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Die Fertiloskopie, eine neue und effektivere Methode zur Abklärung bei unerfülltem Kinderwunsch, wird international seit mehreren Jahren angewandt und kommt nun auch in Deutschland zunehmend zum Einsatz.

In der Kinderwunsch-Diagnostik werden in einem ersten Schritt die einfach zu erhebenden Befunde abgeklärt: der Hormonstatus der Frau, das Spermiogramm des Mannes und ein Ultraschall der Gebärmutter und Eierstöcke der Frau. Oft reicht diese Basisdiagnostik aber nicht aus um die Ursache zu finden und es wird die Abklärung von anatomischen Veränderungen bei der Frau notwendig. Zur Abklärung der Eileiter-Durchgängigkeit wird häufig ein Ultraschall mit Kontrastmittel eingesetzt, da diese Methode ein niedriges Risikoprofil aufweist. Diese Methode ist jedoch auch in geübter Hand nur eingeschränkt verlässlich und sie bringt keinerlei Information über die feinen Strukturen der Eileiter oder die Funktion der Eileiter.

Der derzeitige Goldstandard der Abklärung bei unerfülltem Kinderwunsch ist die Bauchspiegelung mit Blauspülung der Eileiter in Kombination mit einer Gebärmutterspiegelung. Aufgrund des hohen Aufwands und erhöhten Risikoprofils ist diese Methode jedoch nicht immer optimal und könnte auch bisher wenig beachtete Nachteile haben: Aufgrund des zum Operieren notwendigen Aufblasen des Bauchraumes mit Gas fallen feinste Strukturen in sich zusammen und minimale Verwachsungen der Eierstöcke sind teilweise nur schwer erkennbar. Darüber hinaus könnten durch den Gasdruck die feinen Strukturen der Eileiter geschädigt werden. Eine genaue Beurteilung der Schleimhaut der Eileiter und ein Eingehen mit der Optik in das Innere der Eileiter sind bei der Bauchspiegelung nicht möglich. Gerade aber diese feinen Strukturen und Veränderungen erlangen zunehmend an Bedeutung im Wissen um die Entwicklung des Embryos in den ersten 48-72 Stunden und behindern die Eiaufnahme durch die Eileiter. So kann die Eileiterüberprüfung im Rahmen einer Bauchspiegelung vollkommen unauffällig sein und dennoch können die Schwangerschaftschancen aufgrund unentdeckter Veränderungen der Eileiterschleimhaut und Eileiterfunktion eingeschränkt sein.

An dieser Stelle verspricht eine neue Technik nun die Schwachstellen der derzeitigen Untersuchungsmethoden zu beheben. Mit der Fertiloskopie, die ebenfalls in Kombination mit einer Gebärmutterspiegelung durchgeführt wird, können die Strukturen der Eileiter und Eierstöcke in ihrer natürlichen Lage beurteilt werden und eine genaue Beurteilung der Eileiter von Innen und eine Mikroskopie der Eileiterschleimhaut (Mikrosalpingoskopie) kann durchgeführt werden. Bei der Fertiloskopie wird am Ende der Scheide mit einer kleinen Optik in den Bauchraum eingegangen und störende Narben auf dem Bauch können so vermieden werden. Es wird eine spezielle Flüssigkeit statt Gas eingebracht und so die Untersuchung und mögliche kleine Eingriffe durchgeführt. Diese in der Fertiloskopie verwendete spezielle Flüssigkeit schützt auch vor Verwachsungen feinster Strukturen, die durch den Gasdruck bei der normalen Bauchspiegelung entstehen könnten.

Neu an der Fertiloskopie ist, dass neben der Beurteilung des kleinen Beckens und der Eileiterdurchgängigkeit auch eine Untersuchung der Eileiterschleimhaut und die Beurteilung der Eileiterfunktion durchgeführt werden können. Hierzu kann der Operateur die Optik auf 180-fache Vergrößerung einstellen und damit in den Eileiter eingehen und die Schleimhaut auf mikroskopisch kleine Veränderungen untersuchen. Durch Anfärbung mittels Blaulösung kann zusätzlich eine nur mikroskopisch zu beurteilende chronische Entzündung an den Eileitern festgestellt werden. Dem Untersucher ist es somit erstmals möglich, nur mikroskopisch sichtbare Veränderungen zu erfassen, die zwar nicht zu einem offensichtlichen Verschluss der Eileiter geführt haben, die Empfängnischancen der Patientin aufgrund eines Funktionsverlustes aber erheblich einschränken. Diese Faktoren sind letztendlich für die regelrechte Entwicklung während der ersten 48 bis 72 embryonalen Lebensstunden von entscheidender Bedeutung.

Da diese Untersuchung bei der konventionellen Bauchspiegelung nicht durchgeführt werden kann, ist es nun leichter erklärbar, warum viele Frauen mit bisher als unauffällig beurteilten Eileitern nicht schwanger werden konnten. Mit dieser zusätzlich gewonnenen Information können nun die Schwangerschaftschancen wesentlich realistischer eingeschätzt werden und dem betroffenen Paar deutlich individueller die geeignete Behandlungsstrategie angeboten werden. Mehrere große Studien konnten belegen, dass sich mithilfe der Fertiloskopie und den daraus abgeleiteten Behandlungsempfehlungen die Schwangerschaftsraten der Kinderwunschpaare deutlich erhöhen und Schwangerschaften signifikant rascher eintreten als nach konventioneller Diagnostik. Damit wird wertvolle Zeit für die betroffenen Paare gewonnen und auch die Behandlungskosten lassen sich deutlich senken. Es sollte also in Betracht gezogen werden, künftig bei Patientinnen ohne offensichtliche Pathologie die Bauchspiegelung durch die Fertiloskopie zu ersetzen.

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