Artikel 31/01/2016

Belegte Zunge: Steckt eine Krankheit dahinter?

Team jameda
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Oft ist eine belegte Zunge harmlos, sie kann aber auch als Zeichen einer ernsten Erkrankung auftreten. Was sich hinter einer veränderten Zunge verbirgt, erklärt die jameda Gesundheitsredaktion in diesem Gesundheitsspecial.

Wie sieht eine gesunde Zunge aus?

Die Zunge ist ein gut durchbluteter Muskel, in gesundem Zustand ist sie rosa bis rot und ohne Belag. Die Oberseite der Zunge ist leicht rau, da sie gleichmäßig mit warzenförmigen Ausstülpungen, den Zungenpapillen, bestückt ist. Die mechanischen Zungenpapillen (Fadenpapillen) stellen den Tastsinn der Zunge dar, in den Geschmackspapillen befindet sich der größte Teil der Geschmacksknospen. Die Zungenunterseite ist glatt, hier sieht man deutlich die unter der Haut liegenden Blutgefäße. Bei der Nahrungsaufnahme spielt die Zunge eine wichtige Rolle: Sie ermöglicht das Saugen und Kauen, sie zerdrückt die Nahrung, verteilt den Speisebrei im Mund, mischt ihn mit dem Speichel und leitet schließlich den Schluckvorgang ein. Auch eine normale Sprachbildung wäre ohne Zunge nicht denkbar.

Abstreifbare Beläge durch Ernährungsweise und mangelnde Mundhygiene

Beläge auf der Zunge können durch die Ernährungsweise entstehen. Säuglinge beispielsweise haben oft eine weißliche Zunge, da sie viel Milch trinken, Lebensmittel wie Blaubeeren oder Rotwein können die Zunge vorübergehend dunkelrot verfärben. Auch Medikamente wie Mundspülungen mit Chlorhexidin oder Tabletten zur Eisensubstitution können der Zunge ein dunkles Aussehen verleihen. Bei älteren Menschen bilden sich oft Beläge, da die Selbstreinigung der Zunge im Alter weniger ausgeprägt ist: Man trinkt weniger und kaut nicht mehr so gründlich, so dass die Zunge durch den fehlenden Abrieb weniger gereinigt wird. Mangelnde Mundhygiene kann ebenfalls zu Zungenbelägen führen. Diese Art von Belägen bestehen aus Speiseresten, Schleimstoffen, abgeschilferten Hautzellen, Mikroorganismen und Zellen der Immunabwehr wie Leukozyten. Sie sind meist harmlos, können allerdings zu Mundgeruch führen und die gesunde Mundflora belasten. Entfernen lassen sich diese Beläge mit einem Mundspatel oder Zungenreiniger.

Veränderungen der Zunge als Hinweis auf ernste Erkrankungen

Eine veränderte Zunge kann auf eine Vielzahl von Erkrankungen hindeuten, je nach Ursache unterscheiden sich die Veränderungen in Form und Farbe. Auslöser für Zungenbeläge können beispielsweise Infektionen mit Pilzen oder Bakterien, Reizungen, Entzündungen, Organstörungen oder eine vermehrte Hornhautbildung sein.

Weiß-fleckige Zunge bei Mundsoor

Mundsoor (orale Candidose) wird durch Hefepilze, v. a. Candida albicans, hervorgerufen. Dabei bilden sich weiße fleckige Beläge auf Zunge, Zahnfleisch und Gaumen. Diese Pilzinfektion kommt häufig bei Säuglingen und alten Menschen vor, auch Diabetiker und immunsupprimierte Menschen wie z. B. HIV-Patienten erkranken leicht daran.

Rot bis weiß, glatt oder erhaben: Syphilis

Bei der sexuell übertragbaren bakteriellen Infektionskrankheit Syphilis (Lues) treten im Stadium II Hautveränderungen und Ausschläge auf. Mundschleimhaut und Zunge sind von Knötchen und Flecken überzogen, diese können rot oder weißlich gefärbt sowie erhaben oder glatt sein.

