Artikel 04/04/2014

Der erworbene Knick-Senkfuß: Das Tibialis posterior-Sehnensyndrom (Knick-Plattfuß)

Dr. med. Thomas Schneider Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
Dr. med. Thomas Schneider
Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
knick-senkfuss

Der Knick-Senkfuß, ausgelöst durch das Tibialis posterior-Sehnensyndrom, ist eine erworbene Fehlstellung des Fußes. Hierbei entsteht ein Knick-Senk- oder Knick-Plattfuß, weil eine wichtige Sehne (M. tibialis posterior bzw. hinterer Tibiamuskel) nicht mehr funktioniert. Die unzureichende Aufrichtung des Fußgewölbes entsteht oft durch einen Sehnenschaden.

Was ist die Ursache des erworbenen Knick-Senkfußes?
Die Tibialis posterior Sehne zieht vom Unterschenkel kommend zum Innenknöchel an den Innenrand des Fußes. Sie ist für die aktive Aufrichtung des Fußlängsgewölbes verantwortlich. Bei Verlust der Funktion des Muskels entsteht eine zunehmende Fußfehlstellung. Die zu Knick-Senkfuß führende Tibialis posterior-Sehnenschädigung kann natürlich durch einen Unfall entstehen. Aber auch chronische Erkrankungen und Stoffwechselstörungen sind mögliche Ursachen.

Wer ist von der erworbenen Knick-Plattfuß Fehlstellung betroffen?
Besonders Frauen zwischen 40 und 50 Jahren sind hiervon betroffen. Auch Männer können diese Knickfußerkrankung bekommen, verursacht wird sie hier häufig durch einen Unfall.

Symptome des Knick-Senkfußes
Den Patienten fallen meist Schmerzen am Innenknöchel, häufig mit Schwellung auf. Eine zunehmende Schwäche beim Abrollen des Fußes wird oft erst deutlich später festgestellt. Teilweise beobachten die Patienten auch ein verändertes Gangbild oder veränderte Abnutzung der Schuhsohlen auf der Innenseite.

Diagnose bei der Sehenschädigung bei erworbenem Knick-Senkfuß
Für erworbenen Knick-Senkfuß kennzeichnend ist die typische Lage der Schwellung, lokaler Druckschmerz im Verlauf der Sehne. Ein Test der Muskelfunktion unterstützt die Diagnose. Die Schädigung kann bei der klinischen Untersuchung durch Inspektion im Stehen getestet werden. Eine Knickfuß-Fehlstellung also ein Abweichen der Ferse und der Zehen nach außen („too many toe sign“). Die Instabilität beim Stand auf einem Fuß und Abheben der Ferse vom Boden (“single rise sign”) ist ebenfalls typisch für die den Knick-Senkfuß begleitende Muskelschwäche. Röntgenaufnahmen des Fußes im Stehen und eine Fußabdruckmessung (Pedobarographie oder Podometrie) dokumentieren die Veränderung bei Knick-Senkfuß. Eine spezialisierte NMR Untersuchung mit Darstellung des Sehnenverlaufes gibt den letzten Hinweis auf die Ursache des Knick-Senkfußes.

Konservative Therapien bei Knick-Senkfuß
Im frühen Erkrankungsstadium kann eine Reizung der Sehnenhülle konservativ durch entzündungshemende Arzneimittel behandelt werden: Sie werden aus dem eigenen Blut des Patienten aufbereitet. Die Knick-Senkfuß-Fehlstellung kann mit Einlagen und Schuhversorgung gebessert werden. Die Verwendung von Corticoiden (Kortison) bei Knick-Senkfuß ist sehr eingeschränkt: Die Eiweiß abbauenden Effekte und das Potential, die Sehne weiter zu schädigen, sind gravierende Nebenwirkungen.

Operative Therapie bei Knick-Senkfußfehlstellung
Bei unzureichender Besserung sind operative Entfernungen der Schleimhaut in der Sehnenhülle üblich. Bei schwerer Knick-Senkfuß-Fehlstellung, Sehnenriss oder Verlängerung der Sehne sind operative Maßnahmen unerlässlich. Die wichtige Aufgabe der Tibialis posterior-Sehne wird operativ unterstützt. Verpasst man den Zeitpunkt eines Sehnenersatzes und einer Knickfußkorrektur, ist bei fortgeschrittener Erkrankung nur noch die Versteifung des unteren Sprunggelenkes möglich. Der Sehnenersatz als sog. Sehnenverlagerungsoperation/-transfer ersetzt die Funktion der geschädigten Sehne. Eine Umstellungsoperation am Fersenbein kann die Stellung korrigieren.

Verlauf und Perspektive mit Knick-Senkfuß
Im Anfangsstadium der Knick-Senkfuß-Erkrankung besteht nur eine Störung der Sehnen-Funktion. Die Fehlstellung nimmt aber immer mehr zu. Durch die konservative Therapie kann der Druck und Zug auf der Sehne vermindert werden: Der Knickfuß kann noch ausgeglichen werden. Oft kommt es aber zu einer weiter zunehmenden Fehlstellung mit zunehmender Sehnenschädigung. Nach Monaten, teilweise auch Jahren hat sich die Schädigung dann auch auf andere Gelenke ausgewirkt und diese in Mitleidenschaft gezogen. Die Fehlstellung wird immer fixierter, kann also nicht mehr aktiv ausgeglichen werden. Die Therapie wird daher auch immer komplizierter und die nach der Korrektur entstehenden Einschränkungen des Patienten werden immer größer. Ein frühzeitiger Therapiebeginn bei Knick-Senkfuß ist daher von großer Bedeutung für den Verlauf.

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