Artikel 02/07/2016

Bandscheibenvorfall und Kernspin MRT: Diskusprolaps

Dr. med. Peter Konrad Sigg Orthopäde & Unfallchirurg
Dr. med. Peter Konrad Sigg
Orthopäde & Unfallchirurg
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Was ist auf den MRT-Bildern bei genauerer Betrachtung zu erkennen? Welche speziellen Behandlungsmöglichkeiten sind möglich und warum reichen Schmerzmittel, Akupunktur und Übungen allein nicht immer aus?

Weshalb Sie sich ein MRT des unteren Rückens möglichst genau ansehen und erklären lassen sollten, erfahren Sie hier.

Natürlich muss nicht jeder mit Rückenschmerzen sofort in die Kernspin-/ MRT-Röhre! Eine medikamentöse pharmakologische Schmerztherapie, Akupunkturbehandlungen und Krankengymnastik können zunächst auch ohne diese Schnittbildgebungen – und auch ohne die konventionellen Röntgenaufnahmen - zur Anwendung kommen.

Dauerschmerzen im Rücken

Bei anhaltenden, zunehmenden oder in das Bein ausstrahlenden Schmerzen des unteren Rückens kann heute mittels der Kernspin- oder der sogenannten Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) nach einer strukturell bedingten Ursache gesucht werden. Die Beurteilung eines solchen MRT erfordert allerdings Übung und spezielle Erfahrung – sind diese gegeben, kann die Frage nach einer Bedrängung des Rückenmarkes oder einer Nervenwurzel beantwortet werden.

Lag der bisherige Schwerpunkt der Bildauswertung eines Kernspins der Lendenwirbelsäule und der iliosakralen Hüftspalten eher in der Hand der Neurologen und der Neurochirurgie, werden nun zunehmend auch Veränderungen der Zwischenwirbelscheiben selbst, der angrenzenden Lendenwirbel, der Facetten-/Wirbelgelenke, der bindegewebigen epiduralen Auskleidung des Rückenmarkskanals sowie der umgebenden Muskeln und Faszien von anderen Fachrichtungen als Grundlage ihrer weiteren spezialisierten Tätigkeit mitbeurteilt.

Alle der genannten Strukturen sind dabei als eine funktionelle Einheit und im Kontext der Anamnese und der übrigen Untersuchungsbefunde zu sehen.

Die Bandscheibe

Zunächst sprechen wir aber über die so wichtige und oft auch sehr sensibel reagierende Bandscheibe selbst. Sie besteht aus einem eher gallertigen Bandscheibenkern, dessen Matrix nach außen zunehmend immer dichter gebündelte Faserbündel enthält - d.h, dass sie von immer festeren Bandscheibenfaserring umgeben ist.

Sowohl die Matrix wie die Fasern unterliegen einem ständigen Umbau, der genetisch- oder/und fehlbelastungs-bedingt unterschiedlich stark gestört werden kann. Aus einer anhaltenden Diskrepanz zwischen Belastung und Belastbarkeit kann sich so eine chronische oder akute Überdehnung oder gar Zerreißung des Bandscheibenrings entwickeln.

Wie kommt es zu einem Bandscheibenverschleiß?

Unabhängig davon, ob dann Nervenwurzeln oder das Rückenmark durch den bestehenden Druck geschädigt werden, ist bei einem Bandscheibenschaden die so wichtige Pufferwirkung des Bandscheibenkernes zwischen den Lendenwirbeln nicht mehr wie zuvor gegeben. Es droht eine zunehmende Verschmälerung der Bandscheibe, ein „Eintrocknen“, d.h. ein zunehmender Bandscheibenverschleiß:

Mögliche Folgen sind die „Osteochondrose“ und schließlich auch eine „Spondylose“ mit Gleitwirbel, „Spondyl-Arthrose“ der Wirbelgelenke und vielleicht sogar eine zunehmende Einengung des Rückenmarkskanals („Spinalkanalstenose“). Auch aktive Umbauvorgänge durch Gewebsüberlastung und -reizung wie z.B. Ödemzonen in den Lendenwirbeln („Modic-Changes“) oder in den Bandscheibenringen („HIZ/ Hyper-Intense-Zone“) oder in den kleinen Wirbelgelenken („Spondylarthritis“) sowie nicht selten in Iliosakralgelenken („Sakroiliitis“) können sichtbar werden.

Die Magnet-Resonanz-Tomografie

Im MRT sollten Auffälligkeiten möglichst genau angesehen und mitbeurteilt werden - In jedem Stadium sollte eine möglichst schonende Behandlung der Bandscheibe in Erwägung gezogen werden. Ein biologischer Erhalt von Bandscheibe/ Bandscheibenring/ Bandscheibenkern/ Zwischenwirbelraum sowie der Wirbelgelenke und des Spinalkanals befindet sich heute noch in den Anfängen.

Durch minimalinvasiv schonende, bildgesteuerte und auch endoskopische Eingriffe/ Interventionen wird aber zunehmend häufiger bei Bandscheibenschäden versucht, möglichst früh- und rechtzeitig den Faserring und den Bandscheibenkern wieder herzustellen: So kann die Bandscheibe erhalten und ein Segmentkollaps mit instabilem Gleitwirbel und anschließend eintretender Spinalkanalstenose verhindert werden.

Zur Anwendung gelangen verschiedene Laser, Radiofrequenzsonden, Hydrogel-Sticks, ADCT/“Bandscheibenfrischzellen“, Autolog Conditioniertes Plasma und weitere neu entwickelte Optionen. Diese kommen nicht nur zur Schmerzbetäubung zum Einsatz, sondern auch um die wertvolle Bandscheibe und den Wirbelsäulenabschnitt (das „Segment“) in seinen Funktionen für die allgemeine Beweglichkeit und die Durchgängigkeit des Rückenmarkskanals bestmöglich zu erhalten.

Fazit

Die Voraussetzungen zu solchen minimalinvasiven Eingriffen im Bandscheibenkern und am Bandscheibenring hängen immer von der individuellen Situation ab. Eine ganz wesentliche Grundvoraussetzung bleibt die geschulte, erfahrene, spezielle Beurteilung eines Kernspins MRT.

Im persönlichen Arzt-Patienten-Gespräch muss über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten, über mögliche Risiken, eventuell auch über Alternativen und über erforderliche Zusatzuntersuchungen sowie über die spezielle, sensomotorisch rekonditionierende Nachsorge gesprochen werden.

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