Das jameda-Interview: Zu Besuch bei Prof. Dr. med. Sven Ostermeier

Was war für Sie der Beweggrund, Orthopäde und Unfallchirurg zu werden?
Nach meinem Abitur begann ich Maschinenbau zu studieren. Mich interessierte die Technik und Mechanik. Sehr bald stellte ich fest, dass die Themen interessant waren, ich aber die Begegnung mit Menschen - besonders die Möglichkeit konkret zu helfen - auch in meinem Beruf suchte. So entschied ich mich, nach dem Vordiplom in Maschinenbau mein Medizinstudium zu beginnen. Die Vorbildung in der Mechanik prägte aber auch mein Studium: Insbesondere Anatomie und die Statik des Skeletts haben mich von Beginn an interessiert. Das beeinflusste die Wahl meiner Doktorarbeit in der Orthopädie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bei Prof. Wirth. Ich testete künstliche Kniegelenke. Das war für mich wegweisend. Es folgten mehrere wissenschaftliche Studien. Meine Habilitationsschrift handelte von einer neuen Operationstechnik zur mechanischen Stabilisierung der Kniescheibe. So schuf ich die Basis für meine Professur an der MHH und meine Spezialisierung in die Orthopädie.

Wann und warum haben Sie sich dazu entschlossen, sich auf die Sportmedizin zu spezialisieren?
Sport hat in meinem Leben schon immer einen großen Stellenwert gehabt. Nicht nur, weil meine Mutter diplomierte Sportlehrerin war und mich in meinem Sport förderte. Auch meine eigene Freude an der Bewegung und körperlichen Leistung führten mich in der Tätigkeit in der Orthopädie an die Sportmedizin heran. Nach meiner Prüfung zum Sportmediziner folgten mehrere Einsätze als betreuender Arzt bei verschiedenen Vereinen und Turnieren. Während eines Lehrauftrages an der Universität Hannover bildete ich Sportstudenten aus. Durch diese Nähe verstehe ich auch die Ziele, die Mentalität und Einstellung des Sportlers: Es ist für Sportler besonders wichtig, dass der Arzt nicht nur fachlich gut ist, sondern Ihren individuellen Anspruch und die Begeisterung für die Leistung teilt.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrer Arbeit?
In der Orthopädie stehen heutzutage viele verschiedene operative und konservative Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Die Herausforderung besteht nun darin, die für jeden Patienten als einzigartige Persönlichkeit richtige Kombination aus diesen Möglichkeiten zu finden. Das erfordert einerseits eine gute Kenntnis dieser verschiedenen Verfahren, aber auch eine ausreichende Erfahrung. Manche Verfahren erscheinen in der Theorie als sehr erfolgreich, können in der Praxis aber nicht für jeden Patienten zu dem gewünschten Ergebnis führen. In dieser Offenheit für den Patienten liegt die Kunst und Herausforderung: Zu wissen was geht, aber auch zu fühlen, was der Patient braucht.

Womit dürfen Ihre Patienten bei Ihnen rechnen?
Stets strebe ich an, eine mit dem konkreten Patienten gemeinsam abgestimmte Diagnostik, Beratung und Therapie zu finden. Jeder Patient kann in meiner Sprechstunde eine auf ihn zugeschnittene Behandlung erwarten. Aufgrund der vielfältigen Voraussetzungen in unserer Klinik in allen Therapiebereichen bin ich in der Lage, aus der Vielzahl der Möglichkeiten eine maßgeschneiderte Lösung für und mit dem Patienten zu erarbeiten.

Was würden Sie sich von Ihren Patienten wünschen?
Patienten sollten wissen, dass in der modernen Medizin die eigene Motivation sehr wichtig ist. Es ist wenig sinnvoll, eine maßgeschneiderte Therapie zu beginnen, ohne dass der Patient von sich heraus diese akzeptiert und auch fortführt. Die Eigeninitiative des Patienten in der Entscheidungsfindung, aber auch in der Durchführung einer Therapie, ist wesentlicher Teil des Therapie-Erfolges. Der Orthopäde und der Arzt sind Teil desselben Teams. Ich schätze es sehr, wenn Patienten sich auf diese durch Kritikfähigkeit aber auch Loyalität geprägte Teamarbeit einlassen können.

Was zeichnet Sie als Ärzte aus?
Bei der inzwischen hochspezialisierten medizinischen Therapie zeichnen wir uns als Mittler zwischen Medizin und Patient aus. Zuhören und Wahrnehmen der spezifischen Ziele und Bedürfnisse der einzelnen Patienten wird neben der eigentlichen Therapie immer wichtiger. Die Gesundheit bezieht immer die gesamte Lebenswelt unserer Patienten mit ein: persönliche Umstände, sportliche Ziele, Ihre Lebensweise. Gesundheit ist daher für jeden ein eigenes Ziel. Daher bieten wir uns nicht nur fundierte medizinische Kenntnisse und langjährige Erfahrung, sondern sind durch dieses Einfühlungsvermögen in der Lage, das individuelle Gesundheits-Ziel des Patienten zu erkennen.

Was ist Ihnen persönlich bei Ärzten wichtig?
Man sollte den Kontakt zu dem Patienten nicht verlieren. Manchmal hilft es, dem Patienten einen Moment länger zuzuhören, um seine Beschwerden besser verstehen zu können.

Zur Person
Ich bin 1972 in Bückeburg, Niedersachsen, geboren, habe im Dezember 2000 mein Medizinstudium beendet und absolvierte meine Assistenzarztzeit in der Orthopädischen Klinik der medizinischen Hochschule Hannover. Danach war ich dort bis 2011 Oberarzt und zuletzt geschäftsführender Oberarzt in der Abteilung Sport-, Knie- und Schulterchirurgie. In meiner Doktorarbeit beschäftigte ich mich mit der Biomechanik von künstlichen Knieprothesen und in meiner Habilitation mit einer neuen Operationstechnik zur Stabilisierung von Kniescheiben. Seit 2012 bin ich leitender Arzt in der Gelenk-Klinik mit den Spezialgebieten Knie- und Schulterchirurgie.

Zur Praxis
Die 1993 gegründete orthopädische Gelenk-Klinik in Gundelfingen bei Freiburg hat in den letzten Jahren eine stetige Entwicklung hin zu einer auf Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen spezialisierten Klinik erfahren. Verschiedene Fachärzte für Orthopädie, die zu ausgewiesenen Spezialisten in ihren Fachgebieten zählen bieten dem Patienten eine individuelle Beratung und Therapie seiner Beschwerden. Eine eigene Operationseinheit, sowie 13 Patientenbetten, aber auch das integrierte Physiotherapiezentrum, ermöglichen eine umfassende Therapie und Versorgung des gesamten orthopädischen Spektrums.

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