Artikel 17/03/2016

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Holger Mahn

Dr. med. Holger Mahn Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
Dr. med. Holger Mahn
Orthopäde & Unfallchirurg, Sportmediziner, Chirotherapeut
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Holger Mahn interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde & Unfallchirurg.

jameda: Herr Dr. Mahn, was hat Sie motiviert, Orthopäde und Unfallchirurg zu werden?
Herr Dr. Mahn: Zunächst wollte ich Herzchirurg werden und habe auch meine Doktorarbeit in diesem Bereich geschrieben. Meine enge Verbindung zum Sport hat mich aber letztlich zur Orthopädie und Unfallchirurgie mit dem faszinierenden Schwerpunkt Sportverletzungen geführt.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Mahn: Am meisten Freude bereitet es mir, mit motivierten Patienten und Sportlern (z.B. auch der DFB U18-Nationalmannschaft) zu arbeiten. Diese sind stets motiviert und bereit, selbst etwas für ihren Heilungsprozess zu tun. Die größten Herausforderungen sehe ich in der individualisierten Therapie, denn nicht jeder Mensch ist gleich. Jeden entsprechend dort abzuholen, wo er steht und gemeinsam den besten Weg zum Erfolg zu finden, daran arbeiten wir tagtäglich.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Mahn: Viele Patienten haben den Eindruck, ich behandle nur noch VIPs und Profisportler. Dem ist keinesfalls so. Leider bildet die Vergütungsstruktur im Bereich der Kassenmedizin nicht mehr alle sinnvollen Therapieformen ab, sodass die Patienten bei ihrem Wunsch, das Bestmögliche an Behandlungen zu erhalten, diese teilweise selbst finanzieren müssen. Das finde ich nicht gut, ich kann jedoch an dem bestehenden System alleine nichts ändern.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Mahn: Jeder Patient, jede Patientin muss zunächst einmal die Möglichkeit haben, sich aus eigener Motivation für eine bestimmte Behandlung zu entscheiden (ausgenommen sind natürlich Notfalleingriffe und lebensbedrohliche Situationen). Sind die Patienten gut aufgeklärt und wissen, was sie erwartet, haben sie erfahrungsgemäß weniger Probleme, etwaige Unannehmlichkeiten durchzustehen. Deshalb arbeiten wir z.T. auch mit Vorbildern aus Sport, etc.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Mahn: Alle Patienten werden in den Therapieplan eingebunden und müssen verstehen, dass z.B. die Nachbehandlung und die Compliance nach einer Operation oft genauso wichtig ist wie die perfekte Durchführung der OP selbst. Hier wenden wir entsprechend überdurchschnittliche Aufklärungszeiten an. Bei Compliance-Problemen werden diese offen angesprochen und es wird versucht, mit dem Patienten den bestmöglichen Weg zu finden und ihn zu motivieren wieder mitzumachen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Mahn: Ich würde die Trennung von privaten und gesetzlichen Versicherungen aufheben. Denn die aktuell gelebte Zweiklassenmedizin führt zu Konflikten. Es sollte eine fixe leistungsgerechte Vergütung von Ärzten geben und jeder Patient sollte selbst entscheiden können, wie weit sein Versicherungsschutz geht. Standard- und Notfalltherapien müssen für jeden kostenfrei sein. Premiumtherapien sollte man extra versichern können oder alternativ selbst finanzieren. Gesundheit ist das wichtigste Gut für alle.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Mahn: Wir Ärzte sollten verstehen, dass wir keine „Götter in weiß“ sind, sondern ganz normale Dienstleister. Wir müssen uns ständig weiterbilden und darauf achten, dass Qualität und Service auf höchstem Niveau sind. Das haben unsere Patienten verdient.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Mahn: Wir sind sehr interessiert an Innovationen und halten stets die Augen offen, welche neuen Methoden sinnvoll und in ihrer Wirksamkeit sowie Effektivität geprüft sind und was wir erfolgversprechend in unsere bestehenden Therapiekonzepte integrieren können. Aktuell bin ich sehr zufrieden mit unserer SpineMED Methode aus den USA, einer nichtoperativen spinalen Dekompressionstherapie bei Rückenleiden wie Bandscheibenvorfällen, etc. Ich sehe außerdem großes Potential in der „biologischen Medizin“, wie z.B. der Therapie von Arthrose, Knorpelschäden, Muskel- und Sehnenverletzungen mittels autologem konditioniertem Plasma (ACP), einer bestimmten Art der Eigenblutbehandlung, mit der wir exzellente Ergebnisse aufweisen können.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Mahn: Ja, einige. Zum Beispiel operierte ich einmal einen selbstständigen Landschaftsgärtner am Knie (Arthroskopie mit Innenmeniskusteilresektion). Die Operation verlief sehr gut und der Patient hielt sich nicht an den Nachbehandlungsplan, indem aufgeführt war, dass er eine Woche an Gehstützen laufen sollte. Er ließ diese am Folgetag der OP weg und ging wieder arbeiten. Glücklicherweise verlief alles gut. Zur Abschlusskontrolle nach 6 Wochen kam er in die Praxis und bedankte sich für die OP, ergänzte aber „Den Quatsch mit den Gehstützen können Sie aber Ihren zukünftigen Patienten ersparen, diese sind nun wirklich nicht nötig.“. Das war ein lustiges Erlebnis, trotzdem empfehle ich auch weiterhin meinen Patienten die Benutzung von Gehstützen…! 😉

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Mahn: Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben. Bleiben Sie aktiv, unabhängig von Ihrem Alter, und folgen Sie Ihrer Leidenschaft. Ihr Körper wird es Ihnen danken.

Zur Person

  • Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin
  • Mannschaftsarzt beim Deutschen Fußball-Bund (U18-Nationalteam)
  • Studium in Deutschland, England und den USA
  • Facharztausbildung in Deutschland, der Schweiz und Australien
  • Schwerpunkte in arthroskopischer Kniechirurgie sowie moderner Arthrosetherapie und der Behandlung von Sportverletzungen und Sportschäden

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