Das jameda-Interview: 8 Fragen an Dr. Tillich

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Dr. Tillich interessante Fragen über kritische Patienten, Neuerungen in der Orthopädie und Defizite im Gesundheitssystem.

jameda: Herr Dr. Tillich, was hat sie motiviert, Arzt zu werden?

Dr. Tillich: Räumliches Vorstellungsvermögen und Sinn für Bewegungsabläufe hatte ich schon seit der Kindheit. Als Orthopäde kann ich meinen Patienten dann am besten helfen, wenn ich ihre Erkrankung und die zugrunde liegenden Mechanismen verstehe und daraus die sinnvollste Therapie ableite. Mein Ziel ist es stets, aus der Vielzahl der möglichen Therapien die für den jeweiligen Patienten beste auszuwählen. Die Erfahrung zeigt, dass häufig kleine Hilfsmittel wie spezielle Bandagen, Trainingstherapien oder Einlagen große Wirkung haben können.

Liegen Schäden vor, die einer Operation bedürfen, so bin ich heute durch jahrelangeSpezialisierung ein Fachmann auf dem Gebiet der endoskopischen Eingriffe. Das kommt meinen Patienten zugute, was mich sehr freut.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie  die größten Herausforderungen?

Dr. Tillich: Als Arzt kann ich vielen meiner Patienten gut helfen.  Am meisten freue ich mich aber, wenn sich Patienten nach einer gelungenen Behandlung ehrlichen Herzens bedanken. Das ist nicht mehr selbstverständlich, erleichtert mir aber stets den manchmal stressigen Alltag.

Die größte Herausforderung sehe ich darin, mir für meine Patienten unter den ökonomischen Zwängen unseres Gesundheitssystems genügend Zeit zu nehmen. Wie oft ist ein längeres Gespräch sinnvoll - auch als Teil der Therapie! Die Kunst besteht für mich darin, trotz eines gewissen Zeitdruckes meinen Patienten ihre Erkrankungen und die gebotenen Behandlungen gut zu erläutern.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Dr. Tillich: Für mich ist es ganz wichtig, meinen Patienten in solchen Fällen eine umfassende Aufklärung über die Ursachen der Erkrankung und die sich daraus ableitenden Möglichkeiten der Therapie aufzuzeigen. Der Patient entscheidet dann, welchen Weg er beschreiten will.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Dr. Tillich: Aufklärung ist alles. Wenn der Patient den Therapieplan versteht und die Vorteile erkennt, wird er ihn am ehesten befolgen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Dr. Tillich: Immer mehr Menschen werden immer älter und nehmen Leistungen des Gesundheitssystems in Anspruch. Das ist toll, kostet aber immer mehr Geld. Auch die Therapien werden aufgrund der Forschung und Weiterentwicklung immer teurer.

Dem gegenüber steht das Bestreben, die Krankenkassenbeiträge stabil zu halten. Wenn jeder Bürger weiterhin die Möglichkeit haben soll, jede Leistung in Anspruch zu nehmen, dann müssten die Beiträge eigentlich steigen.

Meiner Meinung nach sollte jedem Menschen in unserem Land eine Basisabsicherung zustehen, sodass die wesentlichen Behandlungen und Operationen selbstverständlich solidarisch abgesichert sind. Danach kann sich jeder Patient zusätzliche Leistungen versichern lassen, die nicht zwingend notwendig sind. Beim Zahnarzt ist das ja schon so. Das hält die Beiträge stabil und sichert trotzdem alle Menschen ab.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Dr. Tillich: Ich denke, dass das Patientengespräch oft zu kurz kommt. Meiner Überzeugung nach ist das Ergebnis einer Behandlung dann besser, wenn zu Beginn ein gutes Aufklärungsgespräch stattfindet.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Dr. Tillich: In unserer großen orthopädischen Praxis haben wir die Möglichkeit, gewisse Anschaffungen vorzunehmen, die in kleineren Praxen nicht ohne Weiteres möglich wären.

So verfügen wir neben einer hochmodernen digitalen Röntgenanlage auch über ein High- End- Sonografie-Gerät, mit welchem Diagnosen besser als mit einem herkömmlichen Gerät gestellt werden können.

Patienten unserer Praxis steht zudem ein spezielles Stoßwellengerät zur Verfügung, mit dem zahlreiche Krankheitsbilder gezielt behandelt werden können. Als letztes Beispiel möchte ich unser BIOCON-Gerät erwähnen, mit welchem wir seit kurzem gezielt Muskelverspannungen behandeln. Dies erfolgt über ein hoch technisiertes Verfahren (sog. rPMS) und hilft vielen Patienten mit Rückenschmerzen erfreulich gut.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Dr. Tillich: Bewegen, bewegen und nochmals bewegen! Statt das Auto für kurze Distanzen lieber das Fahrrad benutzen oder zu Fuß gehen. Die Ursache vieler orthopädischer Erkrankungen ist Bewegungsmangel. Ein Gelenk muss benutzt werden, damit es gesund bleibt oder wieder gesund wird.

Orthopäde | Orthopäde Berlin | Orthopäde Hamburg | Orthopäde München | Orthopäde Köln | Orthopäde Frankfurt