Artikel 27/10/2016

Harninkontinenz: Neue Behandlungsmöglichkeiten mit Vaginallaser

Prof. Dr. med. Kai Joachim Bühling - Privatpraxis Frauenarzt (Gynäkologe), Endokrinologe & Diabetologe
Prof. Dr. med. Kai Joachim Bühling - Privatpraxis
Frauenarzt (Gynäkologe), Endokrinologe & Diabetologe
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Vaginale Laserbehandlungen kennt man bisher vor allem aus Südamerika, insbesondere aus Brasilien, wo dieses Verfahren unter dem irreführenden Begriff der „Vaginalverjüngung“ angeboten wird. Doch was genau versteht man darunter?

Ablauf der Laserbehandlung

Der Laser setzt kleine, nur wenige Millimeter tiefe „Mikroverletzungen“ in den Scheidenmuskel oder im Bereich der Vulva. Diese führen dazu, dass sich neues Gewebe bildet. Die Scheidenmuskulatur wird gestrafft, im Bereich des Scheideneingangs sprießen neue Fasern ein und die Haut regeneriert sich. „Defekte“ Bereiche und vermutlich auch Nervenzellen werden verdrängt, neues Gewebe kann entstehen. Dies führte zu dem etwas irreführenden Begriff der „Vaginalverjüngung“.

Das Verfahren ist für mehrere medizinische Einsatzmöglichkeiten geeignet. Positive Effekte auf die jeweiligen Symptome wurden bereits in verschiedenen Studien dargelegt:

Behandlung bei Stressinkontinenz (Urinabgang beim Niesen, Springen oder Laufen)

Gerade nach einer Geburt und/oder bei Vorliegen einer Bindegewebsschwäche kann es zu Harninkontinenz kommen.

Durch die vaginale Laserapplikation wird der Scheidenmuskel gestrafft und die Beschwerden verbessern sich vor allem im Bereich der Harnröhre. Üblich sind drei Behandlungen im Abstand von je sechs Wochen. Sofern die Laserbehandlung wirkt, zeigt sich der Effekt bereits nach der ersten Behandlung. Die Behandlung ist schmerzfrei, da der Scheidenmuskel keine Nerven besitzt.

Scheidentrockenheit (vulvovaginale Atrophie)

Scheidentrockenheit betrifft viele Frauen in der Menopause. Ursache ist ein chronischer Hormonmangel im Scheidenbereich, der sich inbesondere durch Jucken und Brennen im Scheideneingangsbereich bemerkbar macht.

Häufig beeinträchtigt dies auch den Geschlechtsverkehr, da er für die Frau schmerzhaft ist. Viele Frauen verwenden deshalb Lubrikationsgele, die aber die Symptome nur kurzzeitig lindern. Eine andere Möglichkeit der Therapie ist eine lokale Östrogenanwendung, die auch längerfristig fortgeführt werden kann.

Für Frauen, die aufgrund einer Erkrankung (z.B. Brustkrebs) keine Hormonbehandlung bekommen dürfen oder diese prinzipiell ablehnen, ist sie jedoch nicht geeignet. Hier bietet die Laserbehandlung im Scheideneingangsbereich eine hormonfreie und nachhaltige Alternative, die die Beschwerden ebenfalls verbessert. Auch hier gilt, dass üblicherweise drei Behandlungen im Abstand von sechs Wochen durchgeführt werden. Bereits nach der ersten Behandlung bemerken die Patientinnen eine deutliche Verbesserung der Symptome (siehe Abbildung). Vor der Behandlung wird eine hochkonzentrierte lokale Betäubung auf den Scheideneingang aufgetragen, sodass die Behandlung selbst schmerzfrei ist.

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)

Dieses Krankheitsbild betrifft häufig Frauen nach einer Geburt, kann aber bei Frauen auftreten, die noch nicht gebärt haben. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind hierbei üblich, da der Scheideneingang sehr empfindlich ist.

Hier kann eine Lasertherapie im Bereich des Scheideneingangs helfen, bevorzugt wird eine dreimalige Anwendung im Abstand von sechs Wochen. Vor der Behandlung wird eine hochkonzentrierte lokale Betäubung auf den Scheideneingang aufgetragen, sodass die Behandlung selbst schmerzfrei ist.

Lichen sclerosus

Der Lichen sclerosus ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut um und im Scheideneingangsbereich. Die Ursache hierfür ist unklar, es wird jedoch eine Autoimmunerkrankung vermutet, d.h., aus unbekannten Gründen richten sich körpereigene Abwehrzellen gegen die Zellen der Haut.

Erste Erfahrungsberichte zeigen eine sehr gute Wirksamkeit der Lasertherapie im Bereich der Vulva und der Labien. Üblicherweise werden drei Behandlungen im Abstand von sechs Wochen durchgeführt. Bereits nach der ersten Behandlung tritt eine deutliche Verbesserung der Symptome ein. Vor der Behandlung wird eine hochkonzentrierte lokale Betäubung auf den Scheideneingang aufgetragen, sodass auch diese Behandlung schmerzfrei ist.

Gut zu wissen

In einer australischen Studie waren drei von vier behandelten Patientinnen nach ein bis drei Behandlungen symptomfrei!

Damit existieren einige medizinische Indikationen für die vaginale Laserbehandlung. Bei sorgfältiger Auswahl der für diese Behandlung geeigneten Patientinnen stellt sie eine sehr gute Alternative zu herkömmlichen Therapieoptionen dieser Erkrankung dar.

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