Artikel 27/07/2015

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Englert

Team jameda
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Englert interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Orthopäde und Neuerungen in der Unfallchirurgie.

jameda: Herr Dr. Englert, was hat sie motiviert, Orthopäde & Unfallchirurg zu werden?
Herr Dr. Englert: Die Orthopädie & Unfallchirurgie gibt schnelle Behandlungserfolge, zum Beispiel ein Knochenbruch ist nach 12 Wochen für den Patienten fast vergessen und es kommt meist im Verlauf zu einer kompletten funktionellen Ausheilung. Für die altersbedingten Erkrankungen kann man den Patienten meist einen Großteil ihrer Schmerzen nehmen, Beweglichkeit zurückgeben und die Lebensqualität wieder steigern. Dies gibt sowohl dem Patienten als auch Arzt Zufriedenheit.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Englert: Wenn der Patient zu uns kommt, wissen wir nicht woran er leidet und wie wir ihm helfen können. Die richtige Diagnose zu stellen ist eine intellektuelle Herausforderung. Die Befragung des Patienten, klinische Untersuchung und bildgebende Diagnostik haben eine Treffersicherheit von 90%. Wenn ich daraus eine Operationsindikation ableite und sich bei der Operation genau herausstellt, was ich vorher diagnostiziert habe, fühle ich mich bestätigt und glücklich, dass Richtige zu tun. Die Patienten sind auch sehr dankbar, wenn man Ihnen gut hilft.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Englert: Dass Ärzte viel Geld verdienen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Englert: Für diese Patienten muss man sich Zeit nehmen. Wir helfen den Patienten nach bestem Wissen und diese Hilfe wird in solch schwierigen Phasen vom Patienten auch honoriert.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Englert: Ich weise den Patienten darauf hin, dass es seine Gesundheit ist und er die Verantwortung für sich trägt.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Englert: Eine gesetzliche Basisversicherung für jeden mit optionalen privaten Zusatzleistungen einführen. Die Basisversicherung muss einige Therapien klar erkenntlich ausgrenzen, was die GKV aktuell verdeckt über Budgets etc. auf den Arzt abwälzt. Das vergiftet das Arzt-Patientenverhältnis, wenn die Kasse dem Patienten mündlich mitteilt alles zu bezahlen, was der Arzt verordnet und sei es Fango& Massage bei Muskelhartspann. Und das stimmt nun einfach nicht!

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Englert: Da haben Sie Recht und deshalb suchen sich Patienten auch Ihren Arzt des Vertrauens.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Englert: Technisch und vor allem hygienisch sind wir auf dem neusten Stand. Somit kann ich den zweiten Teil Ihrer Frage mit einem klaren Ja beantworten. Neue Therapieverfahren werden entwickelt und nach einer Erprobungsphase durch mehrere Anwender gern auch mal wieder verworfen. So gibt es für mich derzeit kein schlüssiges Verfahren für die Behandlung von Schultereckgelenksprengungen (Stand 2015). Das zeigt sich auch in der Literatur. Ich bilde mich ständig fort und als Sachverständiger beim Landgericht München gehe ich medizinisch-juristisch auch sehr in die Tiefe des medizinischen Erkenntnisstandes. Manchmal sind alte Therapieverfahren sicherer und dann ggf. individuell für den Patienten besser.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Englert: Es gibt einige schwierige Therapieverläufe, wo man sich sehr freut, diese erfolgreich abgeschlossen zu haben. Zum Beispiel behandelte ich einen Patienten mit bakterieller Entzündung einer Schulterprothese, den ich mit einer neuen Prothese und der Hilfe der Infektiologie des UKR ausheilen konnte.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Englert: Unser zivilisatorisch aufgezwungenes Leben mit viel zu viel Schreibtischarbeit, zu wenig Bewegung und viel zu viel L-Carnitinhaltiger Ernährung (zum Beispiel rotes Fleisch) machen uns krank. Ich halte extrem viel von Betriebssport und Prävention. Es wird lieber eine Bluthochdrucktablette eingenommen, als eine Stunde Ausdauersport am Tag betrieben. Das finde ich schade.

Zur Person

Herr PD Dr. Englert wechselte 1997 vom UK Hamburg zum UK-Regensburg. Er war 2001 DFG-Stipendiat und arbeitete 1 Jahr an der UCSD in Kalifornien. 2002 wurde er Facharzt und ab 2009 Leitender Oberarzt der Unfallchirurgie. Er gewann den Wissenschaftspreis der DGU 2008 und 2011 der AGA. Er ist spezialisiert für die Schulter- und Ellenbogenchirurgie.

Zur Praxis

In der ARTOS Gemeinschaftspraxis liegt der Schwerpunkt auf Orthopädie, Unfallchirurgie, Chirurgie, Handchirurgie und Sportmedizin. Die intensive Zusammenarbeit der Ärzte und des Fachpersonals garantiert die ganzheitliche Behandlung des Patienten.

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