Artikel 18/11/2019

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Dr. med. Johann Wolfgang Rechmeier

Dr. med. Johann Wolfgang Rechmeier Radiologe, Nuklearmediziner, Spezieller Schmerztherapeut
Dr. med. Johann Wolfgang Rechmeier
Radiologe, Nuklearmediziner, Spezieller Schmerztherapeut
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. med. Johann Wolfgang Rechmeier interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Radiologe und Nuklearmediziner.

jameda: Herr Dr. Rechmeier, was hat Sie motiviert, Radiologe und Nuklearmediziner zu werden?

Herr Dr. Rechmeier: Die Freude an Chemie und Physik hatte ich schon immer. Insofern war es naheliegend, die Tür zur Radiologie und Nuklearmedizin zu öffnen. Die Grundlagen beider Fächer sind im ersten Schritt abstrakt. Im zweiten Schritt führt ihre Anwendung zu faszinierenden Möglichkeiten, um den menschlichen Organismus verstehen zu lernen. Die Möglichkeit des Verstehens über eine bildhafte Sprache. Vielleicht war das ausschlaggebend.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Rechmeier: Besonders das Gelenk, seine Schönheit. Das ineinander verwobene Zusammenwirken von mechanischen Gesetzmäßigkeiten, biochemischen Abläufen, Funktionsverhalten von Körperzellen. Sich dem Verständnis dieses Zusammenwirkens zu nähern. Dieses Wissen dann zu nutzen, um bei einer Erkrankung des Gelenkes heilend einzuwirken und Patienten damit zu helfen, Lebensqualität wiederzufinden.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Rechmeier: Das Radiologie und Nuklearmedizin oftmals gleichgesetzt werden mit reiner Diagnostik. Allein in einem stillen, dunklen Kämmerlein zu sitzen, quasi. Natürlich ist Diagnostik ein ganz wesentlicher Bestandteil. Doch gehört auch die Therapie von Erkrankungen dazu, z. B. von Schmerz-, Gelenk-, Bandscheiben,- Wirbelkörper-, Osteoporose-, Hormon-, und Gefäßerkrankungen. Bei der Nuklearmedizin ist die Therapie von gutartigen und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen zentraler Tätigkeitsschwerpunkt. Beide, Radiologie und Nuklearmedizin, sind ganzheitliche Schwerpunktfächer mit diagnostischem und therapeutischem Ansatz.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Rechmeier: Ja, das stimmt. Diese Problematik wird in Folge der immer höheren zeitlichen Belastung durch Beruf und andere Verpflichtungen verstärkt. Eine Erkrankung konfrontiert uns Menschen jedoch immer auch damit, dass wir Teil der Natur sind. Und die Natur hat ihren eigenen Rhythmus. Oft ist die Geduld der Schlüssel zum Umgang mit einer Erkrankung und auch zur Heilung. Wir nehmen uns für jeden Patienten die Zeit, um seine/ihre Beschwerden genau zu verstehen und gezielt angehen zu können. Die gute Arzt-Patienten-Kommunikation und das Miteinanderarbeiten sind meines Erachtens eine entscheidende Voraussetzung.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Rechmeier: Es geht darum, einen optimalen und individuellen Weg für Heilung zu finden. Wenn Patienten andere Wege gehen, kann das mehrere Ursachen haben, z. B. berufliche Notwendigkeiten. Dann muss dem Patienten geholfen werden, berufliche Erfordernisse und Genesung in Einklang zu bringen. Manchmal wurden die Gedanken zum Therapieablauf nicht verständlich genug vermittelt. Dann bedarf es der erneuten Besprechung und Erläuterung. Patienten haben auch eigene Ideen dazu, was ihnen hilft, oder bringen Anregungen anderer Therapeuten ein. Das ist sehr wichtig, denn die Rückmeldung vom Patienten ist eine der zentralen Stützen für die Therapie.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Rechmeier: Das Gesundheitssystem sollte transparenter, moderner, innovationsfreundlicher und patientenorientierter werden. Zudem wäre ein spürbarer Abbau der Bürokratie wünschenswert. Die bürokratischen Hürden sind oftmals unzumutbar und helfen in der Patientenbehandlung wenig.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Rechmeier: Hier sprechen Sie ein weites Feld an. Verbesserungspotential gibt es immer. Insbesondere in einer so extrem innovativen Zeit, wie wir sie erleben. Es ist wichtig, ständig auf hohem akademischen Niveau zu bleiben. Das sollte jedoch nicht dazu führen, nur wissenschaftlich und abstrakt Krankheiten zu behandeln. Wir haben gerade über Therapiepläne für Patienten gesprochen. Für mich steht das Zuhören und Beraten im Vordergrund. Jeder Patient hat seinen persönlichen Hintergrund mit seinen Besonderheiten. Das persönlich Besondere zu berücksichtigen und so mit dem Patienten gemeinsam den optimalen Therapieansatz finden.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Rechmeier: Radiologie und Nuklearmedizin sind unglaublich innovative Felder. Ich bin zum Beispiel völlig begeistert von unserem offenen MRT. Die MRT misst die Kernspinresonanz von Atomkernen. Das ist unglaublich feinsinnig. Die Bildqualität, die wir dabei erreichen und das offen und niederfrequent, hätte ich früher für unmöglich gehalten. Das zeigt, wie eine Entwicklung zur anderen führt. Interventionelle Radiologie, also dass wir im radiologischen Gerät unter Sichtkontrolle ein Medikament millimetergenau an die richtige Stelle platzieren, ist jetzt auch im MRT und damit völlig strahlungsfrei möglich.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Rechmeier: Es berührt mich immer sehr, wenn eine begeisterte Rückmeldung kommt, wenn ein Patient wieder Tennis, Golf oder Fußball spielen, Reisen oder mit den Enkeln auf den Spielplatz gehen kann. Es hat mich auch sehr gefreut, viele unserer Patienten auf unserer Praxisfeier zu sehen. Daran merkt man, dass die Beziehung zu unseren Patienten sich nicht nur auf einer professionellen, sondern auch auf einer menschlichen Ebene abspielt. Mehr kann man sich als Arzt nicht wünschen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Rechmeier: Die eigene Befindlichkeit beharrlich und nachdrücklich zu achten. Schmerz und Unwohlsein haben einen Grund, auch wenn dieser manchmal nicht in den ersten Untersuchungsergebnissen direkt offensichtlich wird. Beschwerden nicht bagatellisieren oder negieren sondern so lange suchen, bis die Ursache gefunden ist. Hierbei ist der fachübergreifende Ansatz oftmals entscheidend.

Zur Praxis

Ausstattung für die radiologische Diagnostik und Therapie: Offenes MRT, dosisreduziertes CT, digitales Röntgen

Ausstattung für die nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie: Doppel-Kopf-Gamma-Kamera, Durchleuchtungsgeräte für bestimmte Gelenkbehandlungen wie die Radiosynoviorthese

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