Artikel 24/12/2013

Außenbandriss konservativ behandeln – aber mit Vorsicht

Dr. med. Thomas Schneider Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
Dr. med. Thomas Schneider
Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
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Das Außenband am oberen Sprunggelenk
Die Bänder am Sprunggelenk sind am häufigsten von Sporttraumen betroffen. Meist wird heute – zu Recht – die rein konservative Ausheilung bevorzugt. Über 80% der Patienten werden dadurch wieder hergestellt.

Was ist eine Außenbandverletzung?
Eine Außenbandverletzung ist die Verletzung der passiven Stabilisatoren des oberen Sprunggelenkes. Das Außenband besteht aus drei Bandanteilen, die in der Gelenkkapsel des oberen Sprunggelenkes liegen.

Was sind die möglichen Ursachen von Außenbandverletzungen?
Wesentliche Ursachen sind sicherlich Übermüdung, Tragen von stark abschirmenden Schuhen mit dicken, dämpfenden Sohlen. Zu den Ursachen ist besonders interessant, dass bei Sportarten, die barfuß durchgeführt werden, z.B. Turnen, Umknicktraumen eher selten sind. Das weist auf die Rolle der Propriozeption – also der Selbstwahrnehmung des Fußes für den Unfallhergang hin. Das wird auch zum wichtigen Teil der Therapie.

Wie spüre ich als Patient die Außenbandverletzung?
Oft ist schon der Unfallhergang eindeutig. Der Patient hört beim Umknicken einen Knall oder ein „Schnalzen“ im Gelenk. Dies wird auch als Supinationstrauma bezeichnet. Das bedeutet, dass der Fuß über den Fußaußenrand einknickt. Nach einem solchen Ereignis treten häufig Schmerzen, deutliche Schwellung, Einblutung und Belastungseinschränkung auf.

Wie untersucht der Arzt die frische Außenbandverletzung?
Im Rahmen der Erstdiagnostik ist eine Befragung nach dem genauen Unfallhergang wichtig: Sturz, Höhe, mechanische Kraft und Bewegungsrichtung des Fußes. Auch die Frage nach alten Verletzungen zur Unterscheidung von chronischen Bandinstabilitäten notwendig.
Kurz nach dem Unfall wird eine Stabilitätsuntersuchung manuell durchgeführt. Weiterhin müssen Röntgenaufnahmen zum Ausschluss einer knöchernen Verletzung durchgeführt werden. In die Untersuchung fließt auch das Wissen über die Verteilung der häufigen Verletzungsmuster der Außenbänder ein. Das vordere Außenband ist zu 70% betroffen. Danach tritt mit 20% zusätzlich eine Verletzung des mittleren Außenbandes zwischen Wadenbein und Fersenbein auf.

Wie kann der Arzt konservativ behandeln?
Konservative Behandlung bei Bandschädigung am Außenknöchel ist nicht mit Nichtstun und sofortiger Belastung zu verwechseln. Die konservative Therapie sieht eine Ruhigstellung des Sprunggelenkes im Rahmen einer Ruhigstellung durch Orthese vor. Dies kann auch im Rahmen von speziellen Tapingverbänden durchgeführt werden. Bei stärkerer Verletzung kann sogar eine vorübergehende Gipsruhigstellung notwendig sein.

Wann muss der Arzt bei der Außenbandverletzung operieren?
Eine Naht-Operation zur Außenbandrekonstruktion wurde bei einer Außenbandverletzung früher sehr häufig durchgeführt. Im Rahmen der frischen Verletzung sind abschwellende Maßnahmen vor jeder Operation notwendig. Bei ausgeprägter Instabilität und nachgewiesener Verletzung zweier Bänder kann eine Operation nötig sein. Gerade für den Sportler kann das vorteilhaft sein. Auch das Risiko einer nach Außenbandverletzung eintretenden chronischen Instabilität besteht. Das ist eine bleibende Mehrbeweglichkeit. Diese kann nach etwa 25 bis 30 Jahren zur Sprunggelenksarthrose führen

Welche Operation wird bei frischer Außenbandinstabilität empfohlen?
Im Rahmen der selten notwendigen Operation wird eine Gelenkspiegelung vor die eigentliche Bandoperation geschoben. Heute kann im Rahmen der Gelenkspiegelung eine Bandnaht bzw. ein Anschlingen der vorhandenen Bandstümpfe erfolgen, um den noch erhaltenen Bandapparat zu nutzen. Ist dies nicht ausreichend, so ist eine offene Bandrekonstruktion, eine Bandnaht, medizinisch notwendig. Hier können verstärkende Gewebe z.B. von der Knochenhaut eingesetzt werden.

Sprunggelenksschule – konservative Behandlung nach Bandoperation
Die Prognose einer frischen Außenbandverletzung ist bei konservativer Therapie gut. Bei begleitenden Fehlstellungen oder Restinstabilitäten ist eine leider häufig vernachlässigte krankengymnastische Therapie zur Gelenkschulung medizinisch sinnvoll. Durch operative und physiotherapeutische Stabilisierung des Sprunggelenks kann häufig eine entstehende Arthrose verzögert oder sogar verhindert werden.

Aussichten nach konservativer oder operativer Therapie des Bänderrisses
Wenn eine vollständige Ausheilung des Außenbandrisses erfolgt, hat der Patient danach eine sehr gute Sportprognose ohne Einschränkungen. Der Sprunggelenksspezialist will gerade bei sportlich aktiven Patienten Komplikationen, wie die Verletzung mehrere Bänder oder Knochen-Knorpelschäden durch eingehende Untersuchung ausschließen. Konservative Behandlung darf nicht den Verzicht auf eine differenzierte Diagnostik bedeuten. Dann kann man sich auf die konservative Therapie des Außenbandrisses in der Regel auch verlassen.

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