Artikel 16/04/2016

Einnistungsversagen (Implantationsversagen) - Das ERA Verfahren

Team jameda
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Spätestens wenn 5 oder 6 morphologisch gute Embryonen übertragen worden sind, ohne dass es zu einer Schwangerschaft gekommen ist, sollte überlegt werden, ob ein Problem der Gebärmutterschleimhaut vorliegt.

Üblicherweise wird bei einer Therapie (IVF/ ICSI) darauf geachtet, wie hoch die Schleimhaut aufgebaut ist und ob sie dreischichtig ist. Wichtig für die Einnistung der Embryonen ist auch, wie lange das Hormon Progesteron auf sie eingewirkt hat.

Was wissen wir bereits über die Gebärmutterschleimhaut?

Die „früher“ manchmal durchgeführten histologischen (feingeweblichen) Untersuchungen haben sich als weitgehend nutzlos herausgestellt - wenn man von chronischen Schleimhautentzündungen (Endometritis) absieht.

Vor etwa 5 Jahren hat sich ein Verfahren etabliert, mit dem sich auf molekulargenetischer Ebene untersuchen lässt, ob die Gebärmutterschleimhaut an dem Tag, an dem erwartet wird, dass sie empfangsbereit (rezeptiv) für Embryonen ist, tatsächlich die richtige Struktur aufweist.

Liegt nämlich die richtige Struktur vor, kann sich ein Embryo einnisten.

Was ist die ERA?

Die ERA (Endometrial Receptivity Array) ist das Ergebnis von molekulargenetischen Untersuchungen der Arbeitsgruppe von Professor Verdaguer der IVI Klinikskette in Spanien.

Mit dieser Methode lässt sich endlich feststellen, ob die Gebärmutterschleimhaut am erwarteten Zeitpunkt tatsächlich auf die Einnistung eines Embryos vorbereitet ist.

Die Untersuchung der sogenannten Genexpression von Gebärmutterschleimhäuten zu unterschiedlichen Zeitpunkten im weiblichen Zyklus hat gezeigt, dass letztlich das „Anwesenheitsmuster“ von 238 Genen darüber Auskunft gibt, ob das Endometrium zum gegebenen Zeitpunkt nun rezeptiv ist oder nicht.

Untersuchungsergebnisse

Bei etwa 80% der Frauen zeigte sich eine Verschiebung dieses sogenannten „Implantationsfensters“. Bei 20% war das Endometrium entweder prä- oder postrezeptiv.

Spätere Daten weisen sogar auf eine höhere Rate von 26% (!) hin. Als nächstes stellte sich jedoch die Frage, ob das Ergebnis eines Zyklus auch im nächsten und dem folgenden Zyklus gleich bleibt.

Erfreulicherweise scheint das erhaltene Ergebnis tatsächlich zumindest 20 Monate gleich zu bleiben. Dadurch kann man die Erkenntnisse aus der ERA für die Embryotransfere über mehr als 1,5 Jahre nutzen.

Bisher lassen sich die Erkenntnisse aber ausschließlich auf den natürlichen Zyklus und auf sogenannte künstliche Zyklen anwenden.

Was ist ein künstlicher Zyklus?

Unter einem künstlichen Zyklus versteht man einen Behandlungszyklus, bei dem die Gebärmutterschleimhaut durch Östrogengabe und durch spätere Zugabe von Progesteron für den Embryotransfer vorher eingefrorener Zellen vorbereitet wird.

Wie verläuft die Behandlung?

Aus praktischen Erwägungen ist die ERA-Biopsie am besten im künstlichen Zyklus durchzuführen.
Nach etwa 10 Tagen der Östrogenzufuhr wird per Ultraschall kontrolliert, ob die Schleimhaut eine ausreichende Dicke (>7 mm) und eine dreischichtige Struktur aufweist.

Nun wird Progesteron dazugegeben und nach 5 Tagen, am üblichen Implantationsfenster, wird die Schleimhautbiopsie durchgeführt.

Die Biopsie kann ohne Betäubung erfolgen - eine leichte Aufweitung des Gebärmutterhalskanals kann jedoch leicht unangenehm sein. Der Plastikkatheter wird unter Ultraschallkontrolle in die Gebärmutter eingeführt, und nach dem Aufbau eines Unterdruckes wieder herausgezogen.

Der Unterdruck sorgt für die Aufnahme der Schleimhautprobe durch eine kleine seitliche Öffnung des Katheters. Die gewonnene Probe wird dann in ein Speziallabor geschickt. Das Ergebnis liegt meist nach etwa 14 Tagen vor.

Das Behandlungsergebnis

Ist das erhaltene Ergebnis „rezeptiv“, scheint am bisherigen zeitlichen Ablauf der IVF-Behandlung nichts auszusetzen zu sein. Ist das Ergebnis „prärezeptiv“, ist durch eine weitere Biopsie der rezeptive Zeitpunkt ausfindig zu machen.

Sollte sich herausstellen, dass der „rezeptive“ Zeitpunkt 1 Tag später ist, muss der nächste Embryotransfer entsprechend erst durchgeführt werden, wenn das Progesteron 1 Tag länger auf die Schleimhaut einwirken konnte.

Entsprechend muss der Embryotransfer im Falle einer „postrezeptiven“ Schleimhaut nach einer kürzeren Einwirkzeit des Progesterons erfolgen.

In den aktuellen Studien der IVI-Arbeitsgruppe hat sich eine nachweisbare Verbesserung der Einnistungsrate nach ERA-abhängiger Verschiebung des Embryotransfers ergeben. Dies spiegelt sich in der zunehmenden Anzahl der Anwender dieses Verfahrens.

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