Graue Zungenmitte und rote Ränder bei Typhus

Ein typischer Belag zeigt sich auch bei Typhus, einer durch das Bakterium Salmonella typhi ausgelösten Erkrankung. Die „Typhus-Zunge“ ist in der Mitte grau-weiß bis grau-gelb verfärbt, Zungenränder und –spitze bleiben frei und erscheinen intensiv rot.

Erst weiß, dann himbeerfarben - Scharlach

Bei Scharlach, einer durch die Toxine von A-Streptokokken ausgelösten Infektionskrankheit, kommt es zur typischen „Himbeerzunge“. Die Zunge ist zunächst weiß belegt und färbt sich danach deutlich himbeerfarben.

Weiße Flächen bei Leukoplakie

Unter Leukoplakie versteht man weiße Verfärbungen in der Mundhöhle, die im eigentlichen Sinne keinen Belag, sondern Stellen verdickter Mundschleimhaut darstellen. Betroffen sind z. B. Zunge, Wangenhaut, Zahnfleisch und Gaumen. Die Bereiche erscheinen weiß, da durch die Verhornung die gut durchbluteten Gefäße der Mundschleimhaut nicht mehr sichtbar sind. Auslöser für Leukoplakie sind u. a. Alkoholmissbrauch, Tabakkonsum oder mechanische Reize wie reibende Zähne oder Zahnersatz. Schreiten Leukoplakien fort, entwickeln sie sich häufig zu Vorstufen von Mundhöhlenkrebs.

Rötliche Flecken mit weißen Rändern: Landkartenzunge

Bei einer Landkartenzunge (Lingua geographica) liegt eine chronische, nicht ansteckende und nicht bösartige Entzündung der Zunge vor. Symptome sind rötliche Flecken mit weißen Rändern, die sich in Form und Anordnung ständig verändern. Die Entzündung kann von Zungenbrennen begleitet sein, aber auch schmerzfrei verlaufen. Man nimmt eine genetische Veranlagung für die Erscheinung an, säurehaltige, scharfe und histaminhaltige Lebensmittel verstärken in der Regel die Beschwerden, ein Verzicht bessert den Zustand der Schleimhaut deutlich.

Netzartige weiße Linien: Knötchenflechte

Befällt die Knötchenflechte die Schleimhäute (Lichen ruber mucosae), kommt es zu weißlichen Veränderungen an Wangenhaut, Zunge, Zahnfleisch und Gaumen. Dabei entstehen netzartige weiße Linien und Knötchen auf der Schleimhaut, die Ursache ist noch ungeklärt, es wird u. a. eine Autoimmunreaktion angenommen.

Weißer Belag bei Verdauungsproblemen und grippalen Infekten

Eine weiß-gelblich belegte Zunge kann auch Ausdruck von Verdauungsproblemen sein wie z. B. von Magenschleimhautentzündung oder einer eingeschränkten Funktion der Bauchspeicheldrüse. Auch bei grippalen Infekten ist die Zunge oft weiß belegt.

Schwarze Zunge – Lingua nigra

Ein dunkler Belag entwickelt sich bei einer Haarzunge (Lingua villosa nigra). Hier sind die Fadenpapillen der Zunge durch eine übermäßige Hornhautbildung stark verlängert. Farbstoffe aus Nahrungsmitteln und Abbauprodukten von Bakterien lagern sich in den Hornzellen ab und verleihen der Zunge so eine schwarze, braune oder grüne Färbung. Als Auslöser für die Verhornung gelten starke Reize, die die Mundflora und den pH-Wert in der Mundhöhle verändern. Dazu zählen Tabak- und Alkoholkonsum, Medikamente wie Antibiotika, Kortikoide und Psychpharmaka sowie ein Mangel an Niacin, einem B-Vitamin.

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