Artikel 15/01/2009

Interview mit Prof. Dr. med. Wolfgang Mühlbauer - Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in München - Teil I

Team jameda
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jameda:
Lieber Herr Prof. Mühlbauer, wir freuen uns, dass Sie uns dieses Interview zugesagt haben. Liest man Ihre beeindruckende Liste wissenschaftlicher Artikel, Bücher, Lehrfilme und Vorträge, so fällt die enorme Bandbreite Ihres Arbeitsgebietes auf. Als Leitmotiv Ihrer ärztlichen Tätigkeit haben Sie den Begriff „5 Sterne Plastische Chirurgie“ ausgewählt. Was ist darunter genau zu verstehen?

Prof. Mühlbauer:
Der Begriff „5 Sterne Plastische Chirurgie“ soll das höchste fachliche Niveau der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie symbolisieren, das ich anzubieten habe. Es beruht auf meiner umfangreichen Erfahrungen und den vielen persönlichen Weiterentwicklungen von Operationsmethoden auf allen Teilgebieten der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie.
Hinzu kommt noch die Anlehnung an die komfortable Unterbringung in der Arabellaklinik, die in das 5 Sterne Arabella Sheraton Parkhotel integriert ist.

jameda:
Was zeichnet Ihrer Ansicht nach einen erfahrenen Plastischen Chirurgen aus?

Prof. Mühlbauer:
Erfahrung gewinnt man nur durch eine gründliche, breitgefächerte Facharztausbildung an einer anerkannten Klinik mit einem breiten Spektrum an plastisch-chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten und anschließendem Facharztexamen. Danach soll sich eine gezielte Weiterbildung in Teilgebieten anschließen insbesondere auch in der Ästhetischen Chirurgie. Studienaufenthalte in anderen Kliniken auch im Ausland gehören ebenso  dazu, um den eigenen Horizont zu erweitern und auf internationales Niveau zu kommen. Eine lebenslange Fortbildung ist Pflicht, um sich auf dem neuesten Stand des Fachgebietes zu halten. Eine hohe eigene Operationsfrequenz ist wichtig. So dauert es eine Weile bis man ein erfahrener Plastischer Chirurg ist.

jameda:
Was betrachten Sie als größte Errungenschaft der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie der vergangenen Jahrzehnte?

Prof. Mühlbauer:
Für mich ist es der Paradigmenwechsel von der zwei- zur dreidimensionalen Chirurgie. Das heißt zum Beispiel weg von der zweidimensionalen Gesichtsstraffung mit oft unnatürlich überstrafftem Aussehen hin zur Rückverlagerung der altersbedingt abgesackten Haut-Weichteile in Ihre jugendliche Position unter Erhaltung insbesondere des Volumens. Das somit dreidimensional skulpturierte Gesicht wirkt erheblich verjüngt und völlig natürlich. Analog werden heute auch die Augenlider operiert. Diese Eingriffe lassen sich überdies narbensparender operieren.

jameda:
In den USA und einigen Ländern Südamerikas sind Schönheits-OPs mittlerweile fast an der „Tagesordnung“. Erleben Sie auch bei uns einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Operationen mit rein ästhetischem Hintergrund?

Prof. Mühlbauer:
Die Nachfrage nach ästhetisch-chirurgischen Eingriffen verläuft in Deutschland und Europa ähnlich wie in den USA mit jährlichen Steigerungsraten um die 10%. Sie hat alle Bevölkerungsschichten und Altersstufen erfasst. Allmählich macht man auch bei uns kein Geheimnis mehr aus einer „Schönheitsoperation“. Südamerika, besonders Brasilien ist ein Sonderfall. Die wohlhabende, hedonistische Gesellschaftsschicht geht so selbstverständlich  zum Plastischen Chirurgen wie Fitness-Studio. Die große Mehrheit der ärmeren Bevölkerung kann es sich aber kaum leisten.

jameda:
Wie würden Sie die moralisch-ethischen Grenzen der ästhetischen Chirurgie definieren?

Prof. Mühlbauer:
Das ist ein zur Zeit  heiß diskutiertes Thema angesichts der „Kommerzialisierung, Popularisierung und Trivialisierung’ der Ästhetischen Chirurgie in der Öffentlichkeit und besonders in den Medien.
Für mich persönlich gelten auch für die Ästhetisch-Plastische Chirurgie die hehren Grundsätze des Arztberufs. Das Wohl des Patienten steht im Vordergrund. Jeder operative Eingriff, auch die Faltenbehandlung mit Spritzen stellt eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit dar. Die Vorteile müssen die immer vorhandenen Risiken bei weitem überwiegen. Der Eingriff muß nicht nur ein verbessertes Aussehen nach ziehen, sondern einen zum Teil jahrelang bestehenden Leidensdruck lindern oder beseitigen und damit die Lebensqualität steigern. Operationswünsche aus spontaner „Jux und Tollerei“ heraus lehne ich grundsätzlich ab. Manche Menschen muß man regelrecht vor sich selbst schützen.

jameda:
Wenn Sie für uns einen Blick in die Zukunft Ihres ärztlichen Arbeitsfeldes werfen: Welche Prognosen stellen Sie aktuell?

