Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Dr. med. Christian Hentschelinfo_plain_20gr

Herr Dr. med. Hentschel ist Allgemeinmediziner in Düsseldorf. (©Dr. Hentschel)

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Hentschel interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Allgemeinmediziner.

jameda: Herr Dr. Hentschel, was hat Sie motiviert, Allgemeinmediziner zu werden?
Herr Dr. Hentschel: Als Hausarzt erhält man einen umfassenden Blick auf den Patienten. Waren die Patienten eben noch Kleinkinder, sind sie morgen in der Schule und bald darauf schon Studenten in der Universität. Dieser ganzheitliche Ansatz hat mich immer fasziniert.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? 
Herr Dr. Hentschel: Das Vertrauen, das ich von meinen Patienten erhalte, ist schon enorm. Es ist eine große Ehre und Anerkennung, die ich jeden Tag erfahren darf. Die große Aufgabe wird es in Zukunft sein, trotz aller wirtschaftlichen Zwänge dieses Vertrauensverhältnis nicht durch die Politik mit ihren wirtschaftlichen Maßregelungen zerstören zu lassen.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Hentschel: Prinzipiell wenigen. Meine Patienten sind meist schon gut vorinformiert. Manchmal kann es vorkommen, dass der Patient unbedingt eine bestimmte Therapie bekommen will oder meinen Vorschlag ablehnt.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?  
Herr Dr. Hentschel: Wenn jemand 30 Jahre alt ist und eine chronische Erkrankung hat, sich aber nur 10% seiner Lebenszeit damit beschäftigt, dann wären das genau 3 Jahre. So lange benötigen wir sicher nicht, aber das Beispiel verdeutlicht, wie relativ Zeit und Geduld sein können.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Hentschel: Im Gespräch versuche ich, die Gründe dafür zu finden und vielleicht Ängste abzubauen, denn manchmal liegt es an ganz einfachen Missverständnissen. Wenn es aber zu keiner Einigung bzgl. des Vorgehens kommt, sollte der Arzt nicht zögern, das Therapieverhältnis aufzulösen.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Hentschel: Ich würde die Barriere zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung abbauen. Es kann doch nicht sein, dass wir für 35 € einen Krebspatienten 3 Monate lang betreuen sollen - unsere Medizin ist so gut, wie der Gesetzgeber sie reglementiert.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Hentschel: Häufig höre ich von meinen Patienten von unendlich langen Wartezeiten, die sie insbesondere bei Fachärzten hatten. Ich glaube, da gibt es sehr viel Verbesserungspotential. Die Wartezeiten versuchen wir extrem kurz zu halten, dafür kann man dann aber auch manchmal nur kurz miteinander sprechen, ein anderes Mal dafür jedoch länger.

Ein Einblick in die Praxis von Herrn Dr. Hentschel. (©Dr. Hentschel)
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden? 
Herr Dr. Hentschel: Ja, als Allergologe wende ich die modernsten Therapien an. Dazu gehören z.B. die sogenannten monoklonalen Antikörpertherapien. Diese sind wirklich ein Segen und können bei bestimmten Erkrankungen, wie allergischem Asthma bronchiale und Psoriasis, aber auch in der Rheuma- und Krebstherapie wahre Wunder erzielen. Sie sind allerdings sehr teuer und nur mit großer Bedacht auszuwählen.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Hentschel: Ja, sogar viele. Ein Kind mit schwerem allergischem Asthma bronchiale hatte jahrelang trotz hoher Kortison Dosen extreme Luftnot und starke Nebenwirkungen vom Kortison. Mit einer neuen Therapieform braucht das Kind jetzt kein Kortison mehr und muss zudem fast kein Spray mehr verwenden. Heute macht das Kind Sport, geht mittlerweile auf das Gymnasium und führt ein völlig normales Leben.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben? 
Herr Dr. Hentschel: Freuen Sie sich täglich über die kleinen Dinge des Lebens!

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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