Das jameda-Interview: 9 Fragen an Dr. med. Ralph-Detlef Köhn

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Dr. med. Ralph-Detlef Köhn interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Internist und danach, wie er Patienten motiviert.

jameda: Herr Dr. Köhn, was hat sie motiviert, Internist zu werden?
Herr Dr. Köhn: Ich hatte nach meinem Studium in München das Glück einer sehr breiten internistischen Ausbildung mit vielen praktischen diagnostischen Untersuchungsmethoden einschließlich Radiologie und Endoskopie. 
An der “inneren Medizin “ begeistert mich, dass man den Menschen als Ganzes sehen muss. Ich vergleiche das immer mit einem Puzzle: Mich begeistert nach konzentriertem Zusammenfügen das fertige Bild und ich möchte mich nicht nur als Spezialist für ein einzelnes Puzzleteil verstehen

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Köhn: Freude bereiten mir unsere Mitarbeiterinnen, denen ich immer sage: “Ich muss Euch lachen hören, wenn Ihr morgens zur Arbeit kommt“. Freude bereitet es mir, wenn ich zunächst unklare Symptome eines Patienten durch Untersuchungen zu einer Diagnose zusammenfassen kann, weil ich weiß, dass vor einer erfolgreichen Therapie die richtige Diagnose steht. Freude bereitet es mir, wenn ein Patient mitdenkt und mitmacht. Größte Herausforderung ist, bei den alltäglichen Routine- und Bagatellbeschwerden ernste Krankheiten nicht zu übersehen. Und natürlich die politischen Rahmenbedingungen…

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Köhn: Zunächst einmal erkläre ich meinem Patienten, dass er sich darauf verlassen kann, dass ich offen zu ihm bin. Das bedeutet, dass ich eine Therapie nur dann vorschlage, wenn ich fest davon überzeugt bin, dass er persönlich davon profitiert. Ich erinnere ihn daran, dass seine ersten Rechenaufgaben, die ersten Leseübungen, die ersten Schwimmversuche etc. wahrscheinlich auch nicht so verlaufen sind, dass mein Patient sich sicher war, das jemals erfolgreich beherrschen zu können.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Köhn: Ich biete an und erwarte: Offenheit. Dann analysieren wir die Gründe und treffen eine u.U. neue Therapieentscheidungen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Köhn: Transparenz – Eigenverantwortlichkeit und eine offene Diskussion, was uns Gesundheit Wert ist und was individuelle und was gemeinschaftliche Aufgabe/ Leistungsübernahme ist.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Köhn: Mehr Prophylaxe, weniger Reparaturbetrieb. Effektivere Verzahnung und Kommunikation der verschiedenen Fachgruppen und sonstigen Leistungserbringer untereinander.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Köhn: Wir sind bestrebt und stolz, ein im hausärztlichen Bereich so nicht übliches diagnostisches Angebot mit jeweils modernen Geräten anbieten zu können. So haben wir in das digitale Röntgen investiert obwohl woir betriebswirtschaftlich keinerlei Vorteil davon haben.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Köhn: Es gibt eine große Zahl sehr schöner, manchmal leider auch belastender Erlebnisse. Erfüllend ist immer wieder das Erlebnis, manchen Patienten/Patientin als kleines Kind kennengelernt und in der Schul-, Ausbildungszeit begleitet zu haben und dann den gemeinsamen Lebenspartner/partnerin oder ggf. sogar das erste gemeinsame Kind behandeln zu dürfen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Köhn: Kümmere Dich um Deinen Körper so wie Du Dich um Dein Haustier, Deine Zimmerpflanze, Deinen Garten oder Dein Auto kümmerst:
nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zur Person

Dr. med. Ralph – D. Köhn studierte und promivierte an der LMU München, danach absolvierte er den Wehrdienst als Stabsarzt. Nach breiter internistischer Ausbildung in zwei Krankenhäusern ließ er sich 1992 in der väterlichen Praxis in Essen als Gemeinschaftspraxis mit Ehefrau Dr. med. Katrin Köhn aus Düsseldorf nieder.

Allgemeinmediziner | Allgemeinmediziner Berlin | Allgemeinmediziner Hamburg | Allgemeinmediziner München | Allgemeinmediziner Köln | Allgemeinmediziner Frankfurt