Artikel 12/02/2014

Blasenschwäche - das verheimlichte Leiden (Teil 1)

Team jameda
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Keiner redet gerne über sie, aber viele leiden unter ihr: Blasenschwäche stellt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein zunehmendes gesundheitliches Problem dar. Verständlich, tritt das Leiden doch vornehmlich im Alter auf und werden überall auf der Welt die Menschen immer älter. Daher ist es auch kein Wunder, dass ab 2004 der Absatz von Inkontinenzprodukten jährlich weltweit um rd. 4% stieg. Allein in Deutschland, so vermutet man, sind zwischen drei und sechs Millionen Menschen von Blasenschwäche betroffen.

Doch Blasenschwäche bzw. Inkontinenz, wie das Leiden auch genannt wird, muss keineswegs schicksalshaft hingenommen werden. Es gibt viele Möglichkeiten, medizinisch dagegen vorzugehen.

Was die Harnblase leistet
Die menschliche Harnblase hat die Funktion, den von den Nieren gebildeten Urin eine Zeit lang zu speichern, damit wir nicht ständig zur Toilette rennen müssen. Sie ist mit Messfühlern (Rezeptoren) ausgestattet, die die Füllmenge der Harnblase dem Gehirn melden - sie fasst etwa einen halben Liter Urin, dann geben die Rezeptoren das Signal: Die Harnblase ist voll, es ist Zeit zur Entleerung. Man verspürt den Drang, zur Toilette zu gehen.

Während der Füllungsphase der Blase sorgen Nerven des vegetativen, also nicht willentlich kontrollierbaren Nervensystems dafür, dass der innere Schließmuskel, der dazu beiträgt, die Harnblase zur Harnröhre abzudichten, geschlossen bleibt. Auch an der Entleerung der Harnblase, dem Wasserlassen, ist das vegetative, zusätzlich aber auch das somatische, also willentlich steuerbare Nervensystem beteiligt, das dafür sorgt, dass der äußere Schließmuskel im Beckenboden sich öffnet. Wichtig für eine funktionierende Harnblasenentleerung sind also in erster Linie Nerven und Muskeln. Hauptsächlich sind es Störungen in einem dieser beiden Bereiche, die zu einem unwillkürlichen Verlust des Urins, also zur Blasenschwäche führen.

Die vielen Formen der Inkontinenz
Zu den häufigsten Formen der Blasenschwäche gehören die Belastungsinkotinenz (früher: Stressinkontinenz), die vor allem Frauen mit zunehmendem Alter betrifft, die Dranginkontinenz sowie die Reizblase.

Bei der Belastungsinkontinenz geht bei einem erhöhten Druck im Bauchraum, der z. B. durch Lachen, Niesen, Springen oder das Heben schwerer Dinge ausgelöst wird, plötzlich Urin ab. Schuld ist eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, die bei Frauen vor allem infolge von Geburten und eines Mangels an dem Sexualhormon Östrogen nach den Wechseljahren auftritt.

Die Dranginkontinenz hingegen hat ihre Ursache in einer Fehlfunktion der Nerven. Bei ihr kommt es bereits bei geringer Füllung der Harnblase zu einer Reizung der Rezeptoren in der Blasenwand, die dem Gehirn den Harndrang signalisieren. Es liegt also eine Überempfindlichkeit der Rezeptoren vor, die dazu führen kann, dass sich der Blasenmuskel zusammenzieht und Urin abgeht, obwohl man es nicht möchte. Zu den Ursachen der Dranginkontinenz gehören z. B. Blasenentzündungen, aber auch Blasensteine. Mit zunehmendem Alter wird auch eine Störung der Nerven wahrscheinlicher, die dafür sorgen, dass das Gehirn die Entleerung der Harnblase verhindert. Manchmal findet sich jedoch auch keine körperliche Ursache. Dann spricht man von einer idiopathischen Dranginkontinenz oder einer Reizblase; diese tritt vor allem in Situationen auf, in denen der Betroffene stark angespannt, ängstlich oder gestresst ist. Zu den Symptomen der Reizblase kann jedoch auch der Genuss bestimmter Nahrungsmittel und Getränke (z. B. Kaffee, alkoholische Getränke oder Zitrusfrüchte) beitragen.

Die Ursache muss gefunden werden!
Wer unter beginnender Inkontinenz leidet, sollte möglichst rasch einen Arzt aufsuchen, damit sich das Problem nicht verschlimmert. Sinnvoll ist der Besuch einer Praxis, die auf die Diagnose und Behandlung von Blasenschwäche spezialisiert ist. Dort stehen modernste Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zu ihnen gehört zunächst natürlich die Aufnahme der Krankengeschichte, dann folgt eine ausführliche Untersuchung des Urogenitaltrakts, einschließlich des Beckenbodens und des Sitzes der Gebärmutter. Auch eine Blasenspiegelung ist sinnvoll, um z. B. Blasensteine und (entzündliche) Veränderungen der Harnblase festzustellen. Zur Diagnostik gehört zudem eine urodynamische Untersuchung, bei der mittels eines in Harnröhre und Blase eingeführten Katheters Harnröhren- und Harnblasendruck gemessen werden. Diese Untersuchung ist wichtig, um festzustellen, ob die Harnblase ihrer Speicherfunktion noch nachkommt und die Blasenmuskulatur und der Verschluss der Harnröhre durch den Beckenboden intakt sind. Bei der oft folgenden, so genannten Uroflowmetrie wird gemessen, wie viel Urin der Patient in einer bestimmten Zeit ausscheidet. Eine Elektromyographie gibt Aufschluss darüber, ob Muskel- oder Nervenschädigungen u. a. des Beckenbodens vorliegen.

Mit einer Ultraschalluntersuchung des kleinen Beckens kann der Arzt schließlich noch die Harnblasen- und Harnröhrenanatomie beurteilen. Eine Tumormarkerbestimmung evtl. in Verbindung mit einer Blasenspiegelung ist sinnvoll, um einen bösartigen Harnblasentumor auszuschließen.

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