Artikel 26/04/2020

Wenn Kontaktlinsen nicht mehr vertragen werden: So funktionieren ICL-Linsen

Prof. h.c. Dr.med. Amir-M. Parasta Augenarzt
Prof. h.c. Dr.med. Amir-M. Parasta
Augenarzt
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Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem das Auge die Kontaktlinsen nicht mehr mag: Brennen, Jucken, müde Augen und Trockenheit sind die Leitsymptome einer Kontaktlinsen-Unverträglichkeit.
Die meisten Betroffenen versuchen dann auf andere Modelle oder Hersteller von weichen Kontaktlinsen umzusteigen oder wollen sich harte Kontaktlinsen anpassen lassen. In den wenigsten Fällen führt das aber zu einer besseren und langfristigeren Verträglichkeit.

Wie können Unverträglichkeiten bei Kontaktlinsen entstehen?

Meist findet man eine Kontaktlinsen-Unverträglichkeit zwischen dem 12. und 15. Kontaktlinsen-Trage-Jahr. Es wird diskutiert, dass hier eine chronisch-allergische Reaktion gegen den Silikonhydrogel-Anteil der weichen Linsen ihren Höhepunkt erreicht.

Oft berichten die Patienten auch von einer erhöhten Blendempfindlichkeit und schlechterer Nachtsicht: Der Grund ist oft eine Abnahme der Zelldichte der Hornhaut. Der Facharzt spricht von einem „Endothelverlust“, was einer beschleunigten Alterung der Hornhaut entspricht. Eine Faustregel sagt: Ein Jahr weiche Kontaktlinsen können für die Hornhaut eine Alterung von zwei Jahren hervorrufen. Das lässt sich anhand der Endothelzelldichte der Hornhaut messen.

Da eine Brille für Viele nicht infrage kommt, denken die Betroffenen dann oft über eine Augenlaserkorrektur nach. Man darf allerdings nicht vergessen, dass alle Augenlaserverfahren Gewebe aus der Hornhaut „opfern“, um die Fehlsichtigkeit zu korrigieren.

Sprich: Eine durch Kontaktlinsen beanspruchte Hornhaut wird durch eine Augenlaserbehandlung sicher nicht besser. Gerade die Blendempfindlichkeit, die Nachtsicht, die Trockenheit sowie die Sehschwankungen können dann erst recht zu einem Problem werden.

Welche Alternativen gibt es zu Brille und Augenlaser?

Was erstaunlich Wenige wissen: Es gibt eine schonende Alternative zum Augenlasern, die die Hornhaut nicht belastet – und das bereits seit über 20 Jahren.

Die implantierbare Kontaktlinse aus biologischem Material kann bis -16,00 Dpt. korrigieren. Sie ist sogar austauschbar, wenn sich einmal die Sehstärke ändern solle. Diese Linsen stecken voller Hightech, sind dabei aber kaum größer als ein paar Millimeter. Sie werden seit mehr als 20 Jahren erfolgreich eingesetzt und haben mittlerweile schon über 1.000.000 Menschen weltweit glücklich gemacht. Es gibt weltweit noch keine Unverträglichkeit gegen diese Linsen und sie sind mit einem UV-Schutzfilter ausgestattet.

Wie kommt die Linse ins Auge?

Die Linse wird während eines ca. 10-minütigen Dämmerschlafs vollkommen schmerzfrei eingesetzt. Dann wird sie durch einen mikroskopisch kleinen Zugang hinter der Pupille platziert und ist damit von außen unsichtbar.

Zum Schutz für die erste Nacht bekommt man noch durchsichtige Augenklappen als Verband, damit man nicht am Auge reibt und keine Fremdkörper ins Auge gelangen können. Am nächsten Tag werden diese dann wieder abgenommen und es erfolgt eine erste Kontrolluntersuchung.

Für wen ist eine ICL-Linse geeignet?

Die ICL können Kurzsichtigkeiten von -1 bis -16 Dioptrien problemlos ausgleichen. Auch die Korrektur einer Hornhautverkrümmung ist möglich. Bei Weitsichtigen muss erst überprüft werden, ob genügend Platz in der Vorderkammer des Auges ist. Ist das der Fall, kann auch diese bis zu +10 Dioptrie korrigiert werden.