Prof. Mühlbauer:
Die bestehenden Behandlungsverfahren werden stetig verfeinert und weiterentwickelt. Narbenarme, weniger invasive Techniken sind im Vormarsch. Die Heilphase wird dadurch verkürzt. Es wird noch mehr ambulant, d.h. ohne Klinikaufenthalt operiert werden. Bald wird man auf Silikonimplantate zum Brustaufbau verzichten können zu Gunsten von Eigenfettinjektionen oder später dreidimensionaler Züchtung von Brustgewebe. Ob die Auflösung unerwünschter Fettposter durch örtliche Einspritzung von Medikamenten an Stelle der bewährten Absaugung treten wird, läßt sich derzeit nicht sagen, da ihre Wirksamkeit und Ungefährlichkeit noch nicht wissenschaftlich überprüft ist.  Die allgemeinen Fortschritte der medizinischen Forschung werden sicher auch in der Ästhetischen Chirurgie genutzt werden. Zur Zeit beobachte ich interessiert die klinische Anwendung von körpereigenen Stammzellen. Wie schon in der Vergangenheit werden auch in der Zukunft völlig überraschende Neuigkeiten zur Behandlung alter Probleme auftauchen. Sie müssen aber immer seriös überprüft werden, ehe man sie mit gutem Gewissen an seinen eigenen Patienten anwendet.

jameda:
Gibt es so etwas wie „Klassiker” unter den ästhetischen Eingriffen – also Eingriffe, die sich bewährt und seit ihrer Einführung kaum verändert haben?

Prof. Mühlbauer:
Die plastische Nasenkorrektur ist so ein Klassiker. Prof. Jaques Joseph hat bereits 1889 die erste Höckernasenkorrektur weltweit (in Berlin) aus rein ästhetischen Gründen durchgeführt und damit als Pionier die Basistechnik entwickelt, die im Prinzip heute noch gilt. Ich bin stolz einen Satz seiner Originalinstrumente als Auszeichnung für meine diesbezüglichen Fähigkeiten überreicht bekommen zu haben. Selbstverständlich haben wir die Basistechnik verfeinert und dahingehend verbessert, daß man heute praktische jede Formkorrektur vornehmen kann. Die Korrektur abstehender Ohren ist seit mehr als einem halben Jahrhundert standardisiert. Brustverkleinerung und –vergrößerung , sowie die Bauchdeckenstraffung mit ihren Varianten kann man ebenfalls als Klassiker bezeichnen. Auch die Fettabsaugung kann mittlerweile auf vier Jahrzehnte zurückblicken mit einem sehr breiten Anwendungsgebiet.

jameda:
Welche Operationen und Behandlungsmethoden wenden Sie besonders gerne bzw. besonders häufig an?

Prof. Mühlbauer:
Operationen im Bereich der Kopf-Halsregion stellen die größte Herausforderung an das plastisch-chirurgische Können dar. Sie sind auch für die Patienten am bedeutsamsten. Korrekturen von „Schlupflidern und Tränensäcken“ sind diffizil, gut ausgeführt aber sehr befriedigend. Die Korrektur von Nasen ist besonders elegant, weil man keine sichtbaren Narben hinterläßt und das Ergebnis ein Leben lang hält. Mit den modernen Facelift-Techniken kann man ein vorgealtertes Gesicht wieder in Harmonie mit dem übrigen Körper und vor allem mit der geistigen Einstellung bringen ohne das es „geliftet“ aussieht.
Eine besondere ärztliche Befriedigung ziehe ich aus der plastisch-chirurgischen Behandlung von Kindern mit angeborenen und erworbenen Fehlbildungen in der sog. 3. Welt im Rahmen von humanitären Einsätzen mit Interplast Germany – einer Hilfsorganisation – mit der ich seit Jahren in Burma tätig bin.

jameda:
Stichwort Schönheits-OPs als quotenbringendes Format im Fernsehen. Herr Prof. Mühlbauer, wie stehen Sie dazu? Besteht da nicht die Gefahr, dass gleichsam „Werbung“ für ästhetische Eingriffe gemacht wird?

Prof. Mühlbauer:
Die Vermarktung von Schönheitsoperationen im Fernsehen finde ich geschmacklos bis widerlich. Hier wird Geld mit dem menschlichen Voyeurismus gemacht. Die „Patienten-Schauspieler“ werden über Internet - Annoncen und dem Angebot einer kostenlosen Behandlung gelockt, meist unbedarfte junge Menschen. Die Operationen werden als käufliche Ware gehandelt, nicht mehr als ernsthafte medizinische oder chirurgische Eingriffe. Durch die Anwesenheit von Kameraleuten, Journalisten und Hilfspersonal im Operationssaal  bleibt die Asepsis auf der Strecke; es kommt gehäuft zu Komplikationen, die selten gezeigt werden und die die armen „freiwilligen- Patienten“ den Rest ihres Lebens selbst ausbaden müssen. Durch die Form der lockeren Darstellung werden leider viele Jugendliche verführt. Im übrigen gibt es genügend Medizin-Sendungen, die seriöse Informationen bieten.

Lesen Sie nächste Woche Teil II dieses interessanten Gesprächs.
Prof. Dr. med. Wolfgang Mühlbauer beantwortet Fragen der jameda-User.

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