Artikel 18/02/2016

Wenn der Boden plötzlich wackelt - Sturzgefahr erkennen (Teil 1)

Team jameda
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Knochenabbau im Alter

Bis etwa zum 30. Lebensjahr wird die maximale Knochenmasse aufgebaut, ab dem 40. Lebensjahr setzt der „normale“ Knochenabbau ein. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt unsere Muskelmasse drastisch ab, die Immobilität verstärkt diesen Vorgang.

Gerade bei Rheumatikern und Arthrose-Patienten ist die Gefahr besonders hoch, denn bis zum 70. Lebensjahr können sie bis zu 40 Prozent ihrer Muskelmasse einbüßen.

Zeit etwas dagegen zu tun!

Gerade Orthopäden und Rheumatologen sollte die Aufklärung ihrer Patienten über die Risiken und die Möglichkeit der Vorbeugung am Herzen liegen.

Hohe Sterblichkeitsrate nach Knochenbruch

Jeder Dritte über 65 Jahre stürzt mindestens einmal im Jahr. Im Alter von über 80 ist es bereits jeder Zweite: 5% erleiden hierbei Knochenbrüche.

Gefürchtet ist bei einem Sturz der Oberschenkelhalsbruch, den jährlich 135.000 in Deutschland erleiden: In etwa 60% sind hierbei Frauen betroffen.

Kommt es zu einem Oberschenkelhalsbruch, verstirbt circa jeder 4. im ersten Jahr und etwa jeder 5. bleibt dauerhaft pflegebedürftig. An den Folgen eines Treppensturzes sterben in Deutschland fast ebenso viele Menschen wie bei Autounfällen.

Sturzangst

Kommt es zu einem Sturz haben viele davor Angst erneut zu stürzen. Die Folge ist, dass sie sich immer mehr zurückziehen, die Wohnung nicht mehr verlassen und sich kaum noch bewegen.

Sind sie dann doch einmal unterwegs, ist die Sturzgefahr umso höher. Ursache hierfür ist die verminderte Muskelmasse im Alter, die bei Immobilität weiter abnimmt sowie die zunehmenden Gang- und Gleichgewichtsstörungen.

Krafttraining gegen Muskelverlust

Ältere Menschen bewegen sich in der Regel nicht genug. Dadurch verlieren sie bis zum 70. Lebensjahr bis zu 40 Prozent ihrer Muskelmasse. Der Gang wird unsicher, das Sturzrisiko steigt deutlich an.

Das muss aber nicht sein, denn auch Senioren können im Alter noch von Krafttraining profitieren. Nur mit einer leistungsfähigen Muskulatur können Senioren ihre Mobilität erhalten. Die beste Vorbeugung gegen schleichenden Muskelschwund und Mobilitätsverlust im Laufe des Lebens ist es, möglichst früh mit Krafttraining zu beginnen.

Aber selbst dann, wenn man in seinem Leben wenig oder nie Sport betrieben hat, kann man im Alter von regelmäßigem Krafttraining profitieren. Studien zeigten, dass selbst über 85-jährige einen Kraftzuwachs von bis zu 200 Prozent erreichten. Sie konnten teilweise wieder auf Hilfsmittel verzichten und Spaziergänge durchführen.

Krafttraining gegen Knochenabbau

Krafttraining wirkt sich aber nicht nur positiv auf unsere Muskelmasse aus, sondern auch auf unser Knochengerüst. Unsere Muskeln üben beim Krafttraining über die am Knochen ansetzenden Sehnen osteoanabole (knochenaufbauende) Kräfte aus, die in jüngeren Jahren den Knochenzuwachs fördern und insbesondere im Alter dem gefürchteten Knochenabbau bremsen.

Radfahren, Schwimmen, Walking, Nordic Walking sind zweifelsohne gut für unser Herz-Kreislaufsystem, können jedoch ein Krafttraining und seine positiven Folgen für unsere Muskelmasse und unser Knochengerüst nicht ersetzen.

Krafttraining stärkt aber nicht nur unsere Muskulatur und unseren Knochen, sondern hilft auch das Risiko für Herz-Kreislauf- sowie Stoffwechselerkrankungen zu reduzieren.

Stürze können schwerwiegende Folgen haben

Stürze im höheren Lebensalter sind häufig und können dramatische Folgen haben.

Sie brechen nicht nur die Knochen, sondern auch das Selbstvertrauen und sind häufig der Grund des Umzugs in ein Alten- und Pflegeheim.

Die Sturzursache ist oft eine Muskelschwäche der Bein- und Hüftmuskulatur. Hier sollte die schmerzhafte Knie- und Hüftgelenksarthrose mit Auswirkungen auf die Beweglichkeit und Gehsicherheit nicht unterschätzt werden.

