Artikel 27/03/2019

Venentherapien bei Krampfadern im Vergleich: Das sind die Vorteile

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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Jedes Jahr werden in Deutschland hunderttausende Betroffene an Krampfadern operiert.
Unsere Venen müssen Schwerstarbeit leisten, um das Blut gegen die Schwerkraft zum Herzen zu pumpen. Dieser Kreislauf funktioniert aber nur dann, wenn die Venenklappen richtig schließen. Können sie ihre Arbeit nicht mehr richtig verrichten, weil die Venenwände durch den Rückstrom regelrecht ausgeleiert sind, schließen die Klappen nicht richtig und das Blut versackt in den Beinen.

Die Venen verdicken sich und es entstehen Krampfadern mit all ihren Erscheinungsformen und Problemen. Es wird angenommen, dass es sich um eine Bindegewebsschwäche handelt, die familiär gehäuft vorkommt. Alles andere sind Vermutungen oder Erklärungsversuche. Eine wirklich sichere Ursache ist nach wie vor nicht bekannt.

Was sind typische Symptome?

Nicht jeder Betroffene mit Krampfadern muss zwangsläufig Probleme haben. Meist beginnt es mit einer Schwellneigung, die Beine schmerzen und die Schuhe werden im Tagesverlauf immer enger. Besenreiser sind ein unangenehmes kosmetisches Problem. Die verdickten, geschlängelten Venen können sich entzünden. Es entsteht eine sogenannte Thrombophlebitis. Diese ist nicht gefährlich, aber schmerzhaft und die Abheilung dauert bis zu vier Wochen.

Kommt es im Bereich der Knöchelregion zu Verhärtungen und Braunverfärbungen, können an dieser Stelle sogenannte offene Beine (Ulcus cruris venosum) entstehen. Krampfadern stellen ein gravierendes medizinisches Problem dar. Gerade in stehenden Berufen können Krampfadern Betroffenen den Alltag unerträglich machen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten bieten sich nach dem aktuellen Stand der Medizin?

Bei Symptomen oder sichtbaren Veränderungen, wie sie oben aufgezählt wurden, ist zuallererst eine Untersuchung bei einem Spezialisten, dem Phlebologen, zu empfehlen. Mit exakt angepassten Kompressionsstrümpfen lassen sich Beinschwellungen und Beinschmerzen sehr positiv beeinflussen. In Farbe und Design lassen sie sich hervorragend mit der heutigen Mode kombinieren.

Eine weitere Möglichkeit ist das Tragen von Kompressionsleggins, die sich sehr gut in die Freizeitmode einpassen. Kompression ist auch bei Flugreisen, langem Stehen oder Sitzen in Beruf oder Freizeit von Vorteil. Genaueres wird Ihnen der Phlebologe erklären können.

Gibt es prophylaktische Maßnahmen, um Krampfadern verhindern zu können?

Im Prinzip nein, die gibt es nicht. Egal, ob Sie groß oder klein, dick oder dünn, sportlich oder unsportlich, weiblich oder männlich sind. Auch eine Schwangerschaft oder das Tragen hoher Schuhe spielt keine Rolle. Nach aktuellen Statistiken ist jeder zweite Europäer betroffen.

Der einzige Sport, der hervorzuheben ist, ist das Schwimmen. Denn neben der Fitness sorgt auch das Wasser für einen Massageeffekt, ähnlich dem einer Lymphdrainage. Kompression, Sport oder eine gesunde Lebensweise können Krampfadern jedoch weder vorbeugen, noch beseitigen.

Krampfader-Therapien im Vergleich

Stripping

Die immer noch häufigste Therapie bei der sogenannten Stammvarikose ist das „Stripping“. Dabei werden die erkrankten Venen über zahlreiche Schnitte operativ entfernt.

  • Narkose: ja, gelegentlich auch in Regionalanästhesie (offiziell nicht zugelassen)
  • Kompression: Strümpfe für 6-8 Wochen
  • Rückkehrrate: bis zu 50 %
  • Kostenübernahme: regulär

Radiowellen-Therapie

In den letzten 20 Jahren gab es neue Entwicklungen in der Krampfaderchirurgie. Aufgrund der Möglichkeit mit dünnen Kathetern Gefäße zu sondieren, entwickelten sich die sogenannten endovenösen Verfahren. Das sind die Radiowelle, der Laser und der Venenkleber. Sie bieten hervorragende Resultate bei weniger Operation und zeichnen sich dadurch aus, dass ein Katheter über eine Punktion in die zu behandelnde Vene eingeführt wird. Bei der Radiowelle wird eine Vene mit 120 °C verschlossen. Es handelt sich um ein thermisches Verfahren. Narkose: nein, Regionalanästhesie als Tumeszenslokalanästhesie (TLA) (nicht zugelassene Methode) auch in Kombination mit einer Vollnarkose.

