Artikel 19/11/2010

Das sieht man ja nicht.

Team jameda
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Ein Patient mit einer Depression sieht mindestens genauso krank aus wie ein Patient mit einer Lungenentzündung. Was die tiefer liegenden Gründe angeht, besteht aber allgemein die Neigung, die körperlichen Ursachen und Auswirkungen zu ignorieren. Die Krankheit bekommt damit immer wieder den Anstrich eines ‘zweitrangigen’ Leidens.

Wissenschaftlich betrachtet ist neben genetischen Faktoren bei der Depression eine Verminderung von Abbauprodukten von neurochemischen Botenstoffen nachweisbar sowie messbare Verminderungen der Aktivität spezieller Hirnregionen, eine Störung im Hirnstoffwechsel von Stoffen, die uns unter Belastung helfen, sowie typische Anomalien in der Schlafstruktur.

Einen Herzinfarkt sieht man auch nicht. Im Gegenteil sehen viele Herzinfarktpatienten aus wie das blühende Leben und schämen sich - zu Recht - nicht ihres Leidens, ihrer Krankheit und ihrer mangelnden Leistungsfähigkeit.

Eine Schizophrenie ist auch nichts anderes - außer, dass man vielleicht diskutieren könnte, dass das Gehirn ein noch wichtigeres Organ als das Herz ist. Genau wie bei dem Herzinfarkt wurden neben genetischen Faktoren strukturelle Veränderungen des Gehirns nachgewiesen. Es finden sich verminderte Aktivitäten in bestimmten Hirnbereichen. Die Befunde sprechen für eine Desorganisation und Verbindungsstörung mehrerer Hirnregionen.

Rückenschmerzen sieht man auch nicht. Es handelt sich aber um eine spezielle Sensibilität des Funktionssystems der Wirbelsäule.

Genauso wurden neben genetischen Faktoren bei den Angsterkrankungen Schwankungen des Botenstoff-Systems und in einer bestimmten Hirnregion (Locus coeruleus) sowie eine erhöhte Kohlendioxyd- und Laktatempfindlichkeit nachgewiesen, die eine Neigung zur Hyperventilation begründen.

Hinzu kommen bei all diesen Erkrankungen selbstverständlich noch andere lebensgeschichtliche und stressbedingte Faktoren. Diese sind Über- und Fehlbelastungen wie fehlende Schonung und mangelnder Ausgleich. Damit unterscheiden sie sich in keiner Weise von anderen Erkrankungen wie Lungenentzündung, Herzinfarkt oder Rückenschmerzen, wo auch Über- und Fehlbelastungen wie fehlende Schonung, Übergewicht, Rauchen, Ernährung, mangelnde Bewegung und ähnliches zu den biologischen Auslösefaktoren hinzukommen.

Die oben beschriebenen Messungen finden nur in der Forschung statt, weil sie einerseits nur im Nervenwasser mittels Lumbalpunktion bzw. mit Hilfe radioaktiver Messungen am Gehirn durchgeführt werden können und andererseits die Symptome psychiatrischer Erkrankungen so eindeutig sind, dass solche invasiven Methoden in der Routinediagnostik nicht angemessen wären.
Dr. Susanne Schwarz

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