Stürze gefährden die Selbständigkeit

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Mehr als eine Millionen älterer Menschen leben derzeit in Deutschland mit Hilfs- und Pflegebedarf in ihrer eigenen Wohnung oder im Haushalt mit anderen Familienmitgliedern.

Mehr als 80% der Betroffenen lehnen eine Heimunterbringung kategorisch ab und möchten in ihrer Wohnumwelt leben bleiben, deshalb gewinnt der Wunsch nach Erhalt der Selbständigkeit mit zunehmendem Alter eine immer größere Bedeutung.

Stürze bedrohen bei Senioren die Gesundheit und Selbständigkeit ganz unmittelbar. Je älter man wird, umso größer wird auch das Sturzrisiko. Besteht erhöhte Sturzgefahr, so muss die Förderung einer sicheren Mobilität im Vordergrund stehen.

Vorsicht beim Treppensteigen

Beim Treppengehen sollte man sich konzentrieren, ohne sich ablenken zu lassen. Hierbei sollte besonders auf die erste und letzte Stufe geachtet werden, denn hier besteht die größte Unfallgefahr.

Die Treppen sollten stets gut beleuchtet sein, die Handläufe auf beiden Seiten erhöhen dabei die Sicherheit beim Gehen

Andere Ursachen für Stürze, die eine medizinische Abklärung erfordern

Häufige Ursache für Stürze sind Beruhigungsmittel, Schlafmittel sowie Medikamente zur Senkung des Blutdrucks, insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol. Gefahr droht auch bei Verwirrtheitszustand, Schlaganfall, Demenzerkrankung oder Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Bei schlechter Sehfähigkeit sollte eine Überprüfung durch den Augenarzt/ Optiker erfolgen. Vorsicht ist hier jedoch bei Gleitsichtbrillen geboten: Sie erhöhen die Sturzgefahr insbesondere beim Treppengehen.

Ebenso droht Gefahr bei Störung des Gleichgewichtsorgans und bei Schwindel. Von Schwindel betroffen sind circa 50% aller Männer und circa 60% aller Frauen über 70 Jahre. Auch bei Nykturie (nächtlicher Harndrang) und bei niedrigen Hämoglobinwerten (rote Blutkörperchen) besteht Gefahr.

Stabiles, rutschfestes Schuhwerk

Mehr als ein Drittel unseres Lebens verbringen unsere Füße in Schuhen und mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit und Schwere der Fußerkrankungen zu.

In unserer Bevölkerung treten nur noch 30% gesunde Füße auf, der Rest setzt sich aus Knick-, Senk-, Spreiz- und Hohlfüßen zusammen.

Der deformierte Fuß ist demnach die Regel: Schon vor über 30 Jahren schrieb der bekannte Orthopäde und Buchautor Prof. Dr. med. Cotta: „Die ausgeprägte Fehlstatik des Fußes kann sich bis zu Knie- und Hüftgelenk, ja selbst bis zum Rücken als Fehlbelastung auswirken. Fehlstatik und schmerzbedingte Fehlbelastung des Fußes können durch Veränderung der Beinstatik, (z.T. zur schmerzhaften) Verspannungen der Bein- und Rückenmuskulatur führen.“.

Fußgerechtes Schuhwerk dient also als eine Präventionsmaßnahme gegen Haltungsfehler und Rückenbeschwerden, nicht passendes Schuhwerk verursacht Hautreizungen sowie Hauterkrankungen durch feuchtes Klima im Schuh, Druckbeschwerden, Verkürzung von Muskeln (bei zu hohen Absätzen), Fehlhaltungen des Körpers mit negativen Auswirkungen auf die Rückenmuskulatur, die Knie- oder Hüftgelenke und letztendlich der Wirbelsäule.

Hierdurch ist das Unfallrisikos durch Umknicken und Stolpern erhöht. Bei der Schuhauswahl sollte nicht die Mode, sondern die Gesundheit im Vordergrund stehen.

Der Schuh sollte geprägt sein durch eine besonders hohe Trittsicherheit, hohe Rutschfestigkeit auf nassem Grund sowie hohe Stabilität, damit ein sicheres, rückenfreundliches und gelenkschonendes Gangbild ermöglicht wird.

Exakte Einlagen durch Computermessung

Normalerweise wird eine Anpassung von Schuheinlagen statisch durchgeführt, indem man in eine Weichschaummasse tritt oder eine Blaupause anfertigt. Viel genauere und exaktere Ergebnisse erlangt man durch eine Messung der Druckverteilung mit einer computergestützten Messplatte.

Die Messung erfolgt statisch und dynamisch. Falsch- und Fehlbelastungen können so genauer erkannt und therapeutisch gezielt angegangen werden (Weichbettung, Schwielenaussparungen, etc.). Hierdurch kann verhindert werden, dass gefertigte, aber unpassende Einlagen im Müll landen.

Lesen Sie hier Teil 2 des Artikels.

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