Ich war 8 Wochen in der Hellweg-Klinik. Gut 2 Wochen brauchte ich um "anzukommen". Das lag aber an mir, so kenne ich mich auch aus anderen Lebensbereichen. Manche brauchen halt etwas länger. Von der Klinik Seite wurde ich von Anfang an sehr entgegenkommend und herzlich aufgenommen. Und zwar sowohl von den Profis wie auch von den Mitpatienten. Das Therapie-Konzept fand ich gut ausgewogen. Einerseits gab es ein "Vollprogramm" : Gruppengespräche, Kreativbetätigung im Rahmen der Ergotherapie, wie auch EDV Grundwissen, praktische Übungen im amtlichen Schriftverkehr, "gesundes" Kochen, Bewegungs- und Meditationsangebot. Auch die seelischen Aspekte wurden berücksichtigt in dem spezifischen Therapieangebot von der großartigen Pastorin. Andererseits wurde mir immer ausreichend Freiraum gelassen. Ich konnte mich jede Zeit zurückziehen um mich zu sammeln, um nachzudenken. Dafür gibt es extra behagliche kleine Räume. Es wurde ebenfalls akzeptiert, wenn 2-3 Patienten gemeinsam einen Spaziergang oder ahnliches unternahmen. Es förderte stark s.g. soziale Kompetenz. Für mich war es eine sehr wichtige Erfahrung zu lernen, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das fruchtet bis heute. Alles in allem: mir hat die Zeit in dieser Klinik sehr gut getan. So beschießen die Umstände waren, die mich dorthin geführt haben, so hilfreich und angenehm waren die Wochen in diesem Hause. Und das Wichtigste: es funktioniert! Ich lebe nun mal seit 3,5 Jahren abstinent und bin sehr zufrieden mit diesem Zustand. Ich denke oft an die vielen lieben Menschen die ich dort kennengelernt habe und obwohl ich eigentlich niemanden besonders hervorheben möchte, erlaube ich mir eine Ausnahme; ich weiß nicht, was in diesem Menschen größer ist: die Kompetenz oder das Herz? Auf jeden Fall - DANKE für beides. Wenn mich ein guter Freund nach einer Adresse für eine Entwöhnungstherapie gefragt hätte, würde ich ihm dieses Haus empfehlen.

Da ich bereits einige Therapien hinter mir habe ,war ich zu Beginn skeptisch gegenüber dem neuen Konzept der Hellweg-Klinik. Es war etwas ganz anderes, was ich bisher an Therapien kennengelernt habe und genau aus diesem Grund wollte ich dieser Klinik eine Chance geben.
Am Aufnahmetag war ich anfangs sehr nervös, weil ich doch Schwierigkeiten mit Neuen Situationen und Kontakten habe. Ich wurde vom Personal sowie den anderen Patienten ganz herzlich begrüßt und aufgenommen, was mich ziemlich beruhigt hat. Besonders positiv überrascht war ich, dass sich wirklich viel Zeit für einen genommen wird. So hatte ich ein Gespräch mit der Pflege, die mir alle Räume gezeigt und mich den anderen Therapeuten vorgestellt hat. Anschließend war ich bei der Ärztin, wo ich auch körperlich untersucht wurde. Nach einer kleinen Mittagspause habe ich auch meine Bezugstherapeutin kennengelernt und dort schon ein paar für mich wichtige Therapieziele festgelegt. Die Atmosphäre war sehr angenehm und freute mich darauf, dass es endlich los ging.
Ich brauchte nur wenige Tage um mich einzugewöhnen, da die Mitpatienten sehr offen und freundlich auf mich zu kamen. Zum morgendlichen Sportprogramm hatte ich zwar nicht immer Lust, hat mir aber sehr gut getan. Besonders Spaß hatte ich an der Ergo/Kreative Therapie, da ich dort einen Raum gefunden habe meine Gefühle auszudrücken. In Kleingruppen (nach Farben eingeteilt) wird Tiefenpsychologische Verhaltenstherapie, sowie eine Stabilisierung begleitet von der Bezugstherapeutin angeboten. Dort hatte ich die Möglichkeit meine Themen
und aktuellen Schwierigkeiten einzubringen und mir Ratschläge von den Mitpatienten meiner Gruppe einzuholen. Therapeutisch wurde dort auch immer sehr intensiv und facettenreich gearbeitet, z.B. Stabilisierungstechniken kennenzulernen, zu üben und über Fortschritte zu berichten. Themenvorschläge oder Wünsche wurden gerne angenommen und in der nächsten Stunde aufgegriffen. Allgemein wurde dort über Suchterkrankungen, -mittel sehr gut aufgeklärt und anhand Beispielen nachvollziehbar erläutert (Ursachen, Verlauf, Stress, etc.).

Ein sehr interessantes Konzept für suchtkranke Menschen, die sich in einer ambulanten Einrichtung mit ihrer Sucht und Ursachen auseinandersetzen.
Frau Dr. Golsabahi-Broclawski ist eine Ärztin, die keinen weißen Kittel trägt, sich nicht hinter medizinischen Fachausdrücken versteckt, einfühlsam ist, aber auch ganz gehörig aus der Haut fahren kann. Mensch eben. Ihr Team ist klasse, hat viele Ideen, setzt konsequent um, fordert ein, ohne Grenzen zu überschreiten.
Mein 2. alkoholfreier Sommer naht. Freue mich auf das Gartenfest.