Artikel 31/07/2009

Diabetes und Reisen - Reisetipps für Menschen mit Diabetes

Team jameda
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Längst ist Diabetes kein Grund mehr, den Urlaub zu Hause zu verbringen. Diabetiker, die ihren Stoffwechsel im Griff haben, können in der Regel uneingeschränkt verreisen. Wer sich rechtzeitig vorbereitet und wichtige Grundregeln befolgt, dem steht auch als Diabetiker die Welt offen.

Allgemeine Reisevorbereitungen

Zu den allgemeinen Reisevorbereitungen gehören (zusätzlich zur Kontrolle der „normalen’ Impfungen) die für bestimmte Länder erforderlichen besonderen Schutzimpfungen (z. B. Gelbfieberimpfung). Außerdem empfiehlt sich, z. B. schon für Reisen in den Mittelmeerraum, die freiwillige Impfung gegen Hepatitis A und B.

Rechtzeitig vor einer Reise sollten Diabetiker ihren aktuellen Blutzuckerspiegel und HbA1c-Wert vom Arzt kontrollieren lassen und mit ihm die medizinischen Anforderungen der Reise, wie zum Beispiel Anpassung der Insulindosis/ Tablettendosis bei einer Zeitumstellung oder eventuell auftretenden Durchfallerkrankungen, besprechen.

Wichtig: Denken Sie an eine Auslandskrankenversicherung und einen internationalen Diabetikerausweis!

Reisen mit dem Auto

Bestimmen Sie vor Fahrtantritt Ihren Blutzucker. Starten Sie nur mit einem guten Wert!

Legen Sie bei längeren Fahrten regelmäßig alle 2-3 Stunden eine Pause ein, in der Sie eventuell auch Ihren Blutzucker messen. Denken Sie ebenfalls daran, regelmäßig etwas zu essen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Besonders wichtig ist es, dass auch Ihr Beifahrer die Anzeichen einer beginnenden Unterzuckerung, wie z. B. Zittern, kalter Schweiß, Konzentrations- und eventuell Sprachstörungen, kennt und dann entsprechend handeln kann.

Spüren Sie während der Fahrt auch nur die geringsten Anzeichen einer Unterzuckerung, halten Sie bitte sofort an und essen oder trinken Sie schnell resorbierbare Kohlenhydrate (z. B. Cola, Traubenzucker). Danach sollten Sie noch ein Brot oder Ähnliches zu sich nehmen. Nachdem Sie sich wieder fit fühlen, warten Sie nochmals 10-15 Minuten bis zur Weiterfahrt, um sicherzugehen, dass Ihre volle Reaktionsfähigkeit wieder hergestellt ist.

Lassen Sie Ihre Diabetesutensilien nicht im Auto liegen, wenn Sie eine längere Pause einlegen. Sowohl Kälte als auch große Hitze schaden dem Insulin, den Blutzuckerteststreifen und -messgeräten. Aus diesem Grund sollten Sie diese Sachen nie auf der Hutablage oder im Handschuhfach unter der Windschutzscheibe deponieren. Diese Bereiche werden von der Sonne besonders aufgeheizt.

Reisen mit dem Flugzeug

Insulin, Testgerät und wichtige Medikamente sollten Sie stets im Handgepäck bei sich haben. So ersparen Sie sich Ärger, Stress und eventuell gesundheitliche Probleme bei Verlust oder Fehlleitung der Koffer. Zudem verträgt Insulin die extremen Minusgrade im Frachtraum eines Flugzeuges nicht und würde dadurch seine Wirkung verlieren.

Um Probleme mit Ihrem Diabeteszubehör bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen zu vermeiden, sollten Sie sich vor der Reise ein ärztliches Attest ausstellen lassen, welches das Mitführen von Insulin, Pens, Spritzen, Lanzetten, Medikamenten etc. medizinisch begründet.

Seit November 2006 dürfen Flüssigkeiten nicht mehr in beliebiger Menge im Handgepäck transportiert werden. Es gibt jedoch Ausnahmen. Menschen mit Diabetes dürfen mit ärztlicher Begründung beispielsweise Medikamente, Insulin und Getränke ohne Mengenbeschränkung mit an Bord nehmen. Am besten erkundigen Sie sich vor Abflug bei der Fluggesellschaft nach den aktuellen Sicherheitsbestimmungen.

Vor allem als insulinpflichtiger Diabetiker sollten Sie nicht vergessen, auch während des Fluges Ihren Blutzucker zu testen (mindestens alle 3 Stunden). Denken Sie daran, dass Sie sich auf einem langen Flug meist weniger bewegen als sonst und die Insulindosis eventuell anpassen müssen.

Wichtig: bei Fernreisen die Zeitumstellung beachten! Mit Insulin behandelte Diabetiker brauchen bei einer Flugreise nach Westen, bei der der Tag länger wird, etwas mehr Insulin, z. B. eine zusätzliche Dosis Kurzzeit-Insulin. Bei einem Flug nach Osten verkürzt sich der Tag, der Insulinbedarf sinkt. Wenden Sie sich rechtzeitig vor einer „großen’ Reise mit Zeitverschiebung an Ihren behandelnden Arzt, um mit ihm die Dosisanpassung von Insulin bzw. Ihren blutzuckersenkenden Tabletten zu besprechen.

