Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Peter Konrad Sigg

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Peter Konrad Sigg interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde.

jameda: Herr Dr. Sigg, was hat Sie motiviert, Orthopäde zu werden?
Herr Dr. Sigg: Die Orthopädie, aber auch die Rheumatologie widmen sich in ganz besonderem Maße dem Erhalt der Mobilität - und Mobilität ist Leben! Die damit freie Lebensgestaltung steht jetzt auch noch für mich als noch jungem “Babyboomer” ganz weit oben in der persönlichen Rangordnung. Orthopädie und Rheumatologie haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten super entwickelt. Gipsbett, offene Operationen, belastende Medikamente sind weitgehend Vergangenheit geworden. Ich bin sehr froh und dankbar dafür, dass ich auch als fachärztlicher Spezialist an diesen Entwicklungen und Erfolgen teilhaben darf.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Sigg: Die Begegnung mit immer wieder neuen Menschen und dabei immer mehr Erfahrung gewinnen zu dürfen, diese zur Erhaltung der Mobilität und der Bewegungsfreiheit einsetzen zu können, erfreuen mich jeden Tag auf`s Neue. Aber die aktuellen Rahmenbedingungen der Sozialsysteme und die auch medial gesteuerte, befeuerte gesellschaftliche Stimmungsentwicklung machen uns Ärzten - egal ob in der Praxis oder in der Klinik - ziemlich zu schaffen. Motivierter, engagierter ärztlicher Nachwuchs wird trotz der Werbe-Millionen der KVen in erschreckendem Ausmaß rar: Wer wird unsere auch demografisch bedingten rapide wachsenden speziellen ärztlichen Aufgaben einmal übernehmen können und wollen?

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Sigg: Es sind die beiden extremen Pole “Medizin - oder eben der gute Arzt - kann alles” auf der einen und selbstmitleidiges  “da kann man sowieso nichts mehr machen” auf der anderen Seite. Also absoluter Wunderglaube versus totaler Hoffnungslosigkeit.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Sigg: Ich rate zur Hoffnung, Selbstdisziplin und Eigeninitiative: meist findet sich doch noch eine tragfähige Lösung. Ich denke dabei auch speziell an die Patientinnen und Patienten mit immunreaktiv entzündlich rheumatischen Krankheiten wie z.B. Morbus Bechterew, die ihre Krankheit schon vor der heutigen biomedizinischen Ära meist viel besser meisterten als viele andere Menschen mit weniger aggressiv zerstörerischen und behindernden Leiden!

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Sigg: Das kommt leider auch gelegentlich vor. Meist ist es dann das verwirrende, vielstimmige “Hintergrundrauschen” der Mitmenschen, der Familie, der Freunde oder der Bekannten und Kollegen, das die Compliance heftig belastet. Ich versuche, zu informieren, überlasse aber dem Patienten/ der Patientin selbstverständlich selbst die Entscheidung, auf wen er oder sie lieber hören möchte. Meinungskriege führe ich auf meinem Gebiet nie.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Sigg: Diese Aufgabe wird sich mir eigentlich nie wirklich stellen; ich halte mich aus der großen wie auch der kleinen Politik heraus. Vielleicht aber so: Eigenverantwortung durch leicht erreichbare, zuverlässige, möglichst wenig interessengesteuerte Informationen weiter fördern und dann natürlich auch viel besser belohnen. Missbrauch von Wissen, aber auch kostenträchtige bürokratische Strukturen noch besser reduzieren. Herr Gröhe als zuständiger Minister in Berlin scheint wohl schon gut unterwegs zu sein und wird in Baden-Württemberg durch den ganz neuen Sozialminister Manne Lucha, Ravensburg, sicher bestens unterstützt werden.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Sigg: Gute Frage, nächste Frage! Ohne als schwarzes Schaf schon wieder auszuweichen, vielleicht mit dieser Antwort: noch etwas mehr Gelassenheit und Wohlwollen in Bezug auf die aktuellen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und auch Rollenzuschreibungen respective Rollenansprüche als medizinische Berater - und nicht nur als die einzig relevanten und kompetenten, aber ständig unzufriedenen Gesundmacher.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Sigg: Sehr viele. Die Orthopädie und die Rheumatologie haben - wie schon erwähnt - speziell auch im Bereich Bandscheibe-Spinalkanal-Kreuzbein-Hüfte, z.B. durch die bildgesteuerten minimalinvasiven biomedizinischen Eingriffe und z.B. durch die Biologicals große Fortschritte gemacht - und ich möchte mit meiner Erfahrung und meinem innovativen Programm ganz aktiv dabei bleiben.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Sigg: Es passieren ständig und immer wieder Ereignisse, die es wert sind, zu erzählen. Ich habe vor fünf Jahren zum dritten Male in meiner bis dahin zwanzigjährigen Praxistätigkeit eine neu optimierte Praxis gestartet. Die jetzige Spezialpraxis in Ravensburg war keine “leichte Geburt”. Speziell das erste Jahr nach diesem Start werde ich natürlich auch nie vergessen - und ich bin jetzt Vielen, vor allem aber den Mitarbeiterinnen, Patientinnen und Patienten sehr dankbar dafür, wie sie durch ihr aktives Engagement und ihre (meist) unglaubliche Geduld zum Erfolg der neuen Praxis beigetragen haben.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Sigg: Hört sich vielleicht abgedroschen an, aber trotzdem: Möglichst viel aktive Bewegung, Stehen, Gehen, Sport und Dehnübungen. Möglichst wenig passiv angelehntes Sitzen. Möglichst bewusste Ernährung. Immer wieder Entspannung. Und bei Verdacht auf Bandscheibenvorfall mit Ischias, Spinalkanalstenose, instabiles Kreuzbein, Arthrose oder Rheuma nicht nur dem Schmerz, sondern auch den biologischen Ursachen möglichst früh aktiv und auch biologisch gezielt entgegenwirken.

Zur Person

Dr. med. Peter Konrad Sigg ist Orthopäde, Rheumatologie, Physikalische und Rehabilitative Medizin in Ravensburg.  Er hat sich auf die biologische Interventionsmedizin an Hüfte und unterem Rücken spezialisiert.

Zur Praxis

Die auch medizintechnisch sehr gut ausgestattete moderne kleine Praxis ist ausschließlich auf die Früherkennung und biologische Interventionsmedizin bei/ für Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose sowie Instabilitäten, Arthrose und Rheuma der Kreuzdarmbein- und Hüftgelenke spezialisiert.

Orthopäde | Orthopäde Berlin | Orthopäde Hamburg | Orthopäde München | Orthopäde Köln | Orthopäde Frankfurt