Artikel 15/06/2016

Modernste Therapien bei Venenerkrankungen - der Venenkleber

Dr. med. Jörg Fuchs Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurg, Phlebologe
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Der Sommer steht vor der Tür und die Beine schmerzen. Sie schwellen an und dicke Krampfadern, die sich bläulich unter der Haut schlängeln, werden sichtbar. Es handelt sich um kein reines Frauenleiden - auch wenn jede fünfte Frau davon betroffen ist. Unter einer Venenerkrankung leidet auch jeder sechste Mann.

Welche Ursachen für Venenerkrankungen sind bekannt?

Krampfadern sind eine Volkskrankheit. Spezialisierte Ärzte für Venenerkrankungen, sogenannte Phlebologen, sind sich einig, dass für die Entwicklung einer Venenschwäche die familiäre Veranlagung die Hauptursache darstellt. Haben beide Elternteile Venenprobleme, dann sind in 90% der Fälle auch die Kinder betroffen. Ursächlich für die Veneninsuffizienz ist ein schwaches Bindegewebe, sodass durch den Rückstau des Venenblutes die Gefäße überlastet und gedehnt werden.

Die Venenklappen, die für den zum Herzen gerichteten Rücktransport von Bedeutung sind, können aufgrund der zu weiten Venen nicht mehr schließen. Immer mehr Blut staut sich zurück. Vermehrt bilden sich Besenreiser und die sich bläulich unter der Haut schlängelnden Krampfadern.

Welche weiteren Faktoren spielen eine Rolle bei Venenleiden?

Obwohl der Mechanismus, der eine Venenerkrankung begünstigt, nicht restlos geklärt ist, werden Faktoren in den Vordergrund gestellt, die bei näherer Betrachtung, haltlos sind. Dem Standpunkt, dass eine Schwangerschaft, die Einnahme der Pille, zunehmendes Alter, Übergewicht, stehende Berufe oder Bewegungsmangel als Risikofaktoren zu betrachten sind, fehlt die wissenschaftliche Grundlage. Frauen haben ein anderes Bindegewebe als Männer, das ist zutreffend.

Ob Frauen hohe oder flache Schuhe tragen, sollte ebenfalls nicht überbewertet werden. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern liegt bei 3,3 %. Das stehende oder sitzende Berufe - hier herrscht meistens auch ein Bewegungsmangel vor - zu Beschwerden führen können, liegt auf der Hand.

Welche Symptome treten bei einer Venenerkrankung auf?

Ein Druck- oder Spannungsgefühl, sichtbare Schwellungen, braune Verfärbungen der Haut, Juckreiz, Hautverletzungen bis hin zu offenen Stellen, Besenreiser oder sichtbare Krampfadern sollten die Betroffenen veranlassen, frühzeitig die Beingefäße bei einem Phlebologen oder in einer Praxis für Gefäßmedizin untersuchen zu lassen.

Die Untersuchung

Die Untersuchung ist einfach und nicht schmerzhaft. Mit dem Ultraschall können die tiefen und oberflächlichen Venen dargestellt werden. Gleichzeitig schaut sich der Mediziner auch die Arterien an, so dass das Gefäßsystem der Beine in allen Abschnitten abgeklärt ist. Es folgen in der Regel noch zwei Funktionstests, dann kann der Patient aus der Praxis für Gefäßmedizin entlassen werden. Ist bei der Untersuchung eine behandlungsbedürftige Krampfader festgestellt worden, schlägt der Phlebologe verschiedene Venen-Therapien vor.

Welche Therapiemethoden gibt es?

Das bekannteste Verfahren ist das Stripping. Hierbei wird die Vene in Narkose chirurgisch über Hautschnitte herausgezogen. Üblicherweise trägt der Patient nachher für 8 Wochen Kompressionsstrümpfe.

Die anderen beiden bekanntesten Verfahren sind die Laser- oder Radiowellentherapie. Unter Narkose oder in einem Dämmerschlaf wird ein Katheter in die zu behandelnde Vene eingeführt und die Vene wird anschließend mit Hitze (ungefähr 120°C) geschrumpft.

Im Anschluss wird für 2-4 Wochen ein Kompressionsstrumpf getragen. Als das modernste Verfahren in der Therapie von Venenerkrankungen ist der Venenkleber zu erwähnen. Er ist besonders schonend, erfolgt ambulant und ohne Narkose und eine Nachbehandlung mit einem Kompressionsstrumpf entfällt komplett.

Der verwendete Kleber ist seit 1960 in der Medizin zugelassen. Die meisten kennen ihn als Sprühpflaster. Der Kleber wird über eine dünne Sonde in die krankhafte Vene eingespritzt und verschließt diese sofort. Sommer, Sonne und Hitze spielen keine Rolle, da kein Strumpf erforderlich ist. Besondere Vorbereitungen und Vorkehrungen sind nicht erforderlich. Der Venenkleber ist ideal für Berufstätige, da keine Krankheitstage anfallen.

Menschen, die beispielsweise gerinnungshemmende Medikamente nehmen müssen, brauchen diese nicht abzusetzen. Risiken, die eine Narkose unmöglich machen, sind unbedeutend, da keine Narkose erforderlich ist.

Aktuell ist der Venenkleber das modernste und im Vergleich zu den anderen Verfahren, das am wenigsten belastende Verfahren. Die Kosten für Laser, Radiowelle oder Venenkleber sind gleich und werden erstattet. Sie liegen bei 2500 Euro. Falls mehr als ein Bein zu therapieren ist, fallen Mehrkosten von circa 400 Euro an.

Das bekannte Stripping ist eine Kassenleistung. Gesetzlich versicherte Patienten stellen einen Kostenübernahmeantrag bei ihrer Krankenkasse und können dann selbstverständlich auch mit dem Venenkleber behandelt werden.

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