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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Stefan Thürmer interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Hals-Nasen-Ohrenarzt.

jameda: Herr Dr. Thürmer, was hat Sie motiviert, Hals-Nasen-Ohrenarzt zu werden?

Herr Dr. Thürmer: HNO war von Anfang meines Medizinstudiums an mein klares Wunschziel. Ich habe zuvor erst orientierend Slawistik und dann Gesang studiert, um Opernsänger zu werden. Nach 2-3 Jahren hat sich dann herauskristallisiert, dass es für die Mailänder Scala oder ein anderes großes Opernhaus nicht reichen wird und daraufhin habe ich beschlossen, Medizin zu studieren, um Stimmarzt zu werden und mit meiner sängerischen Erfahrung Patienten in Stimmberufen helfen zu können.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Thürmer: Die größte Freude macht natürlich jede erfolgreiche Behandlung und die Dankbarkeit der Patienten. Wir haben in der Praxis einen Patientenstamm über Generationen hinweg. D. h. dass jetzt die Patienten mit ihren Kindern kommen, die vor 25 Jahren als Kinder von ihren Eltern in unsere Praxis gebracht worden sind.

Die größte Herausforderung ist immer wieder, versteckte Zusammenhänge zwischen diversen krankheitsverursachenden Faktoren aufzudecken. Z. B. die Beteiligung von unbekannten Allergien an HNO- und Stimmkrankheiten oder die Einflüsse diverser Medikamente auf Hals, Nase und Ohren. Diese Detektivarbeit lohnt sich.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Dr. Thürmer: Es gibt keine Vorurteile, sondern nur falschen Umgang mit Vorurteilen. Wir haben z. B. in unserer Praxis ein gemischtes Team aus weiblichen und männlichen medizinischen Fachangestellten. Die durchgehende Kompetenz unseres Teams lässt aber nach dem ersten Besuch in unserer Praxis keinen Raum für anhaltende Vorurteile.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Dr. Thürmer: Den Patienten immer wieder und kontinuierlich zu motivieren, die Behandlung durchzuziehen und nicht die Flinte ins Korn zu werfen, gehört zu unseren vornehmsten Aufgaben als Ärzte. Mit Geduld – und manchmal mit etwas Humor zwischendurch – kann man gute Resultate erreichen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Hyposensibilisierungsbehandlungen („Spritzenkur“) bei Allergien, die sich über drei Jahre hinziehen (der Patient kommt alle 4 Wochen) und in den meisten Fällen dann gute und langanhaltende Besserung verschaffen.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Dr. Thürmer: Ebenfalls mit Geduld und mit Fragen nach den Gründen. Oft ist es einfach Schusseligkeit oder Zeitknappheit. Das kann man aber schon bei der Planung der Therapie berücksichtigen. Ein klassisches Beispiel dafür ist die dreimalige Einnahme von Medikamenten morgens, mittags und abends. Bei Berufstätigen wird meist die Mittagstablette vergessen. Da planen wir eben für diesen Patienten ein anderes Medikament, das man nur früh und abends nehmen muss.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Dr. Thürmer: Die diversen Reformen und Änderungen des Gesundheitssystems haben in den letzten Jahrzehnten den ärztlichen Arbeitsalltag nicht leichter gemacht.

In unserer Praxis haben wir uns für den pragmatischen und schon immer gangbaren Weg entschieden, die Arbeit in der Praxis nur an den Bedürfnissen der kranken Menschen auszurichten. So bieten wir schon seit Jahren „offene Sprechzeiten“ an und untersuchen und behandeln jede Patientin und jeden Patienten unterschiedslos gleich gründlich.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Dr. Thürmer: Man muss sich selbst immer wieder in Frage stellen und seine Entscheidungen hinterfragen und überdenken. Das medizinische Wissen erweitert und erneuert sich dank der Forschung immer schneller. Da muss man manche Gewohnheiten über Bord werfen können und offen sein für neue Behandlungsansätze und Therapie- und Untersuchungsverfahren, ohne gleich auf jeder neuen Mode- bzw. Behandlungswelle mitzuschwimmen. Wie überall im Leben sind hier eine vorausschauende Offenheit und gleichbleibende Gelassenheit wichtig.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapien oder Geräte, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Dr. Thürmer: Mit großer Selbstverständlichkeit wenden wir in unserer Praxis immer wieder neueste Erkenntnisse und neueste Behandlungsmethoden an. Alle unsere ärztlichen MitarbeiterInnen und alle unsere medizinischen Fachangestellten besuchen regelmäßig Fortbildungskongresse und Kurse, um sich ständig auf dem neuesten Stand zu halten.

Beispielsweise führen wir in unserem Praxisschwerpunkt der Stimmheilkunde viele neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden wie Pneumographie (Messung der Atembewegungen während der Stimmproduktion) und die Wasserwiderstandstherapie zur Behandlung von Stimmstörungen durch.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Dr. Thürmer: Da gibt es viele Beispiele. Emotional berührend sind immer wieder die Patienten, die als Kinder bei mir waren, dann nach vielen Jahren als Erwachsene wieder in die Praxis kommen und dann darum bitten, weiter geduzt zu werden, weil ich sie doch schon so lange kenne. Da sind Momente, die das Herz erwärmen, Vertrauen beweisen und zufrieden machen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Dr. Thürmer: Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers. Wenn das Ohr anfängt zu pfeifen, wenn die Nase juckt, wenn die Stimme wegbleibt, wenn der Husten quält, wenn wir nachts ohne Grund schwitzen – dann will der Körper damit etwas sagen. Überhören Sie solche Signale nicht und machen Sie nicht einfach weiter in Ihrem Alltag. Horchen Sie in sich hinein und öffnen Sie sich für Ratschläge und Behandlungsmöglichkeiten. Wir helfen Ihnen gern dabei.

Zur Person:

  • Ständige Fort- und Weiterbildung in allen Bereichen der HNO-Heilkunde sowie der Sprach-, Stimm-, Schluck- und kindlichen Hörheilkunde.
  • Vortragstätigkeit für die Weiterbildung und Fortbildung von Fachärztinnen und Fachärzten
  • Leitung des ärztlichen Qualitätszirkels für Phoniatrie und Pädaudiologie Mittelfranken
  • Berufenes Mitglied des Prüfungsausschusses der Bayerischen Ländesärztekammer für das Fachgebiet der Stimm-, Sprach und kindlichen Hörheilkunde

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