Artikel 11/12/2014

Winterzeit - Erkältungszeit - Sinnvolle Maßnahmen - Teil 2

Dr. med. Kay Rohmann Hals-Nasen-Ohren-Arzt
Dr. med. Kay Rohmann
Hals-Nasen-Ohren-Arzt
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Erhöhte Körpertemperatur (Fieber) ist nicht in jedem Fall zu senken, da diese zu einer Abtötung temperaturlabiler Krankheitserreger führt. Es ist also eine ganz natürliche Reaktion des Organismus, die Körpertemperatur in einem Infektzustand heraufzusetzen. Anhaltende fieberhafte Temperaturen über 39°C sollten jedoch gesenkt werden. Bei Kindern sollte Fieber über 38°C zu einer Fiebersenkung veranlassen. Die traditionell angewendeten kühlen Wadenwickel sind nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht sinnvoll, da das Temperaturzentrum im Gehirn hierdurch vollständig irritiert wird und lokale Unterkühlung auftreten kann. Es ist vielmehr auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und stauende Wärme, z.B. durch mehrere Bettdecken, zu vermeiden.

Bei anhaltender Verstopfung der Nase spricht nichts gegen die Anwendung abschwellender Nasentropfen, die jedoch nicht länger als 7-10 Tage angewendet werden sollten. Zwar ist keine Schädigung durch eine längerfristige Nasentropfeneinnahme zu erwarten, aber deren Wirksamkeit durch die Verringerung der Durchblutung der Nasenschleimhäute lässt nach längerer Einnahme nach. Oftmals sind bei Infekten cortisonhaltige Nasensprays sehr wirkungsvoll. Das Cortison ist im Schleimhautbereich entzündungshemmend und durch die Entzündungshemmung nach ca. 3 Tagen auch abschwellend wirksam. Darüber hinaus wird das Cortison nicht über die Nasenschleimhäute resorbiert, sodass keine Beeinflussung des körpereigenen Cortisolkreislaufes zu erwarten ist. Bei tiefer Inhalation dieser Nasensprays lässt sich teils auch der Nasenrachen und mittlerer Rachen durch dieses Aerosol erreichen, sodass auch hier eine antientzündliche Wirksamkeit erwartet werden kann. In Kombination mit pflanzlichen Sekretlösern lässt sich oftmals die Einnahme eines Antibiotikums somit vermeiden.

Wann ist ein Antibiotikum sinnvoll und welches?
Erst bei erheblichen Entzündungszeichen im Bereich der Nasennebenhöhlen oder einer Entzündung des Rachenraumes mit eitrigen Belägen der Rachenhinterwand oder der Mandeln, insbesondere aber auch bei zunehmenden bronchialen Atembeschwerden, ist die Einnahme eines Antibiotikums sinnvoll. Durch den zunächst viralen Infekt treten oftmals massive Verschwellungen der Nasennebenhöhlendrainagekanäle auf, sodass die ortsständigen Bakterienpopulationen sich vermehren können und eine vollständige Verstopfung der Nasennebenhöhlen resultiert. Die nunmehr von der Belüftung und Drainage abgeschnittenen Nasennebenhöhlen beginnen dann eine Kaskade von entzündlichen Reaktionen zu entwickeln, die letztlich zu einer eitrigen Entzündung führen können. In der Folge entzünden sich durch den Schleimfluss aus dem Nasennebenhöhlensystem in den Rachen die tieferen Atemwege, da insbesondere nachts, bakterielles Sekret auch in die bronchialen Atemwege abtropft. Die Auswahl des geeigneten Antibiotikums obliegt dem behandelnden Arzt. Als Hals-Nasen-Ohren-Arzt empfehle ich die fachärztliche endoskopische Untersuchung der Atemwege, um zunächst den Ursprung des Infektes zu lokalisieren. Abhängig von der Lokalisation sollte dann ein Antibiotikum ausgewählt werden, das sich an seiner Wirksamkeit in dem jeweiligen Entzündungsgebiet orientieren muss. Anwendung finden hier oftmals Antibiotika, die nicht zu der Gruppe der modernen Breitbandantibiotika gehören, die in hohem Maße dafür verantwortlich sind, dass sich Antibiotikaresistenzen entwickeln. Zur Behandlung der Nasennebenhöhlen bieten sich knochengängige Antibiotika, z.B. Amoxicillin an. Nach anfänglicher Gabe eines Antibiotikums kann mittels Abstrich auch ein sogenanntes Antibiogramm, d.h., die Wirksamkeit von Antibiotika auf die nachgewiesenen Keime, nachgewiesen werden. Eventuell muss dann das Antibiotikum gewechselt werden.

Etwa 90% der Infekte der oberen Atemwege bedürfen keiner besonderen Behandlung und lassen sich mit sogenannten „Hausmitteln“ gut behandeln. Geduld ist der beste Begleiter, da ein normaler Infektverlauf bis zu drei Wochen andauern kann.

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