Artikel 30/09/2016

Wie Sie Ihren Kinderwunsch trotz Hashimoto erfüllen und eine Fehlgeburt vermeiden

Team jameda
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Schilddrüsen-Erkrankungen können die Fruchtbarkeit einschränken und das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen. Was Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis in Bezug auf Kinderwunsch und Schwangerschaft unbedingt beachten müssen, erklärt dieses jameda Gesundheitsspecial.

Hashimoto: Gestörte Immunreaktion und schiefe Stoffwechsellage

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schilddrüse (Thyreoidea). Sie wird durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst, bei der körpereigene Abwehrzellen Schilddrüsengewebe angreifen und zerstören. Zusätzlich bilden sich Antikörper gegen schilddrüsenspezifische Enzyme und Eiweiße.

Diese Schilddrüsenstörung verursacht in den meisten Fällen Symptome einer Unterfunktion, dazu gehören auch Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit und die Neigung zu Fehlgeburten. Die Veranlagung für Hashimoto kann vererbt werden, ausgelöst wird sie z.B. durch belastende Stresssituationen, schwere Infektionen wie Gürtelrose oder Pfeiffer‘sches Drüsenfieber oder auch durch extrem hohe Dosen an Jod, z.B. aus Kontrastmitteln.

Warum verringert eine Hashimoto-Erkrankung die Fruchtbarkeit von Mann und Frau?

Die Arbeit der Schilddrüse wird u.a. durch Hormone aus der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert. Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone Trijodthyronin (T3) und Levothyroxin (L-Thyroxin, T4), schüttet die Hirnanhangdrüse das Thyreoidea-stimulierende-Hormon (TSH) aus, das die Arbeit der Schilddrüse anregen soll. Gleichzeitig erhöht sich aber dadurch auch der Spiegel von Prolaktin, einem Hormon, das u.a. die Reifung von Ei- und Samenzellen hemmt und so zu einer ungewollten Kinderlosigkeit führen kann.

Was ist wichtig im Hinblick auf Hashimoto und Schwangerschaft?

Frauen mit Hashimoto-Thyreoditis, die schwanger werden möchten, sollten sich besonders engmaschig von ihrem Gynäkologen und Endokrinologen untersuchen und beraten lassen.

Sehr wichtig ist es, die mangelnde Tätigkeit der Schilddrüse durch die Gabe von Schilddrüsenhormonen auszugleichen. Um die Stoffwechsellage optimal einstellen zu können, werden die Schilddrüsenwerte fT3, fT4 und TSH sowie Antikörper vor, während und nach der Schwangerschaft in regelmäßigen Abständen überprüft.

Die Dosierung der Schilddrüsenmedikamente Levothyroxin, gegebenenfalls in Kombination mit Trijodthyronin, wird individuell angepasst. Nach einer Radio-Jod-Behandlung sollten Frauen grundsätzlich sechs Monate warten, bevor sie schwanger werden, um eine Fehlgeburt aufgrund einer eingeschränkten Schilddrüsenfunktion zu vermeiden.

Der Frauenarzt stellt den Status der Geschlechtshormone fest, ein Defizit wird medikamentös ausgeglichen. Männer mit Hashimoto und Kinderwunsch sollten sich in analoger Weise behandeln lassen.

Bestimmung der Schilddrüsen-Werte und Antikörperspiegel

Anhand der Schilddrüsenwerte fT3, fT4 und TSH kann man die Arbeit der Schilddrüse beurteilen. Dabei können die Werte individuell variieren, abhängig etwa von Tages- und Jahreszeit, Alter, Geschlecht, von weiteren Erkrankungen und Arzneimitteleinnahmen.

Zur Beurteilung der Werte sind unbedingt auch die Einheiten und der Referenzbereich des untersuchenden Labors zu beachten. Bei Frauen mit Hashimoto sollte der Spiegel von freiem Trijodthyronin (fT3) und freiem Levothyroxin (fT4) im Blutserum im Normbereich liegen und hier eher im oberen Drittel.

Als normale Werte gelten für fT3  5,4-12,3 pmol/l und für fT4 10-23 pmol/l. Beim TSH-Wert wird der Bereich 0,3-1,0 mU/l angestrebt. Zusätzlich untersucht der Arzt, ob schilddrüsenspezifische Antikörper vorliegen. Bei Hashimoto-Thyreoditis können sich Antikörper gegen die Schilddrüsen-Peroxidase (TPO-Antikörper) oder gegen das Speicherprotein Thyreoglobulin (Tg-Antikörper) entwickeln. Die Antikörper können während der Schwangerschaft auf das Kind übergehen, ohne jedoch Symptome beim Kind auszulösen. Nach der Geburt baut das Immunsystem des Kindes die Antikörper wieder ab. Die Schilddrüsenwerte und der Antikörperstatus werden alle 3-4 Wochen überprüft.

Lebensnotwendige Medikamente für das Kind

Medikamente, die eine Schwangere zur Behandlung ihrer Hashimoto-Erkrankung einnimmt, sind nicht nur für sie selbst unentbehrlich, sondern ermöglichen zudem ein gesundes Heranwachsen des ungeborenen Kindes.

Dies gilt vor allem für Geschlechts- und Schilddrüsenhormone. So wird bei einem Mangel oder Ungleichgewicht der weiblichen Hormone Estrogen und Progesteron mit Hormonpräparaten substituiert bis die Spiegel wieder im Normalbereich liegen. Männer erhalten Testosteron, um einen Mangel auszugleichen. Die Schilddrüsenhormone werden individuell und regelmäßig an den Bedarf angepasst.

Im Laufe der Schwangerschaft kann sich dieser erhöhen, bis das ungeborene Kind selbst Schilddrüsenhormone herstellt. Die Schilddrüsentabletten müssen regelmäßig eingenommen werden, der beste Zeitpunkt dafür ist morgens eine Stunde vor dem Frühstück.

Die Hormone werden mit Wasser eingenommen, andere Getränke wie Milch, Kaffee oder Tee eignen sich nicht, da sie die Wirkstoffe binden und unwirksam machen. Auch weitere Arzneimittel wie Eisentabletten müssen zeitversetzt eingenommen werden, um Wechselwirkungen auszuschließen.

Selen und Antioxidantien für Mutter und Kind

Das Spurenelement Selen kann bei Hashimoto-Thyreoditis die Entzündung der Schilddrüse einschränken und ist wichtig bei der Umwandlung von T3 in T4. Ob es während der Schwangerschaft weiter eingenommen werden soll, entscheidet der Arzt.

Zusätzlich empfiehlt sich für die werdende Mutter eine ausgewogene Ernährung, die Eisen, Omega-3-Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide enthält.

Jod für die Kindesversorgung

Hohe Dosen an Jod können bei einer Hashimoto-Erkrankung die Entzündung der Schilddrüse anfachen. Deshalb sollten Betroffene keine stark jodhaltigen Lebensmittel wie Algen essen, auch Nahrungsergänzungsmittel mit Jod sind für sie ungeeignet.

Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit gelten jedoch andere Regeln. Hier werden auch für von Hashimoto betroffene Mütter täglich 150-200 µg Jod empfohlen, um das Kind ausreichend zu versorgen.

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