Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Friedrich-Wilhelm von Hesler

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Dr. von Hesler interessante Fragen über kritische Patienten, Neuerungen in der Plastisch & Ästhetischen Chirurgie und Defizite im Gesundheitssystem.

jameda: Herr Dr. von Hesler, was hat sie motiviert, Arzt zu werden?
Dr. von Hesler: Zunächst möchte man natürlich Menschen mit gesundheitlichen Problemen helfen, wieder ins normale Leben zurückzufinden. Sehr früh wurde mir jedoch klar, dass auch das äußerliche Erscheinungsbild für das Wohlbefinden eine entscheidende Rolle spielt. Über wiederherstellende Maßnahmen bei Tumoroperationen oder schweren Verletzungen und Verbrennungen, wie der Brustwiederaufbau nach Brustkrebs oder Gesichtsrekonstruktionen, war der Weg in die Plastische Ästhetische Chirurgie gebahnt. Wer ganze Organe und Körperregionen wiederherstellen kann, hat auch ein gesundes Fundament für die Ästhetische Chirurgie.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dr. von Hesler: Es gibt drei Aspekte, die im Leben eines Plastischen Chirurgen besonders Spaß machen:

• das erste Gespräch mit meinen Patientinnen und Patienten, bei dem es gilt herauszufinden, welche Behandlungsmethoden am besten dazu geeignet sind, den Menschen zu helfen.

• das Operieren im Operationssaal in einer perfekten Umgebung mit den bestmöglichen Materialien, um so als Team ein optimales Ergebnis zu erreichen.

• die gemeinsame Freude mit den Patientinnen und Patienten über ein gelungenes Operationsergebnis.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. von Hesler: Menschen, die uns in unserer Praxis besuchen, haben in der Regel keine Vorurteile gegen Ästhetische Operationen. Das ist ja schließlich der Hauptgrund, weshalb sie uns aufsuchen. Im Freundeskreis erfährt man jedoch immer wieder Fragen nach der Notwendigkeit und den Gefahren. Da ist es wichtig zu wissen, dass man nichts übertreiben darf und dass man durch entsprechende Auswahl der geeigneten Operationsmethode und der sicherst möglichen Materialien (zum Beispiel Implantate) alles tut, um das Optimum für die Patienten zu erreichen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Dr. von Hesler: Es gibt immer wieder Fälle, bei denen ein gewünschtes Ergebnis nicht in einer einzigen Operation erreicht werden kann. Das Wichtigste ist, dass man das schon im ersten Gespräch klarstellt. Dann wissen alle auf was Sie sich einlassen und können auch manchmal langwierige Prozeduren in mehreren operativen Schritten für ihr tägliches Leben planen. Besonders gilt dies bei schweren Formveränderungen nicht zuletzt im Bereich der Brust oder bei Menschen mit extremer Gewichtsabnahme, wo häufig viele Einzeloperationen erforderlich sind, um am Schluss ein optimales Ergebnis zu erzielen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. von Hesler: Für ein optimales Ergebnis ist die Zusammenarbeit von Plastisch Ästhetischen Chirurgen und Patienten eine unabdingbare Voraussetzung. Dies gilt es, schon im Erstgespräch deutlich zu machen. Selbstverständlich gibt es immer wieder Patienten/innen die glauben, dass das alles nicht so wichtig ist. Hier muss man relativ vorsichtig aber auch streng auf die Einhaltung der angegebenen Richtlinie dringen. Letztlich kann man jedoch niemanden zwingen, also muss es darum gehen, die Menschen zu motivieren. Gelingt das nicht, kann sich das jedoch möglicherweise negativ auf das endgültige Resultat auswirken.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. von Hesler: Es ist ein Unding, dass Menschen die sich einer ästhetischen Operation unterziehen bei nachfolgenden Komplikationen keinen Versicherungsschutz durch die Krankenkassen haben. Deswegen ist es häufig erforderlich, eine Zusatzversicherung extra dafür abzuschließen. Dies ist nach meinem Dafürhalten nicht verfassungsgemäß, bisher hatte ich aber Gott sei Dank noch nie einen Fall, bei dem dieses Gesetz zur Anwendung kommen musste. Ich finde jedoch, dass Menschen die Fallschirmspringen, ohne Sicherheitsseile in den Bergen klettern oder Extremski fahren sicherlich ihre Gesundheit mehr aufs Spiel setzen als Menschen, die sich einem verantwortungsbewussten Plastischen Chirurgen anvertrauen.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach verbesserungspotenzial?
Dr. von Hesler: Die Medizin ist im ständigen Wandel. Deshalb ist es erforderlich, dass man während seines gesamten Lebens als Arzt, besonders aber auch als Chirurg und Plastischer Chirurg durch Weiterbildungsmaßnahmen auf den neuesten Stand bleibt. Dies ist für die optimale Sicherheit meiner Patienten von außerordentlicher Wichtigkeit. Eine besondere Rolle spielt dabei auch der Erfahrungsaustausch mit erfahrenen Kollegen auf der ganzen Welt.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in der Praxis anwenden?
Dr. von Hesler: Spätestens alle 2 Monate werden in der Presse völlig neue medizinische Behandlungsverfahren angepriesen, die einen Zugewinn für die Patienten bringen sollen, jedoch häufig nicht die gewünschten Ergebnisse liefern, beziehungsweise manchmal sogar zur Gefährdung der Patienten beiträgt. Das Wichtigste in einem langen Chirurgenleben ist es, sehr sorgfältig abzuwägen, welche Neuerungen tatsächlich eine Verbesserung darstellen. Zum Beispiel im Sektor der Brustimplantate gab es Sojaimplantate, die als „Bioimplantate“ angepriesen wurden und Krebserregend waren beziehungsweise ranzig wurden. Meine Patientinnen und Patienten sind keine Versuchskaninchen. Wir verwenden die modernste Implantat-Technologie und spezielle Hochfrequenznadeln für die Hautschnitte und die Entfernung von Hautveränderungen. Im Bereich der Gesichtschirurgie sind spezielle Techniken der differenzierten Muskelstraffung für ein optimales Ergebnis unabdingbar.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. von Hesler: Es kommt immer wieder vor, dass Patienten nach einer Operation nicht glauben können, wie mit einem oft gar nicht so komplizierten operativen Eingriff eine derartig nachhaltige Verbesserung erzielt werden konnte, die ihr gesamtes Lebensgefühl dramatisch und nachhaltig verbessert. Solche Glücksmomente bewegen mich und sind der Grund meiner Arbeit als Plastischer Chirurg.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. von Hesler: Ich glaube fest daran, dass Menschen die häufiger Lachen gesünder sind als Menschen, die immer nur traurig in die Welt blicken. Natürlich gehören gesunde Ernährung und umsichtiger Umgang mit Giften, die von innen und außen auf uns einwirken, zu einem gesunden Lebenswandel dazu. Das Wichtigste ist aber sicherlich vertrauensvoller und offener Umgang mit den Menschen, die einem lieb und teuer sind.

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