Artikel 13/10/2009

Weisheitszähne als Unruhestifter?

Team jameda
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Beschwerden im Kiefer- und Gesichtsbereich sind häufig in ihrer Entstehungsgeschichte schwer zu beurteilen. ‘Liegt es an den Zähnen?’ ist dann eine beliebte Frage und wenn Weisheitszähne vorhanden sind, wird gerne deren Entfernung empfohlen.

Dabei sollten folgende Grundkenntnisse Beachtung finden:

1. Die häufigsten Schmerzen, die von Weisheitszähnen ausgehen, sind Entzündungen. Entzündungen entstehen dort, wo sich Erreger (Anaerobier) unter Luftabschluß in Zahnfleischtaschen gut vermehren können. Die Folge sind Schmerzen, Schwellung und Rötung der Zahnfleischregion bis hin zu Schluckbeschwerden. Der Befund ist sowohl für den Besucher, als auch für den Patienten selbst, mit dem tastenden Finger leicht nachzuvollziehen. Zur Therapie siehe Blog-Artikel „Entzündungsbehandlung mit Antibiotikum-Pille oder Skalpell“.

2. Nicht selten wird die Vermutung geäußert, dass die Weisheitszähne die anderen Zähne verschieben würden. Diese Hypothese trifft auf die Zähne im Unterkiefer zu. Dort sitzen die Zahnkeime im Kieferwinkel und können, wenn „es zu eng ist“, beim Wachsen nach oben durch ihre Keilwirkung eine große Kraft entwickeln. Diese Kraftentwicklung ist direkt vom Wurzelwachstum dieser Zahnanlagen abhängig. Ist das Wurzelwachstum abgeschlossen, gibt es durch diese Zähne keine Verschiebungen mehr. Die Verschiebungen werden neben einer Verlagerung des Weisheitszahnes selbst, in der seitlichen Zahnreihe auf der selben Seite beobachtet. Besteht kein Kontakt zwischen schiebendem Zahnkeim und verschobenem Nachbarzahn, so liegen andere Gründe für die beobachtete Zahnwanderung vor. Ein Nachweis dieser Situation ist durch eine Röntgenschichtaufnahme vom Unterkiefer (OPT) leicht zu erbringen. Eine Verschiebung der Zähne im Oberkiefer ist durch die Weisheitszähne nicht möglich. Auf Grund der fehlenden Keilwirkung kann hier keine Kraft entstehen, die die Zähne in der Oberkieferzahnreihe verschieben könnte. Der wachsende Zahnkeim weicht nach distal (rückwärts) aus. Kommt es dennoch zu Zahnverschiebungen im Oberkiefer, sind auch hier andere Mechanismen dafür verantwortlich.

3. Weisheitszähne sind oft verformt und unvollständig ausgebildet. Sie stehen gern gekippt oder verschoben im Kiefer und stören bzw. hemmen den Zusammenbiss der Zähne (Okklusion). Eine derartige Störung der Kaufunktion kann weitreichende Folgen haben. Abgesehen von den möglichen Schäden an den beteiligten Zähnen sind Schmerzen und oder Geräuschbildungen im Kiefergelenk langfristig die Folge. Auch Kopf- und Gesichtsschmerzen auf der selben Seite sind mit unter auf derartige Funktionsstörungen zurückzuführen.

4. Aus den gleichen Gründen, wie oben unter 3. geschildert, ist auch die Pflege dieser Zähne erschwert oder sogar unmöglich. Dies gilt gleichermaßen für Patient und Zahnarzt! Ist ein verlagerter Weisheitszahn von Karies befallen, kann dies lange unentdeckt bleiben. Der kranke Zahn kann auf den gesamten Organismus im Sinne eines Herdgeschehens eine schädliche Wirkung entfalten. Nicht immer gelingt es, dieser Situation mit der Röntgendiagnostik gerecht zu werden. Oftmals läßt sich die pathologische (krankmachende) Wirkung eines solchen Herdgeschehens erst im Nachhinein (retrospektiv), wenn der schuldige Zahn eine geraume Zeit aus dem Kiefer entfernt worden ist, belegen.

Weisheitszähne hingegen, die akkurat in der Mundhöhle stehen, nicht aus der Zahnreihe abweichen und beim Kauen und Essen voll funktionstüchtig sind, können belassen werden. Ist das nicht der Fall und trifft einer der oben genannten Gründe nicht zu, sollten Weisheitszähne dennoch entfernt werden, bevor sie durch ihr Wurzelwachstum mit den Wurzelspitzen zum Risiko für den Unterkiefernerven (N. trigeminus, 3. Ast) werden.

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