Artikel 08/10/2015

Die 3- fach Beckenosteotomie: Die operative Versorgung Erwachsener bei Hüftdysplasie

Team jameda
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Wird eine Hüftdysplasie (Steilstellung der Hüftgelenkspfanne) im späten Kindes- oder im Erwachsenenalter diagnostiziert, können Eingriffe wie die Pfannendach- oder Acetabuloplastik nicht mehr durchgeführt werden, da die Wachstumsfuge der Hüftgelenkspfanne sich bereits verschlossen hat.

Was ist eine 3- fach Beckenosteotomie?

Bei dieser Operation wird die Steilstellung der Hüftgelenkspfanne korrigiert, damit diese den Hüftkopf wieder in einem normalen und gesunden Maß überdacht. Die Operation wird deshalb so bezeichnet, weil die Hüftgelenkspfanne, die ein Teil des menschlichen Beckens ist, an drei Stellen vom Becken gelöst werden muss, um ihre Stellung zu verändern: Am Sitzbein (Os ischium), am Schambein (Os pubis) und am Darmbein (Os ileum).

Wann wird diese Operation durchgeführt?

Der Eingriff wird bei Patienten durchgeführt, die unter Hüftschmerzen durch die Hüftdysplasie leiden. Dies ist in der Regel bei Jugendlichen  und Erwachsenen der Fall, da die Dysplasie bei Kindern nur in ganz seltenen Fällen Schmerzen verursacht. Lediglich in Ausnahmefällen wird bei Kindern dieser Eingriff durchgeführt (M.Perthes, oder Drehfehlstellungen, wie bei Kindern mit M. Down, bzw. Beschwerden bei Hüftdysplasien bei verschlossener Wachstumsfuge). Auch ein gewisses Ausmaß von Dysplasie sollte vorliegen.

Bei Jugendlichen, die noch schulpflichtig sind, sollte die Operation am Ende der Schulausbildung vor Aufnahme der weiteren Berufsausbildung erfolgen.

Gibt es Alternativen zur Operation?

Letztlich gibt es immer die Alternative, nicht zu operieren. Bestehen allerdings schon Beschwerden im Bereich der Hüfte, ist dies als Zeichen einer Fehl- und Überbelastung des Knorpels zu sehen. Wird auch dieses Alarmsignal auf Dauer ignoriert, kommt es unweigerlich zum Entstehen einer Arthrose.

Ein Knorpelschaden und somit auch eine Arthrose heilt nicht wie ein Knochenbruch von selbst. Deshalb kann der Schaden auch nicht wieder rückgängig gemacht werden. Wird eine Operation zu spät durchgeführt, wenn die Arthrose schon weit fortgeschritten ist, ist ein Erhalt des Gelenkes oft nicht mehr, oder nicht auf Dauer möglich, ein künstliches Hüftgelenk muss eingesetzt werden.

Setzt man dieses bereits in jungen Jahren ein (z.B. im Alter von 35 oder 40 Jahren), ist nach ca. 10 Jahren mit der ersten Wechseloperation zu rechnen, da die Prothesensysteme sich mit den Jahren lockern und ersetzt werden müssen. Im Laufe der Jahre werden die Ergebnisse dieser Wechseloperation und die Knochensituation immer schlechter. Früher wie heute endet dies für die Patienten in relativ jungen Jahren oft im Rollstuhl und in einer frühen Invalidität.

Dies muss nicht sein, es ist vermeidbar, wenn man sich frühzeitig vernünftig beraten und ggf. therapieren lässt. Prophylaxe ist hier sicherlich das A und O!

Schmerzmittel oder Physiotherapie können leichte Beschwerden eine Zeit lang lindern oder stabilisieren, aber auf Dauer eine Operation bei schweren Befunden nicht verhindern, da die Stellung der fehlstehenden Hüftgelenkspfanne nicht verändert wird.

Wie genau wird die Operation durchgeführt?

Die Operation beginnt in Seitenlage. Über einen kurzen Schnitt im Bereich der Gesäßregion wird die Muskulatur freigelegt, vorsichtig auseinandergedrängt und der Sitzbeinknochen dargestellt. Unter Sicht, und das ist der Vorteil dieser Operation gegenüber anderen „blinden“ OP- Verfahren (z.B. die PAO), wird der Knochen durchtrennt, die anderen Strukturen werden durch spezielle Instrumente geschützt.

Nach der Umlagerung auf den Rücken werden auf dieselbe Art und Weise Scham- und Darmbein dargestellt und kontrolliert durchtrennt.

Ist die Pfanne so vom Rest des Beckenknochens schonend gelöst worden, kann sie in allen Richtungen des Raumes korrigiert werden. Drähte fixieren die korrekte Stellung. Nach einer Röntgenkontrolle während der Operation wird die Pfanne, wenn sie korrekt steht, mit Hilfe von speziellen Schrauben  befestigt und kann in der korrekten Stellung wieder festwachsen.

Der Eingriff dauert 2,5-3 Stunden. Der stationäre Aufenthalt liegt bei ca. 10 Tagen.

Wie ist die Nachbehandlung nach der Operation?

Nach der Operation ist eine Bettruhe von 3-5 Tagen notwendig. Im Anschluss findet die Mobilisierung des Patienten unter krankengymnastischer Anleitung an Unterarmgehstützen statt. Die Beugung des Hüftgelenkes ist für die Dauer von 6 Wochen auf 60° eingeschränkt, für die Dauer von 8 Wochen ist eine komplette Entlastung nötig, danach erfolgt der Belastungsaufbau.

Gibt es Risiken bei oder nach der Operation?

Bei diesem Eingriff handelt es sich um einen großen Beckeneingriff. Trotzdem sind Komplikationen bei der Operation durch einen geübten Operateur selten.

Zu nennen sind hier neben üblichen, bei allen chirurgischen Eingriffen vorkommenden Risiken wie Wundheilungsstörungen und – infektionen, Blutergüssen und Nachblutungen, vor allem folgende Risiken:

Gefühlsstörungen der Oberschenkelaußenseite, die nahezu immer rückläufig sind, Knochenheilungsstörungen (fast nur bei Rauchern) und, sehr selten, Nervenirritationen mit vorübergehenden Muskelschwächen.

Da bei einem solch großen Eingriff Blutverluste möglich sind, sollte vor der OP Eigenblut gespendet werden, auch wenn ein Cellsaver bei der Operation genutzt wird, der verlorenes Blut während der OP wieder aufbereitet.

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