehen. Wenn dieser aufgrund einer unzureichenden Steifigkeit des Penis nicht mehr möglich ist, kann das für die Psyche und die Partnerbeziehung der Betroffenen erhebliche negative Folgen haben. Heute spricht man in solchen Fällen besser von einer erektilen Dysfunktion (lat. erectio = Aufrichtung, griech. dys = Vorsilbe für: abweichend von der Norm, krankhaft, also: Fehlfunktion). Dies gilt aber nur dann, wenn das Problem über einen längeren Zeitraum von vielen Wochen besteht.

Eine Erektion kommt zustande wenn stimulierende Sinnesreize (z. B. Bilder, Düfte oder Stimmen), Berührungen oder Fantasien bestimmte Gruppen von Nervenzellen im Gehirn aktivieren. Von dort aus gehen Impulse über das Rückenmark und Nervengeflechte im Becken an die Schwellkörper im Penis. Hier werden als Reaktion auf diese Nervenimpulse Botenstoffe freigesetzt, die zu einer Entspannung der Muskelzellen in den kleinen Arterien des Schwellkörpers führen. Dies bewirkt eine Erweiterung dieser Arterien, wodurch der Einstrom von Blut in den Schwellkörper gesteigert wird.

Gleichzeitig wird der Blutabfluss über die Venen gedrosselt, so dass der Druck im Schwellkörper ansteigt und der Penis hart wird. Es ist eine Höchstleistung des lokalen Gefäßsystems, denn der Blutfluss in den Arterien des Genitals wird kurzfristig auf mehr als das 10-fache des Ruhe-Wertes erhöht - ein Spitzenwert, der in keinem anderen Abschnitt der Arterien des Körpers annähernd erreicht wird. Dies funktioniert allerdings nur in gesunden Gefäßen.

Erektionsstörungen haben unterschiedliche Ursachen: Sie können als Folge einer Unterleibsoperation (Prostata, Harnblase, Darm) auftreten, wenn die zum Penis ziehenden Nerven verletzt wurden. Erkrankungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose oder die Parkinson´sche Erkrankung können ursächlich sein. Häufig sind psychische Faktoren beteiligt: beispielsweise anhaltender Stress in verschiedenen wiederkehrenden Situationen (Leistungsdruck am Arbeitsplatz oder Partnerschaftsprobleme) oder konkrete psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen. Medikamente tragen nicht selten ihren Teil dazu bei. Dies gilt insbesondere für Beta-Blocker, bestimmte Psychopharmaka und Mittel zur Entwässerung. Die Zuckerkrankheit (Diabetes) schädigt langfristig die kleinsten arteriellen Blutgefäße und die Nervenbahnen und verursacht dadurch häufig Erektionsstörungen. Sehr häufig findet man eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) in Verbindung mit einer erektilen Dysfunktion vor. Dies gilt vor allem für Männer ab dem 60. Lebensjahr.

Die endotheliale Dysfunktion ist das erste Stadium der Erkrankung der Arterien, in deren Verlauf es zur Verkalkung und Verengung und letztlich dem Verschluss eines Blutgefäßes kommt. Der Begriff Dysfunktion ist oben schon erklärt. Das Endothel (Endo = griech. Vorsilbe für innen, innerhalb; thele = griech. Mutterbrust) ist eine etwa ein tausendstel Millimeter dicke Schicht aus spezialisierten Körperzellen, die das Innere der Blutgefäße auskleidet (siehe auch: Psychischer Stress und Blutgefäßalterung). Es ist eine lebende Membran zwischen fließendem Blut und der eigentlichen Gefäßwand. Diese Membran produziert die weiter oben bereits erwähnten chemischen Signalstoffe, die den Durchmesser der Arterien regulieren. So können die Gefäße die Durchblutung an die lokalen Anforderungen in verschiedenen Körperregionen anpassen.

Wir selbst fügen dieser Endothelschicht durch unseren Lebensstil meist den größten Schaden zu. Fehlernährung, Bewegungsmangel und Rauchen wirken sich negativ auf die Fähigkeit zur Gefäßerweiterung aus. Eben darauf kommt es in den Schwellkörpern des Penis ganz besonders an. Anders ausgedrückt: Wenn die Durchblutungssteigerung für die „Manneskraft“ nicht mehr erbracht werden kann, steckt möglicherweise der Beginn einer Gefäßerkrankung dahinter. Es ist erwiesen, dass Männer mit Erektionsstörungen ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall haben. Daher sollte dieses Symptom nicht ignoriert und verschwiegen werden. Eine ärztliche Untersuchung ist dringend ratsam. Nach dem Hausarzt oder der Hausärztin sind häufig die Fachärzte der Urologie die nächsten Ansprechpartner. Ergibt sich hier der Verdacht auf eine Durchblutungsstörung, sollte die Vorstellung beim Herz- und Gefäßmediziner als nächstes folgen.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.