vaskulaere-demenz-ursachen-symptome

‘A man is as old as his arteries’ (‘Ein Mensch ist so alt, wie seine Arterien’). Diesen Satz soll Thomas Sydenham (1624-1689) gesprochen haben, ein Arzt, der in London praktizierte und der als ‘englischer Hippokrates’ verehrt wurde. Die Grundlage seiner Erkenntnis war allein die genaue Beobachtung und nur durch sie hat er die Medizin seines Zeitalters entscheidend beeinflusst. Wahrscheinlich hat er beobachtet, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der geistigen Leistungsfähigkeit und dem Zustand der Blutgefäße (Arterien) eines Menschen. Heute ist diese alte Erkenntnis durch moderne wissenschaftliche Methoden bestätigt.

Bei einer Demenz kommt es zu einer langsam fortschreitenden Abnahme der geistigen Fähigkeiten in mehreren Bereichen. Dazu gehören Gedächtnis, Denkvermögen, Urteilskraft sowie Konzentrations- und Lernfähigkeit. Häufig ist darüber hinaus auch das Wesen des Menschen durch eine Veränderung seiner Persönlichkeit betroffen.

Da die Erkrankung schleichend beginnt und fortschreitet, wird sie nicht selten über Jahre nicht erkannt. Der Verlauf der Erkrankung beginnt mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (Kognition = lat. cognoscere = erkennen, erfahren, kennenlernen). Unter Kognition versteht man alle Denk- und Wahrnehmungsvorgänge (Wissen, Einstellungen, Überzeugungen, Erwartungen). Dieses Frühstadium schränkt das alltägliche Leben noch nicht ein. Die Erkrankung endet viele Jahre später jedoch oft mit dem vollständigen Erlöschen der geistigen Funktionen und bedeutet somit die umfassende Pflegebedürftigkeit des Menschen.

Der Begriff der Alzheimer-Erkrankung (nach dem deutschen Psychiater Alois Alzheimer) als häufigste Form der Demenz ist in der Bevölkerung schon recht weit verbreitet. Die vaskuläre Demenz (lat. vas = (Blut)Gefäß, vaskulär = die Blutgefäße betreffend) ist die zweithäufigste Form und noch eher unbekannt. Diese beiden Erkrankungen lassen sich nicht immer sicher voneinander unterscheiden und viele Betroffene leiden unter einer Mischform dieser beiden Demenzvarianten.
Leider ist weder die eine noch die andere Variante heilbar, daher hat die Vorbeugung einen ganz besonders hohen Stellenwert. Im Zuge des demographischen Wandels mit Zunahme des Durchschnittsalters der Bevölkerung ist mit einer Zunahme von Demenzerkrankungen zu rechnen.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die ‘klassischen’ Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall - Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes (‘Zuckerkrankheit’), hohe Blutfette, Übergewicht und Bewegungsmangel - ebenso bedeutsam sind für das Risiko einer Demenzentwicklung. Der Bluthochdruck spielt dabei die Hauptrolle und das Gehirn ist - neben Herz und Niere - das hiervon am schwersten betroffene Organ.

Die Ursache liegt in einer mit dem Alter abnehmenden Elastizität der Arterien. Das ist grundsätzlich bei jedem Menschen so - im Alter werden die Gefäße steifer. Die genannten Risikofaktoren tragen jedoch zu einer Beschleunigung der Versteifung der Blutgefäße bei, je mehr und je ausgeprägter die Risikofaktoren vorhanden sind, desto früher beginnen die Gefäßveränderungen.
Mit zunehmender Steifigkeit der Arterien geht deren Fähigkeit verloren, den Druck der Pulswelle, die aus dem Herzen kommt, zu dämpfen. Gesunde Arterien dehnen sich aus, wenn das Blut mit Druck aus dem Herzen in das Gefäßsystem gepumpt wird. Damit wird Energie aus der Pulswelle heraus genommen. Wenn der Herzmuskel entspannt, um sich erneut mit Blut zu füllen, ziehen sich die Arterien wieder zusammen und geben die aufgenommene Energie sanft an das Gefäßsystem zurück. Dieses Phänomen bewirkt, dass die zunächst sehr kräftig aus dem Herzen kommende Pulswelle deutlich gedämpft und ‘schonend’ in den Endverzweigungen der Blutgefäße ankommt.

Sind die großen Gefäße hart und steif, fällt diese Dämpfung weg und die Pulswelle kommt hart und aggressiv in der Peripherie an. Das trifft vor allem die haarfeinen Gefäße im Gehirn, die durch die ‘hämmernde’ Pulswelle geschädigt werden. Dadurch entstehen ‘Mikro-Durchblutungsstörungen’ mit kleinsten Hirninfarkten (siehe Artikel ‘Stummer Schlaganfall’).

Über Jahre hinweg wird dieser Verlust an Hirnsubstanz spürbar und die geistige Leistungsfähigkeit schwindet. Man kann sich davor schützen, in dem alles vermieden wird, was über den ‘normalen’ Alterungsprozess hinaus zu einer Versteiifung der Gefäße führt. Maßnahmen, die die Gefäßelastizität erhalten: Der wirksamste Schutz vor einer Demenz ist tatsächlich ein gesunder Lebensstil: Nichtrauchen, hohe körperliche Aktivität und eine ausgewogene, gesunde Ernährung.

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