Artikel 31/10/2013

Phobische Störungen: Wenn Angst und Panik das Leben bestimmen

Team jameda
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Angst ist eine natürliche Empfindung, die in bedrohlichen Situationen eine Schutzfunktion erfüllt. Wird Angst jedoch zu einem unangemessen starken, quälenden Grundgefühl, das auch anfallsartig auftreten kann, spricht man von einer Angststörung. Über die Entstehung, Einteilung und Behandlung von Angststörungen informiert die jameda Gesundheitsredaktion in diesem Gesundheitsspecial.

Angst als Schutz bei Gefahr
Angst ist eine Empfindung, die jeder kennt: Das Herz schlägt schneller, man zittert und fängt an zu schwitzen. Die Muskeln sind angespannt und die Gedanken kreisen um den Auslöser der Angst. Dies hat evolutionsgeschichtlich durchaus seinen Sinn: Droht Gefahr, werden Stresshormone ausgeschüttet, die den Menschen zu Flucht oder Kampf antreiben, die Sinne schärfen und Energien mobilisieren.

Phobische Störungen: Wenn Angst außer Kontrolle gerät
Bei Angststörungen (Phobische Störungen) ist die Schutzfunktion von Angst verloren gegangen. Betroffene erleben Angst vielmehr als ein unangemessen starkes, peinigendes Gefühl, das immer wiederkehrt. Patienten sind in ihrer Lebensqualität eingeschränkt und entwickeln aus Angst vor der Angst Verhaltensweisen, um bestimmte Situationen zu meiden. Zu den Phobische Störungen zählen die Agoraphobie, Soziale Phobien, Spezifische Phobien, die Generalisierte Angststörung und die Panikstörung. Als Ursachen für Angsterkrankungen kommen u. a. Stress und Dauerbelastung, prägende Erlebnisse oder ungelöste Konflikte in Frage.

Millionen von Menschen leiden unter Angsterkrankungen
Soziale und spezifische Phobien treten mit je 10 % am häufigsten auf. Etwa 4 % der Bevölkerung leiden an Panikstörungen, 5 % an einer Generalisierten Angststörung, ebenso viele an Agoraphobie. Angststörungen entwickeln sich meist im jungen Erwachsenenalter, soziale und spezifische Phobien auch schon in der Kindheit. Bis die Diagnose gestellt wird, vergehen oft Jahre, da Betroffene sich ihrer Angst schämen und deshalb keine Hilfe suchen. Andere nehmen die Angst gar nicht als Hauptsymptom wahr, sondern lassen sich wegen körperlicher Symptome wie Herzproblemen, Schlaflosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten behandeln. Die körperliche und seelische Belastung kann zu Depressionen führen, häufig kommt es zum Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch.

Agoraphobie: Angst vor großen Plätzen und Menschenansammlungen
Menschen mit Agoraphobie haben Angst vor Orten und Situationen, die scheinbar keine oder nur eingeschränkte Fluchtmöglichkeiten bieten. Dies kann auf großen Plätzen mit vielen Menschen der Fall sein (Agoraphobie von griechisch „agora“ für Marktplatz). Auch Orte wie Brücken, Kaufhäuser, oder öffentliche Verkehrsmittel scheuen Betroffene. Oft schaukelt sich die Angst der Betroffenen in diesen Situationen zu einer Panikattacke auf, einem Zustand intensiver Angst, die bis zur Todesangst geht.

Soziale Phobie: Wenn soziale Kontakte zur Qual werden
Wer unter einer Sozialen Phobie leidet, hat Angst vor anderen Menschen und zwischenmenschlichen Kontakten. Betroffene meiden beispielsweise Restaurants, öffentliche Toiletten oder Feiern, um anderen Menschen nicht zu begegnen. Dies kann zur Vereinsamung bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes führen. Gefürchtet wird beim Kontakt mit Menschen vor allem die vermeintliche Aufmerksamkeit, die die eigene Person auf sich ziehen könnte. Gleichzeitig nehmen Betroffene an, dass sie von ihrer Umgebung generell streng und kritisch beurteilt werden. Gefühle der Scham und Hilflosigkeit stellen sich ein. Damit einher geht oft ein Erröten, was zu einer eigenen Art der Angst führen kann, die Angst vor Errötung (Erythrophobie).

Spezifische Phobie durch „schlechte Erfahrung“ oder irreführende Vorbilder
Spezifische Phobien werden durch ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation ausgelöst, wobei auch der bloße Gedanke an den Auslöser zu Angstsymptomen führt. Bekannte Beispiele sind Ängste vor Wasser oder Dunkelheit, auch Spinnen oder Ratten können Auslöser sein, oft jagt der Gedanke an Verletzungen des eigenen Körpers Angst ein, z. B. die Ansicht von Blut, Spritzen oder auch Ärzten. Flugangst, Höhenangst, Angst vor engen Räumen oder dem Tod gehören ebenfalls zu den spezifischen Phobien. Die Ursache für solch irrationale Ängste liegt oft in einer „schlechten Erfahrung“, die gemacht wurde, beispielsweise einer schlecht gesetzten Spritze. Aber auch irreführende Vorbilder wie Eltern oder Geschwister, die z. B. vor Spinnen schreiend davon laufen, prägen Ängste.

Generalisierte Angststörung: Negative Gedanken bestimmen den Alltag
Bei einer generalisierten Angststörung (GAS) nehmen Ängste und Sorgen den größten Teil des Alltags ein. Es können Sorgen um das Wohlergehen der Eltern oder Kinder sein wie auch Ängste vor Naturkatastrophen, Unfällen oder finanziellen Schwierigkeiten. Betroffene können die Tatsache, dass es im Leben keine umfassende Sicherheit gibt, nicht akzeptieren. Sie versuchen eher, sich durch negative Gedanken auf das Schlimmste vorzubereiten. Eine Generalisierte Angststörung entwickelt sich langsam, oft wird sie durch einen vorsichtigen, ängstlichen Charakter und Erlebnisse in der Kindheit befördert.

Panikstörung: Wenn aus dem Nichts Todesangst auftaucht
Panikattacken treten plötzlich und ohne erkennbare Ursache auf. Dabei steigert sich Angst innerhalb weniger Minuten ins scheinbar Unerträgliche, oft empfinden Betroffene Todesangst mit Herzrasen, Schweißausbrüchen und Zittern am ganzen Leib. Da sie keine direkte Ursache für die Panikanfälle erkennen können, entwickeln sie oft eine Angst vor der Angst, die die Panikstörung noch verstärkt.

Umgang mit Angststörungen und Behandlungsmöglichkeiten
Ein wichtiger Schritt in der Therapie von Angststörungen ist das Akzeptieren von Angst als ein natürliches Grundgefühl. Durch eine Kombination von Entspannungsmethoden, Verhaltenstherapie und Konfrontationstraining können sich Betroffene ihre Angst ergründen und bewältigen. Hilfreich in akuten Angstsituationen sind etwa langsames tiefes Atmen, intensive körperliche Bewegung und die das Wissen, dass Angstsymptome nie lebensbedrohlich sind und stets auch wieder von alleine abklingen. Für die medikamentöse Behandlung von Angststörungen können Psychopharmaka und zur kurzfristigen Gabe auch Beruhigungsmittel eingesetzt werden.

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