Wird bereits eine Lese- oder Gleitsichtbrille benötigt, weil schon die Alterssichtigkeit eingetreten ist, kann die ICL das leider nicht mehr ausgleichen. Hier wird dann ein Linsenaustausch mit Multifokallinsen vorgenommen.

Warum lassen sich mehr Menschen lasern als ICL implantieren?

Das Häufigste ist nicht immer zwangsläufig das Beste. Beobachtet man den Straßenverkehr, fährt nicht jeder den gleichen Wagen der Luxusklasse, obwohl er in vielen Punkten vielleicht besser wäre als andere Autos. Dennoch sind die meisten Autos Mittelklassefahrzeuge. Häufigkeit sagt daher nichts über Qualität und Sicherheit aus.

Die ICL wurde aber tatsächlich in den letzten 20 Jahren nicht so „aggressiv“ beworben wie die Laserverfahren. Die ICL wird ausschließlich von erfahrenen und hierfür zertifizierten Augenchirurgen implantiert. Die wenigsten von ihnen werben damit. Augenlaserverfahren können wiederum von jedem Arzt angeboten werden.

Die meisten Laserverfahren werden in Deutschland von „Laserfirmen“ oder „Laserketten“ angeboten, die angestellte Ärzte für die Durchführung gewinnen. Die Qualität der Behandlung ist daher nicht bei jedem gleich.

Entscheidender Vorteil: Die Reversibilität

Ein entscheidender Vorteil ist die Reversibilität. Die ICL-Implantation ist das einzige Verfahren, das einen nachträglichen Austausch möglich macht. Die ICL sitzt nach der Implantation zwischen der Regenbogenhaut und der körpereigenen Linse.

Sie kann nicht festwachsen und somit jederzeit wieder entfernt werden. Sollte sich tatsächlich die Sehstärke nochmal ändern, können die ICL-Linsen problemlos wieder herausgenommen werden. Das ist auch dann praktisch, wenn z. B. später Multifokallinsen bei Alterssichtigkeit eingesetzt werden.

Ein weiterer Vorteil

Die Hornhaut bleibt im Vergleich zur Lasik so gut wie unangetastet. Der kleine Schnitt beim Einsetzen hat fast keine Auswirkung auf die Beschaffenheit der Hornhaut. Bei einer Lasik hingegen muss Gewebe abgetragen werden, um eine Sehkorrektur zu erreichen. Das kann sich im schlimmsten Falle auf die spätere Stabilität der Hornhaut auswirken.

Außerdem besteht die ICL aus natürlichem Biokollagen. Das gewährleistet eine 100%ige Verträglichkeit, weil die ICL für das Auge kein Fremdkörper ist. Man spürt sie gar nicht.

Die Linsen werden für Jeden individuell gefertigt und sind somit auf jedes einzigartige Auge perfekt abgestimmt. Die optische Abbildungsqualität ist sehr präzise. Die Sicht in der Nacht und das Kontrastsehen sind viel besser als z. B. nach einer Lasik, weil die ICL weniger Streulicht verursacht. Zudem haben die Linsen einen zusätzlichen UV-Schutz. Er bewahrt die Netzhaut vor späteren Schäden z. B. durch zu starke Sonneneinstrahlung. Denn die Netzhaut ist besonders sensibel gegenüber UV-Strahlung.

Vor allem die altersbedingte Makuladegeneration ist eine Erkrankung, zu deren Ursachen eine zu hohe UV-Strahlen-Belastung zählt. Auch die Entstehung des Grauen Star – also die fortschreitende Eintrübung der Linse – kann durch ein Zuviel an UV-Strahlung früher eintreten. Der UV-Schutz in der ICL-Linse kann also auch vor sonnenbedingten Augenerkrankungen schützen.

Zertifizierte Qualitätssicherung

Nur speziell zertifizierte Zentren und Augenchirurgen, die mindestens 300 Augenoperationen im Jahr durchführen, sind für eine ICL-Implantation zugelassen.

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