Artikel 27/06/2013

FFP (Folded Flap Palatoplastik) - Faltlappenplastik des weichen Gaumens beim Hund

Dr. med. vet. Alexander Engelhardt Tierarzt
Dr. med. vet. Alexander Engelhardt
Tierarzt
gaumensegel-hund

Bei den Brachyzephalen Rassen ist der Eingang zum Rachen verengt. Kaum vorstellbar, wie diese riesige Zunge in den kleinen Mund passt. Diese Operation ist ein neueres Verfahren im Rahmen des BAS (Brachyzephalensyndrom, Brachicephalic Airway Syndrom, von dem im wesentlichen Französische und Englische Bulldoggen und Möpse, aber auch Shi Tzu, King Charles Spaniel, Norwich Terrier, Sharpei und Boxer betroffen sind. Die Problematik tritt jedoch auch bei vielen anderen Rassen und nicht selten bei Yorkshire-Terrier, Jack-Russel-Terrier, Westhighland-Terrier und Pudeln auf. Sie leiden häufig unter Atemwegsobstruktionen (Behinderungen des Luftstroms).

Im Unterschied zur herkömmlichen Operationsmethode (Verkürzung des Gaumensegels durch Entfernen des Überstands bzw. des überlappenden Teils) wird ein Teil des hyperplastischen weichen Gaumens einschließlich des darunter liegenden verdickten Muskels abpräpariert und entfernt. Umso exzessiver diese Partie verdickt war, umso mehr Raumgewinn wird für die vormals verengten Luftwege hinzugewonnen.

Auf dem ersten Bild sieht man einen verengter Rachen infolge überdimensionierter Zunge, gestauchten Muskeln der Rachendachmuskulatur, Verlängertes Gaumensegel.
Das zweite Bild zeigt eine verdickte (ödematisierte) Stimmritze und Kehldeckel in Endoskopischer Aufnahme. Im Gegensatz dazu sieht man auf Bild drei einen normalen Rachen mit Stimmbändern, Gaumensegel und Kehldeckel. Auf dem Foto ist gut zu erkennen wie der (rassebedingt gestauchte) Muskel aufgrund seiner Dicke zur Einengung im Mund-Rachen-Raum beiträgt. Er wurde bei der FFP entnommen. Der Faltlappen wird mit einer Naht am Gaumendach fixiert. Abgesehen von der Korrektur des Gaumensegels ist der Raumgewinn erheblich und mit geringer Irritation verbunden.
Auf Bild fünf sieht man das Operationsergebnis nach FFP - man sieht die Hefte des sehr feinen und nicht störenden Nahtmaterials die das Gaumensegel am Faltlappen wie einen Vorhang raffen.
Die nächsten beiden Bilder zeigen verengte Nasenlöcher, die das Einatmen quälend erschweren und das Operationsergebnis. Das Atemgeräusch ist nahezu weg.
Auf dem letzten Bild sieht man die Operationsvorbereitung: Ein blauer Strich markiert die untere Grenze des Schnittes zur Raffung des Gaumensegels. Das zu große Gaumensegel ist zu erkennen.

Wird nun der Nasen-seitige Rand der Wunde mit dem Rachen-seitigen Rand der Wunde vernäht, so hebt sich das Gaumensegel wie ein Vorhang, ohne dass es verletzt wurde und verfängt sich auch nicht mehr im Kehldeckel. Die Naht liegt weit vor dem Rachen.

Bei der herkömmlichen Methode schneidet man den Überhang des Gaumensegels ab, was öfter zu starken Entzündungen und Schwellungen führt. Hierdurch war man häufiger als bei der FFP gezwungen den Patienten wieder zu intubieren, um ihn vorm Ersticken zu retten. Da beim FFP das Gaumensegel selbst nicht verletzt wird und die Naht weit vor den Strukturen des Kehlkopfes liegt, ist das Erstickungsrisiko durch Anschwellen nach OP nahezu ausgeschlossen. Die Faltlappenplastik des Gaumens berücksichtigt alle Komponenten einer Atemwegsobstruktion, verursacht durch ein verlängertes Gaumensegel.

Die wegweisende Bedeutung dieser neuen Operationsmethode wird mit den Auszeichnungen für die Autoren Dr. Laurent Findji und Prof. Dr. Gilles Dupré offensichtlich. Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieser neuen Technik - Folded flap palatoplasty for treatment of elongated soft palates in 55 dogs -, 2008 in der Wiener Tierärztlichen Monatsschrift erschienen, wurde 2010 im Rahmen des „Annual World Small Animal Veterinary Association Congress“ ausgezeicnet. Das Reprint für Veröffentlichungen des englischen Sprachraums wurde mit „Best article of the year 2009 published in the European Journal of companion animal practice EJCA“ ausgezeichnet.

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