Venenleiden gehören zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten. In Deutschland zeigen circa 30 Millionen Menschen leichte Venenveränderungen oder schon Krampfadern. Mehr als ein Drittel davon leidet an Beschwerden, wie Ödemen, Schmerzen und nächtlichen Wadenkrämpfen.
Über 5 Millionen Bundesbürger haben eine fortgeschrittene chronisch venöse Insuffizienz (Venenschwäche) mit Hautkomplikationen. Venenschwäche ist ein schleichender Prozess, der zunächst schmerz- und beschwerdelos verläuft. Ein Verlauf, der von den Betroffenen oft bagatellisiert wird.
Die Funktion der Venen
Die Venen führen nicht nur das sauerstoffarme Blut vom Körper zum Herzen zurück, sondern auch die Abfallprodukte unserer Stoffwechselprozesse. In den Venen befindet sich ungefähr 85 Prozent unseres Blutvolumens. Venen sind sehr dehnbar und flexibel. Das erklärt auch, dass nach dem Aufstehen das Blut in den Beinvenen versackt. Es werden oberflächliche und tiefe Venen unterschieden. Sie spielen auch in der Regulation des Wärmehaushaltes eine bedeutende Rolle.
Durch die Wadenmuskulatur und durch die Atmung wird das Blut in den Venen Richtung Herz in Gang gesetzt. Damit es im Stehen wie auch im Sitzen nicht wieder in das Bein zurückfließt, befinden sich in den Venen Klappen, die wie Rückschlagventile wirken. Somit wird das Blut wie auf einem Förderband immer weiter zurücktransportiert.
Ursachen für Venenerkrankungen
Einerseits erfreulich, andererseits verwunderlich: Wir wissen gar nicht so genau, warum es zu Venenerkrankungen kommt. Es sind also nicht die hohen Absätze, der fehlende Sport oder das Körpergewicht. Obwohl Schwangere ihre Kompressionsstrümpfe getragen haben, bekommen sie Krampfadern. Andere wiederum nicht. Die Schwerkraft spielt eine entscheidende Rolle.
Körperlicher, also ein sportlicher Ausgleich ist wichtig, verhindert jedoch eine Venenerkrankung nicht. Bewegungsmangel, also das Sitzen im Flugzeug oder Auto, fördert die Thromboseneigung, weil die Wadenmuskelpumpe kaum betätigt wird. Eine Thrombose, ein Verstopfen der tiefen Beinvenen mit der Gefahr einer Lungenembolie, kann man auch ohne Krampfadern bekommen.
Sehr schmerzhaft und lästig ist eine Thrombose einer oberflächlichen Vene, einer Krampfader. Man nennt sie Thrombophlebitis. Eine wirkliche Gefahr geht von ihr nicht aus. Die Stelle ist gerötet und verhärtet. Sie schmerzt und es braucht 2-3 Wochen, bis die Thrombophlebitis von allein ausgeheilt ist. Aber sie ist ein Warnzeichen, dass da unter Umständen mehr ist; Betroffene sollten besser einen Phlebologen aufsuchen.
Gewöhnliche Venenbehandlungen verlangen Kompressionsstrümpfe nach der Behandlung, um die Heilung zu unterstützen. (© tibanna79 - fotolia)
Offenes Bein (Ulcus cruris venosum)
Das offene Bein ist die Spätform und schwerwiegende Folge eines Venenleidens, einer chronisch venösen Insuffizienz. Venenleiden sind chronisch und sollten bei Beschwerden oder sichtbaren Hautverfärbungen zum Phlebologen führen, dem Spezialisten, der die Venen auf ihre Funktion hin untersucht.
So wird die Vene untersucht
Nach der Inspektion, also der Inaugenscheinnahme des Patienten, wird mit einem besonderen Ultraschall, dem Farbduplex, das oberflächliche und tiefe Venensystem auf seine Funktion hin untersucht. Auch die benachbarten Arterien werden gleich mitangesehen. Strömt das Venenblut richtig und sind die Venenklappen funktionsfähig, können auch Seitenast-Krampfadern oder Besenreiser die Ursache von Beschwerden sein. Die Therapieform ist dann allerdings anders.
Wie läuft die Behandlung ab?
Der vorteilhafteste Sport ist das Schwimmen, weil das Wasser neben der körperlichen Aktivität wie eine Massage wirkt. Im Endeffekt ist jedoch jeder körperliche Ausgleich empfehlenswert. Trockene, schuppige, gerötete Hautveränderungen sollten auf ihre Ursache hin abgeklärt werden.
Eine weitere Maßnahme ohne einen operativen Eingriff ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. In der Regel reicht eine Kompressionsklasse I, um Beinschwellungen oder das Druckgefühl in den Beinen bei einer stehenden Tätigkeit auszugleichen. Liegen Krampfadern vor, die behandelt werden sollten, existieren verschiedene Methoden:
- Stripping-Operation
- endovenöser Laser
- endovenöse Radiowelle
- endovenöse Venenverklebung
- ultraschallgesteuerte Schaumsklerosierung
Die Stripping-Operation kennt jeder. Von Laser und Radiowelle haben sicher auch bereits viele gehört. Diese drei Verfahren werden üblicherweise in Narkose durchgeführt, weil es sich um eine Operation handelt oder bei den thermischen Verfahren, Laser oder Radiowelle, Temperaturen von 120°C entstehen.
Aufgrund des Gewebeschadens müssen bei diesen drei Verfahren in der Nachbehandlung auch über Wochen Kompressionsstrümpfe getragen werden. Bei der ultraschallgesteuerten Schaumsklerosierung sind die Langzeitergebnisse nicht überzeugend, so dass diese Vorgehensweise bevorzugt für kleine Seitenäste oder die Besenreiser genutzt wird. Hier allerdings mit sehr guten Resultaten.
Mit dem Venenkleber sind weder Kompressionsstrümpfe noch Narkosen während der Behandlung nötig. (© contrastwerkstatt - fotolia)
Schonende Behandlung dank Venenkleber
Der Venenkleber ist mittlerweile schon seit vielen Jahren auf dem Markt. Mit einem medizinischen Kleber wird die Vene von innen verschlossen, also auch endovenös. Der Kleber ist nicht giftig und nicht krebserregend. Er führt nicht zu Allergien und er wird komplett aus dem Körper ausgeschieden.
Es handelt sich derzeit um das schonendste Verfahren, weil keine Narkose und keine Kompressionsstrümpfe benötigt werden. Einzig die Stelle, an der der Katheter in die Vene eingeführt wird, erhält eine örtliche Betäubung. Und am Ende klebt hier ein Pflaster, wie bei einer Blutabnahme.
Das Alter des Patienten oder seine Medikamente spielen keine Rolle, weil er weder nüchtern zum Eingriff kommen muss, noch eine Narkose erhält. Ältere Patienten oder Patienten mit einem Handikap können Kompressionsstrümpfe oft nicht selbstständig anziehen. Nach dem Venenkleber spielt dies keine Rolle, da ein Strumpf nicht erforderlich ist.
Und nach dem Eingriff? Keine Einschränkungen, es ist alles erlaubt. Der Venenkleber ist eine hervorragende, medizinisch effektive und kostengünstige Alternative zu den Verfahren, bei denen eine Narkose und Kompressionsstrümpfe Pflicht sind.