Das jameda-Interview: 10 Fragen an Dr. med. Johanna Pedall

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Dr. med. Johanna Pedall interessante Fragen zu Ihrer Motivation Chirurgin zu werden und der Beziehung zwischen Arzt und Patient.

jameda: Was hat sie motiviert, Ärztin zu werden?
Frau Dr. Pedall: Die Passion entwickelte sich bereits in meiner Kindheit durch die lange Familientradition. Die Chirurgie als die Königsdisziplin in der Medizin wurde mir von meinem Vater und meinem Patenonkel in die Wiege gelegt. Die Faszination dem Kranken mit den eignen Händen sowie Wissen und Geschick helfen zu können blieb mir bis heute erhalten.

jameda:  Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen sie die größten Herausforderungen?
Frau Dr. Pedall: Am meisten freut es mich, wenn meine Arbeit Früchte trägt und ich zur Genesung des Patienten beitragen kann.  Die größte Herausforderung für mich ist auch bei einem skeptischen oder ängstlichen Patienten das notwenige Vertrauen zu erlangen, um gemeinsam den therapeutischen Weg begehen zu können.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen sie in der Praxis?
Frau Dr. Pedall: Ein Chirurg ist für die meisten Patienten ein Arzt, der nur schneidet. Um jeden chirurgischen Eingriff zu hinterfragen und zu indizieren, erfordert es ein großes Allgemeinwissen über alle Krankheitsbilder. Nicht immer ist die Operation der einzige Weg. Ich behandle meine Patienten auch oft konservativ  und rate von unnötigen Operationen ab.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten sie in solchen Situationen?
Frau Dr. Pedall: Meine Tür ist für meine Patienten und deren Angehörige immer offen. Ein offenes und vertrauenvolles Gespräch gibt immer Kraft und Zuversicht.

jameda: Wie reagieren sie, wenn sie merken, dass ein Patient ihren Therapieplan nicht befolgt?
Frau Dr. Pedall: Ich hinterfrage sofort meine Therapieform und frage mich und den Patienten nach dem Grund. Gemeinsam können wir dann auch einen anderen Weg einschlagen, der sowohl für den Arzt wie auch für den Patienten vertretbar ist. Aus solchen Situationen können sich neue und bessere Konzepte entwickeln.

jameda: Wenn sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden sie als erstes tun?
Frau Dr. Pedall:  Jeder Patient sollte seinen Arzt frei wählen können, denn die Beziehung basiert auf Vertrauen.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben die Ärzte ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Frau Dr. Pedall: Ich wünschte mir, die jungen Ärzte oder auch Chirurgen hätten genau so viel Glück wie ich damals in meiner Ausbildung. Ich hatte sehr gute Lehrer, die mich als Arzt geprägt haben. Leider fehlen oft jegliche Vorbilder, von denen die Jungen lernen könnten. Medizin kann man nicht nur aus den Büchern lernen!!

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die sie in ihrer Praxis anwenden?
Frau Dr. Pedall: Ich  operiere die Hämorrhoiden und die Venen nach den neusten minimal invasiven Techniken. Grundsätzlich bilde ich mich regelmäßig fort und hinterfrage streng die neusten Techniken, nicht immer müssen sie besser sein und nicht immer für jeden geeignet!

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in ihrer Praxis, das sie nie vergessen werden?
Frau Dr. Pedall: Solche Momente gibt’s viele. Die positiven Erlebnisse bestärken mich in meiner Arbeit und geben mir Kraft, die negativen lassen mich nachdenken. Demut ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Arztseins. Eine gesunde Selbstkritik gehört auch dazu und ist für mich sehr wichtig.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten sie unseren Lesern auf dem Weg geben?
Frau Dr. Pedall: Gehe behutsam mit deinem Leben und deiner Gesundheit  um, beides ist kostbar und nicht selbstverständlich. Vorsorge ist immer besser als Nachsorge!

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