Artikel 21/10/2015

Zähneknirschen - Die richtige Behandlung von Bruxismus

Team jameda
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Immer mehr Menschen kann man als Autokannibalen bezeichnen, doch was soll das eigentlich bedeuten? Ein Kannibale frisst seinesgleichen aus unterschiedlichen Gründen wie Hunger oder aus spirituellen Überzeugungen. Die griechische Vorsilbe „Auto“ bedeutet so viel wie selbstständig, ohne Hilfe. Demnach ist ein Autokannibale ein Mensch, der sich selbst verzehrt, was an sich relativ abwegig klingt, jedoch auf manche menschliche Verhaltensweisen zutrifft.

Als Formen des Autokannibalismus gelten das Fingernägelkauen oder auch sich in bestimmten Gemütslagen auf den Wangenschleimhäuten herumzubeißen. Am häufigsten ist allerdings sicherlich, sich auf die Zähne zu beißen, zu pressen oder zu knirschen.

Das zahnmedizinische Fachwort: Bruxismus

Diese Angewohnheit bezeichnet man als Bruxismus. Diese Verhaltensweise fußt auf dem grundsätzlichen Problem, dass der Mensch Schwierigkeiten hat, seine Probleme abzuarbeiten. Statt diese Probleme anzugehen, manifestieren sich diese in ‘Zähne knirschen’ oder auch indem man eben „auf die Zähne beißt '. Natürlich werden so keinerlei Probleme gelöst, sondern es entstehen im Gegenteil dazu neue. Diese Form der Autoaggression belastet oder zerstört sensible anatomische Strukturen, denn beim Knirschen oder Pressen verlängert sich diese Kontaktzeit bis auf Stunden. Für diese Belastung sind weder Ihre Zähne, noch die Muskulatur, Bänder oder Sehnen und nicht einmal der Knochen ausgelegt. Darunter leidet neben der Zahnhartsubstanz (Schmelz - darunter liegt das weichere Dentin) auch der Zahnhalteapparat (das Parodont). Diese sehr wichtige, aber auch sensible Struktur hat die Aufgabe, den Zahn in seinem knöchernen Fach zu halten und zu versorgen. Stellen Sie sich viele winzige, elastische Fäden vor, die wie ein umgedrehtes Zirkuszelt den Zahn stabilisieren. So wird der Druck einer Kaubelastung gleichmäßig vom Zahn auf das Knochenfach übertragen. Das Knirschen und Pressen übersteigt bei weitem die Möglichkeiten dieses Schutzsystems.

Die Folge sind neben den üblichen Abrassionen und Abnutzungen der Zähne auch die Schädigung dieses Haltesystems. Daraus entwickeln sich möglicherweise ein unentzündlicher (Parodontose- eher selten) oder gar ein entzündlicher (Parodontitis - häufiger) Zahnfleischrückgang mit einer Zahnlockerung. Weil dieser Vorgang häufig nicht schmerzhaft ist, wird er von Patienten oft nicht erkannt. Deshalb ist die Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt so wichtig, weil der Arzt diese Missstände bei der gründlichen Inspektion erkennen sollte.

Die Suche nach der Ursache des Problems

Die Diagnose des Bruxismus ist eine wichtige Sache, die Therapie eine viel komplexere! In der allgemeinen und speziellen Anamnese des Patienten sollten auch Fragen zur Psyche des Patienten nicht fehlen. Handelt es sich eher um einen ruhigen, ausgeglichenen Menschen oder eher um einen hektischen, eher unkonzentriert und gehetzt wirkenden Typ? Bestehen andere „schlechte Gewohnheiten’ wie Nägelkauen, cholerisches Auftreten oder auch Probleme am Arbeitsplatz, Mobbing, chronische Krankheiten, Familien - oder Partnerschafts- Probleme?

Ohne auch diese Probleme anzugehen - was natürlich nicht Aufgabe eines Zahnarztes sein kann - wird auch die beste zahnmedizinische Therapie nichts nützen! Viele auf dieses Fachgebiet spezialisierte Zahnärzte arbeiten standardmäßig mit Psychologen, Psychiatern aber auch Physiotherapeuten zusammen. Ohne die Ursache des Knirschens oder Pressens zu finden ist jede Therapie nur symptomatisch.

Die zahnmedizinische Therapie

Es gibt die Möglichkeit mittels einer sogenannten ‘Funktionsanalyse’ nachzuforschen wie und mit welchen Zähnen ein Patient beißt. Hierbei werden entweder im Gebiss selbst (an hochwertigen Modellen der Ober- und Unterkiefer- Zahnreihen) oder auch elektronisch mit am Kopf angebrachten Sensoren die Kiefer-, Kau-, bzw. Öffnungs- und Schließbewegungen beobachtet und dokumentiert. Anhand dieser Protokolle zieht der Behandler Rückschlüsse auf ein eventuelles Fehlverhalten.

Die anschließende Therapie besteht meistens zunächst aus einer „Aufbiss - Schiene’. Diese, zum Teil sehr unterschiedlichen und mehr oder weniger aufwendigen, Kunststoffschienen werden im Ober - oder Unterkiefer nachts oder auch tagsüber getragen. Welche die richtige für Sie ist wird Ihnen Ihr auf dieses Gebiet spezialisierte Zahnarzt nach der Diagnose empfehlen. Die Kosten dieser Schienen sind teilweise in der gesetzlichen Kassenleistung enthalten, die Herstellung der aufwendigeren Schienen (nach Funktionsanalyse) nur von privaten Versicherungen.

Doch auch nach Eingliederung und erfolgreicher Therapie ist das Grundproblem unter Umständen nicht behoben. Zum einen ist eventuell eine parallele Psychotherapie nötig. Zum anderen kann es auch sein, dass die pathologische Bisslage, also ein falscher Biss, durch neue Füllungen, Kronen, Brücken oder auch Zahnersatz verbessert werden muss. Auch eine kieferorthopädische Regulierung ist hier gelegentlich notwendig.

Manchmal gibt es  „viele Wege, die nach Rom führen’ - den richtigen zu erkennen ist oft nicht einfach und kostet Geduld und Erfahrung.

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