  • Kompression: Strümpfe für 3-6 Wochen
  • Hautschnitte: keine
  • Rückkehrrate: unter 20 %
  • Kostenübernahme: bei den gesetzlichen Kassen über Sonderverträge, Privatversicherer regulär

Laser-Therapie

Auch der Laser arbeitet wie die Radiowelle mit 120 °C, ist also auch ein thermisches Verfahren.

  • Narkose: nein, Regionalanästhesie als TLA (off-label-use), auch in Kombination mit einer Vollnarkose
  • Kompression: Strümpfe für 3-6 Wochen
  • Hautschnitte: keine
  • Rückkehrrate: unter 20 %
  • Kostenübernahme: bei den gesetzlichen Kassen über Sonderverträge, Privatversicherer regulär

Venenkleber

Der Venenkleber verschließt die Vene durch Verklebung von innen. Es entstehen beim Klebeprozess ca. 42 °C, womit es sich um ein nicht-thermisches Verfahren handelt. Der Venenkleber ist ein medizinischer Kleber, der seit 1960 in vielen medizinischen Fachbereichen vielseitig im Einsatz ist. Er ist weder giftig noch krebserregend noch allergiefördernd. Er ist biokompatibel und wird vollständig abgebaut und ausgeschieden.

  • Narkose: keine, Lokalanästhesie lediglich an der Punktionsstelle
  • Kompression: keine
  • Hautschnitte: keine
  • Rückkehrrate: unter 20 %
  • Kostenübernahme: bei den gesetzlichen Kassen über Sonderverträge, Privatversicherer regulär

Die Vene kann also bei den endovenösen Verfahren mit Hitze von innen verschweißt oder mit dem Venenkleber verschlossen werden. Sie verbleibt im Körper, vernarbt und wird vom Körper abgebaut. Alle Studien zeigen bei einem Vergleich die hervorragenden Ergebnisse.

Das heißt, dass die Venen nach Jahren immer noch erfolgreich verschlossen sind. Eine Gegenüberstellung der Verfahren hinsichtlich des Rückfallrisikos zeigt eine um bis zu 2- bis 3-fache höhere Rezidivquote für die Stripping-Operation.

Worin liegt der entscheidende Unterschied zwischen den Verfahren?

Bei der Stripping-Operation wird eine Vollnarkose benötigt. Hat der Patient Narkose-Risiken, kann er nicht operiert werden. Beim Laser und der Radiowelle wird teilweise in Vollnarkose operiert und typischerweise eine spezielle Lösung, die Tumeszenzlokalanästhesie, in das Bein gespritzt. Diese Anästhesie ist in Deutschland nicht zugelassen.

Nach der Stripping-Operation, dem Laser und der Radiowelle müssen die Patienten einen Kompressionsstrumpf tragen. Beim Venenkleber entfällt diese Nachbehandlung komplett.
Weiterhin ist der Venenkleber das einzige Verfahren, bei dem keine Narkose erforderlich ist. Lediglich an der Einstichstelle des Katheters wird eine örtliche Betäubung genutzt.

Die Einnahme von Medikamenten (Gerinnungshemmer, Insulin, Asthmaspray, Blutdrucksenker u. v. m.) ist für alle minimal invasiven Verfahren ohne Bedeutung. Auch Vorerkrankungen (Herz, Lunge, Diabetes, Durchblutungsstörungen u. v. m.) stellen für die endovenösen Verfahren keine Einschränkungen dar. Beine mit offenen Wunden wie der Ulcus können mit minimal invasiven Verfahren behandelt werden. Ist die Krampfader sondierbar, kann sie mit allen Verfahren behandelt werden. Auch die Venendicke oder die Anzahl der Seitenäste stellen keine Einschränkungen dar.

Wird eine Operation in Narkose in der Regel nur auf ein Bein beschränkt, sind Befunde an beiden Beinen, auch an Vorder- und Rückseite, in einer Sitzung endovenös möglich. Die Kosten der Stripping-Operation werden durch die gesetzlichen Krankenkassen und die Privatversicherer seit jeher erstattet.

Die endovenösen Verfahren werden durch die privaten Versicherungen übernommen. Viele GKV, aber bisher leider nicht alle, rechnen die Kosten im Rahmen von integrierten Versorgungsverträgen ab. Welche Krankenkassen dazugehören, kann in speziellen Listen nachgelesen werden. Wenn beide Beine behandelt werden, fallen in der Summe weniger Kosten an. Denn der Katheter wird nur einmal in Rechnung gestellt.

Gibt es also eine optimale Krampfader-Therapie?

Nach meiner Auffassung: ja. Die endovenösen Verfahren und hier ganz eindeutig der Venenkleber.

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