Artikel 15/04/2015

Die Therapierevolution des Klumpfußes

Team jameda
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Der Klumpfuß war in früherer Zeit eine Erkrankung, die oft zu großen Gehbehinderungen und Beschwerden im Laufe des Lebens führte. Heute sind diese Langzeitprobleme dank neuer Behandlungsmethoden sehr selten geworden, wenngleich der Klumpfuß auch heute noch neben der Hüftdysplasie die häufigste angeborene Fehlbildung des Bewegungsapparates ist.

Was ist ein Klumpfuß?

Der Klumpfuß, im englischen Sprachgebrauch „clubfoot“ genannt, ist eine Fehlbildung des Fußes, die in den meisten Fällen nach der Geburt auffällt (kongenitaler, oder angeborener Klumpfuß), oder im Verlauf einer neurologischen Erkrankung, zum Beispiel einer Spastik auftritt (neurogener Klumpfuß).

Er besteht aus einer Fehlstellung mit:

  • einer Verkürzung der Achillessehne (Spitzfuß)
  • einer sichelförmigen Veränderung des Vorfußes (Vorfußadduktion)
  • einer Verstärkung des Fußlängsgewölbes (Hohlfuß)
  • einer Verkippung des Rückfußes (Rückfußvarus)
  • einer Anhebung des Fußaußenrandes (Vorfußsupination)

Die Fehlstellung ist kontrakt, also nicht vollständig in eine gerade, „normale“ Position zu bringen. Im Gegensatz dazu unterscheidet man die sogenannte Klumpfußhaltung, bei der die Fehlform (fast) mühelos korrigierbar ist.

In Mitteleuropa kommt der Klumpfuß bei ca. 1,2 bis 2,4 Säuglingen von 1.000 auf, bei Menschen dunkler Hautfarbe oder im asiatischen Raum variieren die Zahlen zum Teil erheblich. Die Verteilung Jungen zu Mädchen liegt bei 2:1.

Warum entsteht ein Klumpfuß?

Der Klumpfuß entsteht durch:

  • Vererbung (nahe Verwandte haben einen Klumpfuß)
  • während der Schwangerschaft einwirkende Umwelteinflüsse (zum Beispiel Platzmangel im Mutterleib)
  • Fehlanlage von Gefäßen und Bändern
  • Einer Fehlstellung des Sprungbeines (Talus)
  • Störungen des Muskelgleichgewichtes bei neurologischen Erkrankungen (z.B. Cerebralparese oder Spina bifida) oder anderen Syndromen (z.B. Arthrogryposis multiplex congenita)

Wie wird der Klumpfuß diagnostiziert?

Letztlich ist der Klumpfuß nach der Geburt ohne Mühe mit dem bloßen Auge erkennbar. Er kann in den einzelnen Fehlstellungen eingeschätzt und seine Steifigkeit bei der Untersuchung überprüft werden. Durch verschiedene Einschätzungskriterien (Scores) können die Schwere der Fehlstellung und, während der Therapie, auch der Verlauf der Behandlung überprüft werden. In Einzelfällen, oder im Therapieverlauf kann auch ein Röntgenbild Aufschluss über die Stellung der Fußknochen (Sprungbein und Fersenbein) zueinander geben.

Wie wird ein Klumpfuß therapiert?

Auf kaum einem anderen Gebiet der Kinderorthopädie hat sich in den letzten Jahren so viel verändert, wie bei der Therapie des Klumpfußes. Wurde früher der Klumpfuß nach Gipsumformung aufwendig im Rahmen einer großen Operation korrigiert (konventionelle Klumpfußtherapie nach Crawford), ist es heute Standard, außer in Ausnahmefällen wie z.B. den neurogenen Klumpfüßen, die Therapie nach der Ponsetimethode durchzuführen.

Die Ponsetimethode

Bei der Therapie nach Ponseti wird der Fuß Schritt für Schritt durch oberschenkellange Gipsverbände in seinen Fehlstellungen korrigiert. Die Gipse werden wöchentlich gewechselt und so nach und nach eine zunehmend „normale“ Stellung erreicht. Zwischen den einzelnen Gipsen erfolgen jeweils eine Untersuchung mit Kontrolle des Therapieerfolges und eine dehnende Massage der Band- und Sehnenstrukturen. So ist der Fuß im Schnitt nach 4-7 Gipsen (fast) vollständig korrigiert.

Therapie des Spitzfußes

Das Einzige, was nicht durch den Gips korrigiert werden kann, ist der Spitzfuß. Dieser wird im Rahmen einer kurzen Narkose mit einer Durchtrennung der Achillessehne durch einen „Mini“- Hautschnitt therapiert. Die beiden so entstandenen Sehnenenden wachsen, ruhiggestellt in einem letzten Gipsverband, genügend verlängert wieder zusammen.

Nach der Gipstherapie und dem kleinen Eingriff wird der Fuß über eine längere Zeit zu den Schlafenszeiten in einer Schiene und speziellen Schuhen in seiner korrigierten Stellung gehalten (Orthesentherapie). Wird diese Therapie konsequent durchgeführt, ist das Wiederauftreten des Klumpfußes sehr selten.

Bei den Klumpfüßen, die durch neurologische Erkrankungen entstehen, sind recht häufig eine aufwendigere Fußoperation und eine nachfolgende Schienentherapie notwendig. Bei der Klumpfußhaltung ist lediglich eine Therapie mit Wickelverbänden und Physiotherapie auf neurophysiologischer Basis nach Vojta nötig.

Aussichten und Prognose

Wird der Klumpfuß früh erkannt und konsequent therapiert, ist die Prognose der Erkrankung sehr gut. Der Fuß ist nahezu genauso leistungsfähig, wie ein Fuß, der „gesund“ auf die Welt gekommen ist.

Die Durchführung aller Therapiemethoden, sowohl der Gipstherapie als auch der verschiedenen operativen Eingriffe ist sehr komplex und benötigen viel und langjährige Erfahrung.
Aus diesem Grunde sollte diese, wie auch die Begleitung der Schienentherapie und die Verlaufskontrollen vorwiegend von einem speziell geschulten Arzt, einem Kinderorthopäden durchgeführt werden.

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