Artikel 04/02/2019

Es sind nicht nur dicke Beine: Lipödeme erkennen & nachhaltig behandeln

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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Das Gute zuerst: Beim Lipödem handelt es sich um eine medizinisch anerkannte Diagnose. Existiert eine Diagnose, muss es auch eine Behandlung für diese Erkrankung geben. Die gibt es auch – nur hier scheiden sich die Geister. Aber Dank unseres Gesundheitsministers Jens Spahn erhält das Lipödem nun die nötige öffentliche Aufmerksamkeit. Aber worum geht es überhaupt?

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem findet sich ausschließlich bei Frauen. Bis zu drei Millionen leiden darunter. Typischerweise bleibt der Oberkörper schlank. Gesäß und die Beine stellen sich hingegen unverhältnismäßig dick dar. Bei manchen Formen sind auch die Arme betroffen. Man spricht auch von einer ungleichmäßigen Fettverteilungsstörung.

Es handelt sich also eindeutig um eine Fettverteilungsstörung und nicht um Übergewicht, früher gerne auch als maligne Adipositas fehlerkannt. Dieser Umstand ist ganz wichtig für die betroffenen Frauen, denn hiermit wird eindeutig beschrieben, dass es sich um eine Störung und nicht um ein Fehlverhalten handelt.

Wie erkenne ich ein Lipödem?

Betroffene Frauen zeigen Verdickungen des Fettgewebes an typischen Stellen, also von der Taille bis zu den Sprunggelenken und je nach Lipödem-Typ auch an den Armen. Die Hautveränderungen reichen von feinknotig (Orangenhaut) bis hin zu deformierenden Hautlappen und Wülsten.

Schmerzen und eine Druckempfindlichkeit sind charakteristisch sowie die Neigung zu blauen Flecken. Meist treten Lipödeme erstmals während der Pubertät oder in der Schwangerschaft auf, so dass hormonelle Ursachen vermutet werden. Auch eine genetische Veranlagung ist naheliegend.

Erfolglose Diäten bringen Frust mit sich

Betroffene, die etwas für sich und ihren Körper tun wollen, unterziehen sich immer wieder unglaublichen Sportprogrammen und Diäten mit dem Resultat, dass nichts passiert. Die Beine bleiben weiter dick. Oben tragen betroffene Kleidergröße 36 und unten 44 und alle glauben, dass es sich um eine Essstörung handelt. Ein weiteres Problem entsteht, wenn die Betroffenen ihre frustrierenden Diäten wieder abbrechen und wieder einigermaßen normal essen. Dann nehmen die Problemzonen erst recht weiter zu.

Wie kann ein Lipödem behandelt werden?

Die Maßnahme, die betroffenen Frauen hilft, und dies in der Regel auch nachhaltig, wird leider bis heute von den Krankenkassen nicht übernommen. Es handelt sich hier um die Fettabsaugung, in Fachkreisen Liposuktion genannt.

Immer wieder wird die konservative Behandlung vorgeschlagen. Es handelt sich hier um eine Kombination aus physiotherapeutischen Maßnahmen wie Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfen.

Auch Sport, eine diätetische Beratung und die Hautpflege gehören mit dazu. Zusammen nennt man dieses Bündel an Maßnahmen auch „Komplexe physikalische Entstauungstherapie“. Interessanterweise ist hier zu erwähnen, dass mit einer Lymphdrainage Wasser aus den Geweben heraustransportiert werden soll. Ein charakteristisches Lipödem weist im Gegensatz zum Lymphödem jedoch nur in ganz selten Fällen eine begleitende Wassereinlagerung auf.

Als typischen, sehr hilfreichen Sport, kann der Experte Schwimmen empfehlen, da hier viele positive Aspekte zusammenkommen. Bei der Kompressionstherapie sei darauf hingewiesen, dass mit moderner Flachstrickware, beispielsweise als Kompressionsleggings, betroffene Frauen durchaus auch modisch mithalten können. In der Summe ist die konservative Therapie jedoch nicht nachhaltig.

Eine Fettabsaugung ist der richtige Weg für eine Lipödem-Behandlung

Wird die Erkrankung immer schlimmer, hilft in der Tat nur die Liposuktion. Die zuständige Institution, der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), entscheidet über die Kassenleistungen. Der Ausschuss sieht sehr positive Ansätze, verlangt derzeit jedoch noch weitere Studien. In der Regel sind vier Sitzungen erforderlich. Der Operationserfolg ist nachhaltig. Das heißt, die Patientinnen sind in der Regel weitestgehend von ihrer Erkrankung befreit. Nachbehandlungen kommen jedoch vor.

Ein ganz wesentlicher Aspekt ist also: Die Liposuktion führt zu einer nachhaltigen Gesundung. Und das ist doch das Ziel, welches Ärzte und auch Kostenträger für ihre Anvertrauten erreichen wollen.

Die Patientinnen sind froh, dass sie endlich nicht mehr diskriminiert werden und wir wissen, was wir für sie nicht nur tun können, sondern müssen.

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