Artikel 18/07/2017

Was bei einer Allergie im Immunsystem abläuft

Team jameda
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Das Abwehrsystem des Körpers ist hochkomplex. Was weiß man über die Abläufe des Immunsystems, wenn eine Allergie entsteht?

Innerhalb des Immunsystems gibt es mehrere Komponenten: So gibt es zum Beispiel Abwehrzellen, sogenannte Leukozyten und Lymphozyten, letztere in Form von B- und T-Lymphozyten, und es gibt eine Art chemische Abwehr, bei der im Blut gelöste Abwehrsubstanzen eine Rolle spielen. Hier spricht man von „humoralen“ Abwehrkörpern und Immunglobulinen.

Darüber hinaus kann das Immunsystem unspezifisch und schnell reagieren. Es kann aber auch spezifisch einschreiten: Die spezifische Reaktion ist langsamer und muss erst vom Immunsystem „erlernt“ werden; dafür ist sie aber auch viel mächtiger und nachhaltiger.

Was ist eine allergische Reaktion?

Wie der Name schon sagt: Die unspezifische Immunabwehr ist ein „Generalist“ und kann alles abwehren, wenn auch weniger effizient. Zum unspezifischen Immunsystem gehören viele „Experten“: Jeder Experte arbeitet hocheffektiv – aber jeder nur in seinem eigenen Bereich.

Immunantworten können über mehrere Arten von im Blut gelösten Proteinen vermittelt werden. Das wichtigste System sind die IgG-vermittelten Immunantworten. Aber auch die IgE-vermittelten Immunantworten spielen eine große Rolle: Die Antworten dieses Systems sind weniger wirksam, dafür aber „nebenwirkungsreicher“. Die „Nebenwirkungen“ dieses zum Hauptsystem (IgG) parallelen Systems (IgE) sind diejenigen, die wir als „allergische Reaktionen“ kennen.

Das IgE-vermittelte Immunsystem kann durch bestimmte Stoffe ausgelöst werden, die dann „Allergene“ genannt werden. Natürlich ist nicht jeder Mensch gegen jeden Stoff allergisch. Und ob ein Stoff ein Allergen ist oder nicht, hängt nicht unwesentlich vom Patienten ab.

Was passiert bei einer allergischen Reaktion?

Die allergische Reaktion selbst ist unabhängig vom Allergen und bei jedem Allergen gleich. Das liegt daran, dass es zwar verschiedene Auslösemechanismen gibt, aber nur eine Folge: Es wird letztendlich Histamin ausgeschüttet – ein Gewebshormon, das zu den unangenehmen Folgen wie Juckreiz, Schwellungen von Haut oder Schleimhaut, Niesreiz, Augentränen und wässrigen Sekretionen führt.

Man kann sich das so vorstellen, dass es verschiedene Schalter gibt, von denen jeder Schalter ein spezielles Schloss und einen genau dazu passenden Schlüssel hat, dass aber jeder dieser Schalter die gleiche Lampe einschaltet.

Diese unspezifischen und immer gleichen Reaktionen – unabhängig von auslösenden Allergen – laden dazu ein, mit der Behandlung genau diese Reaktion anzugreifen. Dazu gibt es relativ preiswerte Medikamente, die das Histamin neutralisieren, sodass es sein „böses Spiel“ nicht länger spielen kann – jedenfalls so lange, wie dieses Antihistaminikum im Körper ist.

Wenn das Antihistaminikum abgebaut ist, dann beginnen die Beschwerden sofort wieder, sobald der Körper neues Histamin ausschüttet.

Wie können Allergien behandelt werden?

Eine Behandlung mit Antihistaminika ist preiswert und einfach: Man muss nicht wissen, welche Stoffe bei einem Patienten die Allergien auslösen. Der Nachteil ist: Die Behandlung ist lediglich symptomatisch und setzt nicht an der Wurzel des Übels an. Die Behandlung ist einer „passiven Schutzimpfung“ vergleichbar, bei der man dem Körper „fertige“ Substanzen gibt, die er gerade gut gebrauchen kann.

Was sind langfristige Mittel gegen Allergien?

Wenn man eine grundsätzliche Therapie einer Allergie durchführen will, dann blockiert man die Kette aus Ursachen und Wirkungen gleich am Anfang. Dazu muss man das Allergenspektrum des Patienten kennen und für jedes Allergen eine eigene Therapie durchführen. Diese Therapie ist dann spezifisch wirksam, das heißt, nur gegen ein einziges Allergen. Wenn ein Patient auf mehrere Allergene allergisch reagiert, dann muss für jedes dieser Allergene eine eigene spezifische Immuntherapie durchgeführt werden.

Diese Therapien erfordern einen hohen Aufwand bei der Diagnostik und einen noch höheren Aufwand bei der Herstellung der Medikamente. Es lohnt sich jedoch, da die Wirkung der Behandlung über das Behandlungsende hinaus erhalten bleibt. Hier bietet sich ein Vergleich zu den „aktiven Schutzimpfungen“ an: In beiden Fällen unterstützt man das Immunsystem des Körpers, schnell eigene Abwehrmechanismen herzustellen, die – wenn sie einmal angeregt sind – auch nach der Induktion erhalten bleiben.

Bei der spezifischen Immuntherapie veranlasst man den Körper, vom ineffizienten und nebenwirkungsbehafteten IgE-vermittelten Immunsystem auf das viel wirksamere und für den Patienten kaum spürbare IgG-vermittelte Immunsystem umzuschalten. Man nennt das einen „T-Zell-Switch“. Es ist wie im täglichen Leben: Wenn man eine „Sache“ zur „Chef-Sache“ machen möchte, dann muss man dieser Sache eine hohe Wichtigkeit zusprechen. So funktioniert die spezifische Immuntherapie: Man gibt dem Körper Allergene in so hohen Dosen, dass das IgE-vermittelte Immunsystem überfordert ist und die Abwehraufgabe an das IgG-vermittelte Immunsystem abgibt.

Soweit die Theorie. In der Praxis beginnen dann die eigentlichen Herausforderungen.

Wie läuft eine Allergietherapie ab?

Das Allergen muss identifiziert und die Diagnose muss gestellt werden. Die Testallergene müssen starke allergische Reaktionen an Haut oder Schleimhaut auslösen können, damit man das Allergenspektrum ermitteln kann. Die Therapieallergene hingegen sollen zwar eine starke Immunreaktion auslösen, aber möglichst ohne eine nennenswerte allergische Reaktion.

Glücklicherweise sind für die allergische und die immunogene Reaktion unterschiedliche Regionen des Allergenmoleküls verantwortlich. Es ist Aufgabe der Herstellerfirmen, die Allergene so aufzubereiten, dass sie eine möglichst große Wirkung bei möglichst geringer Nebenwirkung haben. Wenn das Allergenspektrum mehrere Allergene aufweist, dann muss entschieden werden, in welcher Reihenfolge sich die spezifische Immuntherapie um die Allergene „kümmern“ muss.

Die weiteren Kriterien, die zu einer Therapie gehören – Injektionen, Tropfen oder Tabletten, Beginn der Behandlung, Häufigkeit und Ende, Nutzen und Risiken der Behandlung – müssen zwischen Patient und Arzt in Form eines Therapieplans individuell besprochen werden. Dazu vereinbaren Sie bitte einen Termin bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

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