Artikel 30/09/2011

Alternative Ernährungsformen - rund um Trennkost, Ayurveda und Co.

Team jameda
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Bewusste Ernährung ist wieder im Trend. Und damit rücken auch alternative Ernährungsformen wie Trennkost oder Ayurveda wieder in den Fokus - doch sind sie wirklich gesünder?

Trennkost

Prinzip:
Die Trennkost geht auf den amerikanischen Arzt William Hay zurück. Er ging davon aus, dass falsche Ernährung das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen im Körper stört und dass kohlenhydrathaltige und proteinhaltige Lebensmittel nicht gleichzeitig verdaut werden können. Deshalb werden nach Hay in den Mahlzeiten kohlenhydrat- und proteinreiche Lebensmittel voneinander getrennt. Außerdem sollen basenbildende Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst und Milch etwa 80 Prozent der verzehrten Mahlzeiten ausmachen, säurebildende Lebensmittel wie Getreide, Fleisch, Zucker, Käse und Zitrusfrüchte nur 20 Prozent. Zwischenmahlzeiten sind bei der Trennkost verboten.

Bewertung:
Wissenschaftlich sind die Theorien von Hay inzwischen widerlegt. Der menschliche Verdauungstrakt ist durchaus in der Lage, gleichzeitig Proteine und Kohlenhydrate zu verdauen. Verschiedene Puffersysteme im Körper gleichen den Säure-Base-Haushalt aus. In der strengen Trennkost nach Hay werden nach Ansicht von Ernährungswissenschaftlern zu wenig Getreide- und Milchprodukte verzehrt. Dadurch können Defizite bei Mikronährstoffen wie Calcium, Magnesium, Eisen und Jod entstehen. Positiv ist zu bewerten, dass der Schwerpunkt der Lebensmittelauswahl auf frischen naturbelassenen Nahrungsmitteln mit einem hohen Anteil von pflanzlichen Produkten liegt. Günstig ist außerdem, dass auf Auszugsmehl und zuckerhaltige Lebensmittel größtenteils verzichtet wird.

Ayurveda

Prinzip:
Unter dem Begriff Ayurveda versteht man eine fast 5000 Jahre alte Heilkunde, die aus Indien stammt. Dabei werden auch Regeln aufgestellt, mit denen der Körper gesund bleiben soll. Im Ayurveda wird davon ausgegangen, dass jeder Menschen einen individuellen Konstitutionstyp besitzt, der durch verschiedene Anteile der drei Doshas (Lebensenergien) geprägt ist. Durch Ernährung und Lebensführung sollen die Doshas im Gleichgewicht gehalten werden. Wer sich ayurvedisch ernährt, wählt die Lebensmittel so aus, dass sie seinem Konstitutionstyp entsprechen. In der Praxis wird bei der ayurvedischen Ernährung der Schwerpunkt auf pflanzliche Lebensmittel gelegt, die möglichst frisch und naturbelassen sein sollen. Auch Milch und Butter können verzehrt werden. Stark verarbeitete Lebensmittel werden abgelehnt. Fleisch, Süßigkeiten und schwere Kost sollen nur in geringen Mengen gegessen werden.

Bewertung:
Die Theorie, die der ayurvedischen Ernährungsweise zugrunde liegt, ist mit den Maßstäben der westlichen Naturwissenschaften nicht belegbar. Da in der Praxis aber eine Ernährung resultiert, die im wesentlichen den ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen entspricht, kann ayurvedische Kost dauerhaft verzehrt werden.

Ernährung in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Prinzip:
Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die seit etwa 3000 Jahren praktiziert wird, erfolgt die Lebensmittelauswahl individuell. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass die Nahrung das Gleichgewicht zwischen ‘Yin’ und ‘Yang’ fördert. Mit diesen Begriffen werden verschiedene gegensätzliche Prinzipien beschrieben, deren Gleichgewicht für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen entscheidend ist. In der Ernährung sollen die Lebensmittel so ausgewählt werden, dass sie die individuelle Konstitution wieder ins Gleichgewicht führen. Dazu werden außerdem die fünf Elemente beachtet, denen die Lebensmittel jeweils mit ihren verschiedenen thermischen Wirkungen (heiß, warm, neutral, erfrischend, kalt) zugeordnet werden. Das führt dazu, dass der Schwerpunkt der Ernährung auf gekochtem Vollkorngetreide und gedünstetem Gemüse liegt, die jeweils warm verzehrt werden. Nur in kleinen Mengen sollen Rohkost, Fleisch, Fisch und Milchprodukte sowie kalte Nahrung gegessen werden.

Bewertung:
Vorteilhaft ist der große Anteil an pflanzlichen Nahrungsmitteln. Dass die Lebensmittel vorzugsweise gekocht verzehrt werden, kann aber dazu führen, dass bestimmte Vitamine durch die Hitze zerstört werden. Die Einordnung der Lebensmittel in bestimmte Kategorien ist naturwissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Nach der Ansicht von Ernährungsexperten sollte eine Ernährung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin durch Zwischenmahlzeiten mit Rohkost ergänzt werden.

Makrobiotik

Prinzip:
Die Makrobiotik wurde im 20. Jahrhundert durch den Japaner Ohsawa begründet. Später wurden die Prinzipien durch seinen Landsmann Kushi sowie den US-Amerikaner Acuff modifiziert. Wie in der traditionellen chinesischen Medizin spielen auch in der Makrobiotik die Begriffe Yin und Yang eine grundlegende Rolle. In der Makrobiotik werden einzelnen Lebensmitteln bestimmte Auswirkungen auf die beiden Gegensätze zugeschrieben. So werden scharfe Gewürze beispielsweise der Qualität „extrem Yin’ zugeordnet, während Fisch als „ausgewogen Yang’ klassifiziert wird. In der ursprünglichen Form ist die Makrobiotik eine streng vegane Ernährungsform, bei der hauptsächlich Vollkorngetreide und Gemüse verzehrt werden. Tierische Lebensmittel werden außer Fisch nicht gegessen, Obst nur gelegentlich. Die Modifizierung nach Acuff ergänzt zusätzlich noch Eier und fettreichen Fisch. Milchprodukte werden in beiden Formen so gut wie nicht verzehrt.

Bewertung:
Ernährungsexperten bemängeln, dass in der strengen Form der Makrobiotik zu wenig Calcium, Vitamin D und Vitamin B12 enthalten ist. Auch ist der Fett- und Proteingehalt der Nahrung sehr gering. In einer niederländischen Studie an Kindern, die streng makrobiotisch ernährt wurden, zeigten sich Wachstumsverzögerungen und Abmagerung. Zumindest für Kinder ist die strenge makrobiotische Ernährung nicht geeignet. Wenn die Variante der Makrobiotik nach Acuff gewählt wird, kann bei geeigneter Lebensmittelauswahl eine ausreichende Nährstoffversorgung erreicht werden. Kinder sollten allerdings täglich Milchprodukte bekommen und die Nahrung einen ausreichende hohen Fettgehalt haben, um genügend Energie für das Wachstum zu liefern.

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