Artikel 16/04/2016

Nabelbruch bei Kindern: Anzeichen, Ursachen, Operation

Team jameda
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Viele Eltern sind beunruhigt, wenn der Kinderarzt einen Nabelbruch bei ihrem Nachwuchs entdeckt. Nabelbrüche sind zwar meistens harmlos, müssen in manchen Fällen aber trotzdem operiert werden. Wie Eltern einen Nabelbruch erkennen können, was nun zu tun ist und wann eine Operation notwendig ist, wollte jameda vom Kinderchirurgen Dr. Eule wissen.

jameda: Nachdem die Nabelschnur nach der Geburt abgetrennt wurde, bleibt bei manchen Babys eine Lücke im Bauchraum zurück – ein Nabelbruch ist entstanden. Wie häufig ist diese Kinderkrankheit?
Dr. Eule: Ich würde schätzen, dass jedes fünfte bis siebte Kind mit einem Nabelbruch zur Welt kommt. Häufig werden die Nabelbrüche bei der Geburt entdeckt, aber nicht angesprochen, weil sie sich oft von selbst zurückbilden.

jameda: Wichtigstes Anzeichen eines Nabelbruchs ist eine Vorwölbung im Bereich des Nabels. Können Eltern den Nabelbruch selbst eindeutig identifizieren?
Dr. Eule: Nabelbrüche sind nicht mit Nabelschnürbrüchen zu verwechseln: Bei dieser seltenen Kinderkrankheit gelangen Bauchorgane in den Bruchsack – das Kind muss infolgedessen zeitnah behandelt werden. Nabelbrüche dagegen sind viel harmloser und auch von Eltern einfach zu erkennen. Allerdings sehen die Eltern nicht, wie groß das Loch hinter der Vorwölbung ist. Das findet nur der Arzt heraus. Auch hinter einer großen Vorwölbung, die Eltern oft beunruhigt, kann ein kleines Loch stecken, das vollkommen ungefährlich ist.

jameda: Manchmal entwickelt sich die Wölbung der Bauchdecke langsam. Woran liegt das?
Dr. Eule: Wenn sich der Bauchdruck im Lauf der Zeit erhöht, zum Beispiel durch Blähungen oder eine Bindegewebsschwäche, kann die Vorwölbung größer werden.

jameda: In der Regel verursacht ein Nabelbruch keine Schmerzen. Nur wenn die Bauchmuskulatur angespannt wird, wie etwa beim Husten, können leichte Beschwerden auftreten. Kommt es zu heftigen Schmerzen, sind womöglich Teile des Darms eingeklemmt. Was ist in diesem Fall zu tun?
Dr. Eule: Dann müssen die Eltern mit dem Kind zum Arzt gehen, weil der Nabelbruch sofort operiert werden muss. In den 25 Jahren, in denen ich in der Kinderchirurgie tätig bin, habe ich allerdings nur einmal von einem eingeklemmten Nabelbruch gehört.

jameda: In den ersten Jahren können Eltern einfach abwarten, ob sich der Nabelbruch von selbst zurückbildet. Wie häufig kommt es zu diesen spontanen Rückbildungen?
Dr. Eule: Ich würde behaupten, dass Nabelbrüche bei Kindern in 85 bis 90 Prozent der Fälle von selbst verschwinden.

jameda: Bei älteren Kindern wird eine Operation empfohlen. Gibt es Alternativen zur OP?
Dr. Eule: Eine Operation ist nicht immer notwendig. Wichtig ist, die Größe des Nabelbruchs und den Verlauf zu beobachten, um im sechsten oder siebten Lebensjahr des Kindes zu entscheiden, ob der Eingriff empfehlenswert ist. Hat ein ohnehin schon größeres Loch mit der Zeit an Umfang gewonnen, liegt eine OP nahe. Außerdem werden Mädchen im Hinblick auf eine spätere Schwangerschaft häufiger operiert.

jameda: Was passiert, wenn keine Operation erfolgt?
Dr. Eule: Nach dem sechsten bis siebten Lebensjahr verändert sich der Nabelbruch kaum noch. Ist die Operation ausgeblieben, obwohl sie aufgrund der Größe des Lochs empfehlenswert gewesen wäre, muss sie eventuell im Erwachsenenalter nachgeholt werden, wenn sich der Bruch doch noch einklemmt. Operationen bei Erwachsenen sind aufwendiger und mit größeren Risiken verbunden.

jameda: Bei der ca. 30-minütigen ambulanten OP wird der Bruchsack entfernt und vernäht. Ist dieser Eingriff kompliziert?
Dr. Eule: Nein, das Loch wird mit Nadel und Faden zusammengenäht, ohne Netze oder andere Hilfsmittel zu verwenden. Die Fäden lösen sich im Anschluss von selbst auf. Die Kinder bekommen eine Vollnarkose, die sie in der Regel gut verkraften. Ich würde sogar sagen, dass die Risiken einer Vollnarkose bei Kindern geringer sind als bei Erwachsenen, weil sie noch keine Grunderkrankungen wie Bluthochdruck haben.

jameda: Wie häufig treten Komplikationen wie Nerven- oder Darmverletzungen oder Entzündungen auf?
Dr. Eule: Diese Risiken liegen im Promillebereich – ich habe noch nie von Komplikationen dieser Art in der Praxis gehört. Was häufiger vorkommt, sind Nachblutungen, weil sich kleine Kinder gerne bewegen und sich manchmal nicht ruhigstellen lassen. Nachblutungen sehen aber schlimmer aus, als sie tatsächlich sind.

jameda: Wann ist das Kleinkind nach dem Eingriff wieder fit?
Dr. Eule: Die Kinder gehen direkt nach der OP nach Hause. Sie machen intuitiv alles richtig – es ist keine strenge Bettruhe erforderlich. Zur Nacht hin sollten Eltern ein Schmerzmittel geben, am nächsten Tag sind die Tabletten oft nicht mehr notwendig. In den ersten zwei bis drei Tagen laufen die Kinder gebeugt, weil das Loch zugenäht wurde, richten sich dann aber von selbst wieder auf.

jameda: Vielen Dank für das Gespräch!

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