Aufbewahrung von Insulin

Bei der Aufbewahrung von Insulin müssen auf Reisen unbedingt die vom Hersteller angegebenen Temperaturbereiche beachtet werden. Zur Dauerlagerung sind Kühlschranktemperaturen zwischen 2°C und 8°C optimal (Vorsicht: Hotelkühlschränke sind manchmal zu kalt eingestellt!). Insulin auf keinen Fall gefrieren lassen, es ist dann wirkungslos. Insulin sollte deshalb im Flugzeug unbedingt im Handgepäck aufbewahrt werden, um ein Gefrieren im Frachtraum zu vermeiden.

Angebrochene Insulinpatronen oder Einweg-Pens müssen unter 30°C gelagert (im Gebrauch befindlichen Pen aber, wie auch normalerweise, nicht mehr in den Kühlschrank legen) und innerhalb von 4 Wochen aufgebraucht werden. Auch Ihr mitgeführter Vorrat an Insulin sollte keinen Temperaturen über 30°C (kann je nach Hersteller variieren!) ausgesetzt sein. Einen guten Schutz vor Hitze bieten spezielle Taschen für den Diabetikerbedarf, die Kühl- und Isolierelemente enthalten. Bei der Aufbewahrung in einer Kühltasche ist unbedingt darauf zu achten, dass das Insulin nicht mit den Kühlakkus in Berührung kommt und gefriert (Wirkverlust!).

Blutzuckerselbstkontrolle im Urlaub

Im Urlaub ist alles anders als zu Hause: Zeitverschiebung, veränderte körperliche Bewegung, ungewohnte Nahrungsmittel, anderer Tagesablauf, anderes Klima… Testen Sie deshalb Ihren Blutzucker häufiger, um sicher zu gehen, dass Ihre (Anpassungs-)Maßnahmen auf die veränderten Gewohnheiten richtig sind. Insulinpflichtige Diabetiker sollten bedenken, dass die Wirkung des gespritzten Insulins bei Hitze sehr viel rascher einsetzt als bei Kälte. Durch eventuell zusätzliche körperliche Bewegung (z. B. eine anstrengende Ausflugstour) kann es daher wesentlich schneller zu einer Unterzuckerung kommen. Traubenzucker oder ein entsprechendes zuckerhaltiges Getränk sollten Sie deshalb gerade im Urlaub immer mit sich führen.

Achten Sie beim Testen Ihres Blutzuckers unbedingt darauf, dass sich Ihr Blutzuckermessgerät innerhalb des vom Hersteller angegebenen Temperaturbereichs befindet (ca. 10°C - 40°C). Die chemische Reaktion der Teststreifen mit dem im Blut befindlichen Zucker (Glukose) ist an eine bestimmte Temperatur gebunden. Messungen bei Kälte/Minusgraden oder extremer Hitze führen zu unzuverlässigen Werten. Das Messgerät zeigt dann im Display eine Fehlermeldung an.

Schützen Sie Ihr Messgerät und die Teststreifen vor direkter Sonnenbestrahlung. Sie können beides z. B. in ein Handtuch, T-Shirt oder eine spezielle Isoliertasche geben.

Herrscht hohe Luftfeuchtigkeit, ist es besonders wichtig, das Teststreifenröhrchen nach der Entnahme eines Streifens sofort wieder zu verschließen. Feuchtigkeit schadet den Teststreifen und es kommt infolge zu falschen Messwerten.

Checkliste für die Diabetiker-Reiseapotheke

Diabetes - Bedarf

  • Insulin/blutzuckersenkende Tabletten  (doppelter Bedarf)
  • Insulinpen und Ersatzpen
  • Penkanülen (doppelter Bedarf)
  • Spritzen, falls Pen oder Pumpe ausfällt
  • Blutzuckermessgerät (einschl. Ersatzbatterien!)
  • Teststreifen, Stechlanzetten, Stechhilfe
  • Evtl. Keton-Teststreifen
  • Unterzuckerungs-Notfall-Set (insulinspritzende Diabetiker)  z. B. GlucaGen Hypokit®
  • Traubenzucker
  • Dokumente: Diabetiker-Tagebuch, internationaler Diabetikerausweis, ärztliche Bescheinigung (auch in Englisch)
  • Isolierbox/ Kühltasche

Allgemeiner Bedarf

  • weitere wichtige Medikamente (z. B. gegen Bluthochdruck)
  • Fieber-, Schmerztabletten
  • Mittel gegen Reisedurchfall
  • Elektrolyt-Pulver, falls Durchfall auftritt
  • Insektenabwehrmittel
  • Sonnenschutzmittel
  • Fieberthermometer, Schere, Pinzette
  • Wunddesinfektionsmittel, Pflaster, steriles Verbandsmaterial, Blasenpflaster, evtl. Druckschutzpflaster für die Füße
  • Wundsalbe
  • Gel gegen Sonnenbrand/ Verbrennungen/allergische Hautreaktionen/ Mückenstiche
  • Mittel gegen Reiseübelkeit

Quellen:
Diabetes-Journal 7/2009, Verlag Kirchheim + Co GmbH
Diabetes - Beratung in der Apotheke, 2008, Wort und Bild Verlag

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